Jenseits von London

13.6.2012, 13:30 Uhr
Jenseits von London

© Theo Kiefner

Bislang letzter „Fürther“ bei Olympia war ein gebürtiger Leipziger. Der Marathonläufer Carsten Eich startete 2000 bei den Spielen in Sydney, eine Chance auf eine Medaille hatte er nicht. Schon damals lagen die besten Zeiten des LAC Quelle, dessen Trikot einst Weltmeister (Patriz Ilg) und Olympiasieger (Bernd Kannenberg, Claudia Losch) trugen, weit zurück. Inzwischen, so Cheftrainer Armin Kreß, ist sogar die bloße Qualifikation eines Fürther Athleten für Olympia „nicht realistisch“.

Sowohl Ulrike Giesa (Diskus) als auch Robert Dippl (Kugelstoßen) gehören zwar zur erweiterten Spitze in Deutschland, liegen aber mit ihren aktuellen Bestleistungen doch relativ deutlich unterhalb der geforderten Olympia-Norm. Selbst mit Blick auf die in zwei Wochen nach der DM stattfindende Europameisterschaft geben aktuelle Bestweiten von unter 60 Metern (Giesa) beziehungsweise unter 20 Metern (Dippl) kaum zu großen Hoffnungen Anlass.

Die Mittelstreckler Anne Kesselring und Martin Conrad haben zwar bei den Deutschen Meisterschaften sogar gewisse Medaillenchancen, müssten sich aber über 800 Meter ebenfalls deutlich steigern, um für eine Reise nach London in Frage zu kommen. Immerhin, meint Cheftrainer Kreß, sei für beide das Erreichen der EM-Norm nicht völlig ausgeschlossen.

Jenseits von London

Um sicher Starter bei internationalen Großereignissen stellen zu können, fehlt dem LAC spätestens seit der Quelle-Pleite das Geld. Kreß: „Wie im Fußball auch, fragen die Sportler: Was kannst du mir bieten?“ Beispielsweise war Verena Sailer, die nach ihrem Wechsel zur MTG Mannheim 2010 Europameisterin über 100 Meter wurde, nicht zu halten gewesen.

Wer meint, Kreß sei ob der Ausgangslage zerknirscht, irrt. Der 47-Jährige, hauptberuflich mit Qualitätssicherung beschäftigt, sieht das 1969 mit finanzieller Unterstützung von Gustav Schickedanz gegründete Leichtathletikcentrum vielmehr „auf einem guten Weg“. Kreß, seit April 2011 im Amt, setzt mangels Geld auf den Nachwuchs. „Es ist unsere einzige Chance, junge Leute aus der Region aufzubauen und sie hier zu verwurzeln.“ Deshalb schaut man beim LAC vorerst mehr auf Barcelona als auf London. In der katalanischen Hauptstadt finden vom 10. bis 15. Juli die Junioren-Weltmeisterschaften (U20) statt. Katharina Winkler (Hochsprung), Isabell Hergenröther (400 Meter Hürden) und Dimitri Antonov (Dreisprung), der kürzlich mit 15,29 Meter den 32 Jahre alten Bayerischen U18-Rekord brach, könnten laut Kreß die Qualifikation für diese Titelkämpfe schaffen. Beispiel Winkler: Die talentierte Mehrkämpferin mit der Spezialdisziplin Hochsprung müsste 1,80 Meter überqueren. Ihre persönliche Bestmarke liegt bei 1,79 Metern. Dabei ist Winkler wie Antonov erst 16 Jahre alt. Falls sie es in diesem Jahr noch nicht zur U20-WM schaffen, haben beide also noch ein paar weitere Versuche frei.

„So stark vertreten wie nie“

Besonders freut sich Kreß auf die am 20. Juli in Mönchengladbach stattfindenden Deutschen Jugendmeisterschaften (U18). „Da sind wir so stark vertreten wie nie.“

Vielleicht schon in vier Jahren könnten aus diesem Talente-Fundus Top-Athleten gewachsen sein. Möglicherweise darf man also 2016, wenn Rio de Janeiro Olympia-Gastgeber ist, auch mal wieder mit Sportlern des LAC auf großer internationaler Bühne rechnen.

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