Johnnys Welt: Cash-Tribute-Show in der Stadthalle Fürth

23.4.2018, 17:07 Uhr
Johnnys Welt: Cash-Tribute-Show in der Stadthalle Fürth

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Tribute-Konzerte sind eine zweischneidige Sache. Da kommen tolle Songs von erstklassigen Komponisten zu Gehör, vorgetragen von soliden bis engagierten Musikern. Aber es ist halt doch nicht der Original-Interpret, darum tröstet man sich mit der Erkenntnis "besser gut nachgespielt. als schlecht selbstkomponiert". Ganz zu schweigen von Epigonen, die den Auftritt des großen Vorbilds bis ins Detail zu imitieren glauben, sodass nur eine unfreiwillige Parodie herauskommt.

Tom Parsons hingegen geht anders vor. Nein, er sieht nicht aus wie Johnny Cash (1932-2003), auch wenn sein Gesicht schon diverse Witterungsfurchen zeigt. Seine Stimme ist tief und warm, seine Arrangements sind ganz dem großen Vorbild verpflichtet. Vor allem aber will er uns nicht sich, sondern "den Menschen Johnny Cash, seine Welt und seine Musik" — so der Untertitel des Konzerts — nahebringen. Dies tut er mittels eines dokumentarisch gehaltenen Films, der aus Standfotos und einem gesprochenen Text besteht, und der das Konzert an den entscheidenden Momenten unterbricht. Oder unterbrechen die Songs den Film? Wir sehen schwarzweiße Fotos von Arkansas, von Farmern und Arbeitern, spüren den Flair der Depressionszeit, des ländlichen und spießigen Amerikas. Es folgen Familienbilder. Und das erste Trauma, der grausige Unfalltod des geliebten Bruders und die Zurückweisung des Vaters, in dessen Augen der "bessere Sohn" gestorben sei.

Schon gut, jetzt wollen wir Musik hören. Doch was sehen wir? Einen untersetzten Herrn in Hosenträgern, den musikalische Jungspunde auf offener Bühne bedrängen. Eine Spielszene. Claudio Volino, der Moderator des Konzerts, spielt den Chef des "Sun Records"-Studios, der den jungen Johnny anhört und beinahe rauswirft. Aber der zweite Song, ja, der hat etwas. Gut, geben wir dem Jungen eine Chance.

Und in diesem Stil geht es weiter. All die berühmten Songs spielt Tom Parsons mal solo, mal zu viert, mal mit einem Dutzend Begleitern. Stets von Accessoires der 50er und 60er Jahre umgeben, wie klobigen Mikrophonen, Begleitsängerinnen in adretten Kostümen und Leihgaben aus dem Radiomuseum. Auch Cashs Geliebte und schlussendlich zweite Frau June Carter — gesungen und verkörpert von Zsofia Fenyvesi alias "Miss Rhythm Sophie" — bekommt ihr eigenes Programm, bis sie sich endlich mit ihrem Johnny zusammentut.

Daneben hören wir vom Tournee-Stress, von Amphetaminsucht, von Autounfällen und kleinen Delikten und vom ersten Totalabsturz. Vom selbstmörderischen Abstieg des Musikers in eine Höhle und seiner Auferstehung als geläuterter Lazarus. Von den ebenso riskanten wie epochalen Konzerten in den Zuchthäusern von Folsom und San Quentin. Musik für Kriminelle? Kauft doch keiner! Irrtum. Konzert und Information wechseln sich weiter ab, mit "I Walk the Line", mit dem Duett "If I were a Carpenter" und dem unvermeidlichen "Ring of Fire" bis zur nächsten Talfahrt und dem nächsten Aufstieg bis zur körperlichen Zerrüttung und den einsamen Gesängen der letzten Aufnahmen. Das klingt schwer nach Legendenbildung, aber Tom Parsons hält doch den nötigen Abstand, auch wenn er Cashs sehr amerikanische Religiosität mit furchtbar kitschigen Bildern illustriert. Was überzeugt, ist die Musik. Und ein Abschluss-Song wie "Redemption" jagt tatsächlich eine Gänsehaut über den Rücken. Die Cash-Fans toben vor Begeisterung.

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