Jüdische Geschichte: Mal raus aus dem Klassenzimmer

19.10.2014, 22:00 Uhr
Jüdische Geschichte: Mal raus aus dem Klassenzimmer

© Foto: Edgar Pfrogner

Gerade in Fürth wäre es jammerschade, wenn man sich Geschichte nur anliest, sich allein mit Hilfe von Büchern oder Internetseiten mit dem Gewesenen vertraut macht, findet Katrin Kasparek: Die Stadt habe schließlich so viele „sprechende Orte“, vor allem wenn es um die jüdische Geschichte geht.

Wer sich auf Spurensuche begibt, bekommt ein Gespür dafür, was alte Häuser und Plätze erzählen – das ist der Gedanke hinter den Unterrichtsmaterialien, die der Verein „Geschichte Für Alle“ für die Mittel- und Oberstufe erstellt hat. Die Anregung kam von Lehrern, sagt Kasparek, wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Ob die Materialien wie erhofft funktionieren, hat am Donnerstag eine elfte Klasse des Nürnberger Sigmund-Schuckert-Gymnasiums getestet. In kleinen Gruppen ließ Kasparek die Schüler sechs Themen erarbeiten: Die einen beschäftigten sich mit Synagogen in Fürth, andere mit Jakob Wassermann, dem Jüdischen Friedhof, dem israelitischen Schulhof, der Arisierung in Fürth oder der Schriftkapsel (Mesusa), die am Türpfosten vieler Häuser angebracht war.

Mit Fragebögen wurden die Schüler losgeschickt. Die meisten Antworten finden sich in Fürth, sagt Kasparek, manchmal muss auch das Internet helfen. Für die Recherche darf das Smartphone gezückt werden.

Die Fragebögen lassen sich flexibel einsetzen, man kann die Erkundungstour zur Hausaufgabe machen oder in den Unterricht einbetten. Gestern zogen die Schüler noch gemeinsam durch die Stadt. Jede Gruppe zeigte den Mitschülern, was sie herausgefunden hatte. Die Gruppe um Anna Weidner etwa lenkte den Blick auf verputzte Schlitze, wie man sie an mancher Sandsteinfassade findet: Hier wurde die Mesusa in der NS-Zeit weggerissen, man wollte keine Zeichen jüdischen Lebens im Stadtbild haben.

Das Urteil nach dem Testlauf: Sich das Wissen selbst zu erarbeiten, habe ihr gut gefallen, sagt Anna Weidner. Der Rundgang danach habe sich allerdings etwas gezogen.

Die Materialien sind für die Mittel- und Realschule ebenso geeignet wie fürs Gymnasium. Lehrer können sich anhand von Lösungsbögen vorbereiten. Und wem das Konzept gefällt, kann gleich weitermachen: Auch zur jüdischen Geschichte in Nürnberg wurden Unterrichtsmaterialien (mit anderen Themen) erstellt.

Die Unterlagen sind dank der Stiftung EVZ für Schulen kostenfrei. Bestellung unter Tel. 30 73 60, info@geschichte-fuer-alle.de

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