Fürth bekommt die Jüdischen Filmtage

30.1.2015, 06:00 Uhr
Fürth bekommt die Jüdischen Filmtage

© Foto: Mark Johnston

Die Idee lag auf der Hand. „Warum“, fragte denn auch Christian Ilg vom Babylon, „gibt es so etwas nicht schon längst?“ Der Fürther Kinomacher stieß bei Daniela Eisenstein, Leiterin des Jüdischen Museums Franken, sofort auf Zuspruch: „Daran gedacht haben wir auch. Aber uns fehlte bislang das Know-How, um so ein Projekt zu realisieren.“ Die Zusammenarbeit bot sich also an. Gemeinsam hat man jetzt die Premiere für die Jüdischen Filmtage in Fürth geplant und sich auf das Schwerpunktthema Homosexualität in Israel geeinigt.

„Wir wollen die Vielfalt jüdischen Lebens zeigen“, betont Eisenstein, „Klischees ein bisschen aufbrechen und neue Fenster mit neuen Bildern öffnen.“ Ausgewählt wurden Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme, die hier zuvor noch nicht gezeigt wurden. Man habe aus einer großen Vielfalt wählen können, sagt Tobias Lindemann, beim Babylon-Kino unter anderem für Kooperationen und Programmauswahl zuständig. Das liege nicht zuletzt daran, dass Israel eines der wenigen Länder in der Region ist, das Homosexualität nicht unter Strafe stellt. Ambitionierte Beiträge des schwulen Kinos werden von der staatlichen Filmförderung unterstützt.

In Fürth wird unter anderem Haim Tabakmans Spielfilm „Du sollst nicht lieben“ zu sehen sein, der von Kritikern als „Brokeback Mountain im orthodoxen Jerusalem“ beschrieben wurde. Psychokrimi und Coming-of-Age-Geschichte zugleich ist „Liebesbriefe eines Unbekannten“. Der Dokumentarfilm „Bear with me“ von Orly Buiums berichtet mit lakonischer Sympathie von einer Gruppe schwuler Männer und ihrem Alltag. Im Rahmen der Filmtage gibt es zu diesem Themenkreis eine Podiumsdiskussion. Unter dem Titel „. . . und das ist gut so – Schwul und jüdisch früher und heute“ beteiligt sich zum Beispiel Martin Arie Rudolph, der erste Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg.

Eine weitere Podiumsdiskussion setzt sich mit jüdischem Feminismus auseinander – einem zweiten Schwerpunkt der vier Tage im Babylon. Zuvor läuft „Get – Der Prozess der Viviane Amsalem“ von Shlomi Elkabetz und Ronit Elkabetz. Der Spielfilm, der gerade erst in vielen Feuilletons große Beachtung fand, konfrontiert die Zuschauer mit der Schwierigkeit, eine religiös geschlossene Ehe wieder aufzulösen.

Jüdische Geschichte, das Älterwerden und Sterben, Punkjuden oder israelisch-palästinensische Themen werden zudem in anderen Filmbeiträgen beleuchtet. Fest steht bereits jetzt, dass die Jüdischen Filmtage in Fürth zu einer festen Einrichtung werden sollen. „Jedes Jahr im Februar“, sagt Daniela Eisenstein wird der Termin eingeplant. Ziel und Wunsch der spannenden Tage im Babylon-Kino am Stadtpark sind klar definiert: „Wir wünschen uns, dass viele interessierte Besucher kommen, Filme anschauen und sich austauschen.“

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