Jugenddiakonin sagt Roßtal Adieu

6.5.2016, 13:00 Uhr
Jugenddiakonin sagt Roßtal Adieu

© Foto: Sabine Rempe

Fast drei Jahre hatte sie im alten Mesnerhaus ihr Büro. Katrin Schiller lacht: „Als ich zum ersten Mal hierherkam, habe ich schon überlegt, wie das ist, jeden Tag über den Friedhof zur Arbeit zu gehen . . .“ Längst kann sie sich die Antwort selbst geben: „Das war sogar richtig schön, auch weil die Gräber alle so sorgfältig bepflanzt sind und immer alles blüht.“

Was die 33-Jährige an ihrer Arbeit in Roßtal am meisten begeisterte, ist die lebendige Jugendarbeit, die von vielen getragen wird. „Wenn ich schon mal im Kollegenkreis davon erzählt habe, dann habe ich manchmal neidische Blicke geerntet“, sagt sie.

Die Gründe für das Staunen der anderen? Hier erklärt die Statistik einiges: „Es ist hier gute Tradition, dass sich die meisten im entsprechenden Alter auch konfirmieren lassen“, sagt Katrin Schiller.

Die Vorbereitung für Präparanden und Konfirmanden hat einen guten Ruf: „Die Gemeinschaft zieht an.“ In der Regel beginnen die Kurse für Jungen und Mädchen in der siebten Klasse.

Gleich am Anfang gibt es eine Übernachtung in der ehrwürdigen St.-Laurentius-Kirche. Deren Geschichte begann vor rund tausend Jahren, die Kinder von heute dürfen erkunden, was zwischen Krypta und Kirchturm auf sie wartet: „Sie sollen entdecken, dass das ihre Kirche ist, in der viel Leben steckt. Nicht einfach nur ein Ort, an dem man vielleicht am Sonntag auf das Ende des Gottesdienstes wartet.“ Zu Schillers Aufgaben als Diakonin in Roßtal zählte, was sie „klassische Jugendarbeit“ nennt: Kindergruppen, Zeltlager oder eben die „Konfis und Präpis“. Bei der Vorbereitung auf die Konfirmation sind stets auch engagierte Mitglieder der Evangelischen Jugend dabei. In vielerlei Hinsicht eine gute Sache, sagt Katrin Schiller: „Die ganz Jungen lernen die älteren Jugendlichen auf diese Weise kennen und erfahren mehr darüber, wie es nach der Konfirmation weitergehen kann. Etliche entscheiden sich dann, dabei zu bleiben.“ Derzeit seien in der Evangelischen Jugend Roßtal zwischen 50 und 60 Jugendliche von 14 bis 22 Jahren aktiv. „Das ist eine sehr lebendige Gemeinschaft.“

Gar nicht so selten, dass selbst während des Studiums in einer anderen Stadt der Kontakt besteht: „Manche kommen in den Ferien zurück und helfen etwa beim Zeltlager.“ Den Schlüssel für den starken Zusammenhalt sieht die Diakonin nicht zuletzt darin, dass alle Gruppen dicht vernetzt sind und immer wieder gemeinsame Aktionen anstehen.

Die Position der Jugenddiakonin in Roßtal ist zur Hälfte eine landeskirchliche Planstelle, die andere Hälfte wird eigenständig finanziert. Dahinter stehen der Jugendförderverein, die Kirchenstiftung und Spenden. Zur Unterstützung gibt es Aktionen, an denen sich auch Konfirmanden und Jugendmitarbeiter beteiligen.

Gemeinsam werden zum Beispiel im Herbst Äpfel gepflückt und gemostet, der Saft wird dann verkauft. Das Selbstverständnis hinter all diesen Bemühungen imponiert Katrin Schiller: „Hier wird signalisiert, dass wir diese Stelle finanzieren, weil wir wollen, dass die Jugendarbeit weitergeht.“

Für Katrin Schiller, die ihr erstes Kind erwartet, beginnt jetzt der Mutterschutz. Sie ist nach Bamberg umgezogen. Ihr Abschied aus Roßtal sei nun zwar ein bisschen wehmütig, vor allem aber geprägt von tollen Erinnerungen. „Ein Höhepunkt war für mich etwa das Bergwochenende für die Konfirmanden, das ist eine richtige Bergtour. Erst wird jedes Mal ein wenig gemault, wenn es heißt, wir wandern. Aber wenn dann alle gemeinsam den Gipfel erreicht haben, ist jeder stolz.“

Was sie mitnimmt aus Roßtal? Katrin Schiller muss nicht grübeln. „Ich bin fasziniert davon, wie hier eine lebendige Jugendarbeit gelingt.“ Nie sei es zum Beispiel schwierig, Helfer zu finden. „Es gibt immer motivierte Jugendliche, die mit anpacken.“ Aus dem gemeinsamen Tun entstehe dann wieder das gute Gefühl, zusammen etwas gestemmt zu haben. „Und Spaß haben dabei auch immer alle.“

Noch etwas findet sie besonders: „Anders als vielleicht in Sportvereinen geht es hier aber nicht darum, etwas gut zu können oder eine Leistung zu erbringen“, überlegt Katrin Schiller. „Jeder darf hier so sein, wie er ist, und machen, was er kann.“

Keine Kommentare