"Kaninhop": Trend für sportliche Kaninchen

25.2.2015, 18:32 Uhr

© Thomas Scherer

Eine Wiese unweit des Bibertbads. Besonders angenehm ist es in diesen Tagen nicht, mehrere Stunden an der frischen Luft zu verbringen. Gegen die Kälte hat Lena Heindel eine dicke Mütze übergezogen, und so, wie die Schülerin ihr Kaninchen Babo in den Händen hält, könnte man fast meinen, sie will auch diesem etwas Wärme spenden.

Für traute Zweisamkeit ist allerdings keine Zeit. Ein Europameister muss schließlich trainieren, um noch besser zu werden – oder, um wie ein ganz Großer für ein Bild zu posieren. Wortlos setzt die 15-Jährige ihr Kaninchen auf den Boden, das prompt losrennt und ein buntes Hindernis aus Holz und Plastik überspringt. Dann ein zweites, drittes, viertes. Schluss. Alles auf Anfang.

Ursprünge in Skandinavien

Bei der Europameisterschaft in der Schweiz haben die beiden das tagelang so gemacht und sieben Medaillen abgesahnt, darunter zwei goldene. Heindel als Mentorin, Babo, der eigentlich Captain Barbossa heißt, als hopsender Held. Führend ist Deutschland in dieser Disziplin dennoch nicht. Der Sport entstand in Schweden, „wo auch viele ältere Menschen und nicht nur so junge wie bei uns Kaninhop machen“, sagt Lena. Eine Frage drängt sich jedoch auf: Wie kommt man auf so etwas? „Wir hatten schon immer Hasen, auch öfters Jungtiere. Beim Verkaufen im Internet haben wir dann eine Werbung von Kaninhop gesehen“, erzählt Lena Heindel.

Seit zwei Jahren lässt die tierverliebte junge Frau nun schon Kaninchen über Hindernisse hüpfen und hat mittlerweile eine Gruppe von zehn Leuten aufgebaut. Diese firmiert als Jugendabteilung des Kleintierzuchtvereins B 475. Zweimal wöchentlich wird trainiert, dazu täglich Gassi gegangen.

Kritik von Tierschützern

Ganz frei von Kritik ist der Sport nicht. Tierschützer beklagen eine mentale und körperliche Überforderung der Tiere. Harald Heindel, Lenas Vater und Gruppenleiter der Kaninhopper, kann das nicht nachvollziehen: „Gewöhnlich sind Kaninchen immer im Käfig, so bekommen sie viel Auslauf“, sagt er, „und in der Natur springen sie ebenfalls.“

Tochter Lena ergänzt, dass so die Vertrautheit zwischen Tier und Mensch gefördert werde und die Kaninchen allmählich zahmer würden. Dass Scooby, ein weiterer Titelheld, während des Gesprächs ruhig auf dem Schoß sitzt, scheint das zu bestätigen.

Beim Tierschutzverein Nürnberg-Fürth teilt man diese positive Auffassung nicht. „Kaninchen sind Fluchttiere, die nicht für solche Wettbewerbssituationen geeignet sind“, sagt Leiterin Heike Weber. Die Tiere seien zwar sehr bewegungsfreudig, dafür genüge aber ein ausreichend großes Gehege mit Platz für etwas Auslauf vollkommen. Die Behauptung, dass Kaninchen auch in der Natur gerne springen, hält sie für falsch. Um sich vor natürlichen Feinden zu schützen, würden diese eher flach am Boden rennen. „Und Tieren ein Geschirr anzulegen und sie mit Leckerli über die Hindernisse zu locken, ist sicher keine artgerechte Haltung“, findet Weber.

Zurück nach Zirndorf, wo die Heindelschen Tiere tatsächlich an der Leine geführt werden, was aber nur zu deren Schutz vor Hunden dient, wie Vater und Tochter betonen. Macht man Kaninhop nun für sich oder für das Tier? „Sowohl als auch“, sagt Lena Heindel. Einerseits mache es einfach Spaß, gemeinsam zu üben, andererseits gefalle es den Tieren gewiss auch, aus engen Käfigen und Boxen zu kommen.

Wer hat nun Recht? Es sieht ganz so aus, als lasse sich der Interessenkonflikt zwischen Tierschützern und Kaninhoppern nicht auflösen.


 

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