Karasek auf Pointenjagd

26.4.2015, 12:00 Uhr
Karasek auf Pointenjagd

© F.: Sebastian Blutau

Kommt ein 80-Jähriger zum Arzt. . . Nein, die kostbaren Feuilleton-Zeilen dürfen nicht fürs Witzeerzählen verschwendet werden. „Das find ich jetzt gar nicht komisch“ ist schon Karaseks zweites Witzebuch. Und auch hier hat er zwischen diese Nacherzählungen etwas Hintergrund gestreut.

Sigmund Freud kam dem Witz schon vor über 100 Jahren auf die Schliche, weil der dem wohlerzogenen, zivilisierten Menschen das Ventil liefert, die bösen, sexistischen, politisch inkorrekten Gedanken doch noch äußern zu dürfen. Der gute Witz spricht aber die Dinge nicht wirklich aus, der Zuhörer reimt sich die unsauberen Gedanken selbst zusammen.

Kein Wunder also, dass das Thema Sex im Witz so eine Rolle spielt. Und das wiederum, so Karasek, am stärksten bei denen, die ihn noch nicht oder nicht mehr haben: Pubertierende und Alte. Sagt nämlich der 80-Jährige zum Arzt: „Wenn ich mit meiner Frau im Bett zusammen war, hör ich hinterher so ein Pfeifen im Ohr.“ Meint der Doktor: „Was haben Sie in Ihrem Alter erwartet, standing ovations?“

Karasek kriegt diese ovations immer noch, weil er bekannt ist, viele gute Bücher über das Kino oder Billy Wilder geschrieben hat, und weil er unterhaltsam vorträgt. Geschickt beginnt er den Abend auch mit einer Reminiszenz aus dem Literarischen Quartett, das ihn populär machte. Bei einer Ausstrahlung unter freiem Himmel zerreißt Ober-Kritiker Reich-Ranicki gerade ein Buch von Martin Walser. Da, ein dramatisches Donnergrollen. Darauf Ranicki, die Hände zum Himmel: „Man wird doch gegen Walser noch was sagen dürfen.“

Also, Karasek ist ein guter Witzeerzähler. Er versemmelt keine Pointe. Und weil er ja erläutert und theoretisiert, darf auch der sexistische Witz dabei sein. Wie zum Beispiel der: Ehemann versaut beim Frühstück sein Hemd mit Ei und Marmelade, entschuldigt sich bei ihr: „Ich seh aus wie ein Schwein.“ Sie: „Genau, und vollgekleckert hast du dich auch.“

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