Kein Shorts-Bann an den Fürther Schulen

28.6.2017, 16:00 Uhr
Kein Shorts-Bann an den Fürther Schulen

© Foto: Berny Meyer

Es ist ein heißes Thema, das in Hamburg gerade für Aufsehen sorgt: Obwohl es an der Waterkant laut Statistik rund 190 Regentage im Jahr gibt, haben mehrere Schulen Kleiderordnungen erlassen, die den Sommer im Visier haben. Seit wenigen Tagen gilt zum Beispiel am Gymnasium Eppendorf die Regel, dass "bauchfreie Shirts, pofreie Shorts oder zu kurze Röcke" im Unterricht nicht erwünscht sind.

In Fürth stoßen solche Vorgaben auf entspannte Besonnenheit. "Am Heinrich-Schliemann-Gymnasium gibt es keine Kleiderordnung, aber auch keine Notwendigkeit, an solche Vorschriften zu denken", sagt zum Beispiel Schulleiter Carsten Böckl. In den vergangenen Tagen sei es freilich "echt heiß" gewesen. Als kleine Abkühlung wurden für die besonders sonnenbeschienenen Klassenzimmer im Gebäude an der Königstraße zehn Ventilatoren angeschafft.

Böckl selbst erinnert sich gut an seine Schulzeit: "Da bin ich natürlich auch in kurzer Hose in den Unterricht." Heute trägt er als Zugeständnis an die Hitze ein kurzärmliges Hemd: "Im T-Shirt wird mich hier niemand antreffen."

Auch im Helene-Lange-Gymnasium denkt keiner daran, einen Textil-Kodex zu formulieren. "Das ist einfach kein Thema", erklärt Nora Leykamm, die ständige Stellvertreterin des Schulleiters. "Von keiner Seite, weder von Lehrern noch von Schülern oder Eltern, gab es bei uns dazu irgendeine Rückmeldung." Sie selbst greift gerne zu Kleid und Blazer, zu Bluse und Rock. "Natürlich kommt man nicht auf die Idee, ein Strandkleid anzuziehen."

Auch Dietmar Jungkunz, Schulleiter am Hardenberg-Gymnasium, legt Wert auf "eine gewisse Vorbildfunktion" beim eigenen Outfit und hält zum Beispiel "lausige Flipflops" am Lehrkörper für ein No-Go. Er bezweifelt aber, dass eine Vorschrift für die Schülerinnen und Schüler überhaupt korrekt formuliert werden kann und fragt sich: "Wie genau müsste man denn da ins Detail gehen?"

In Hamburg-Eppendorf bleibt man tatsächlich ein bisschen blumig, spricht in der neuen Schulordnung unter anderem von "übertiefen Dekolletés" und macht ansonsten schlicht klar, dass auf "zu freizügige Kleidung" zu verzichten ist. Da bleibt im hohen Norden möglicherweise schon Stoff für Diskussionen . . .

Aber, nur mal angenommen, es käme doch mal jemand im Freibad-Outfit zur Schule, was wäre dann? Hardenberg-Chef Jungkunz: "Das war hier noch nie der Fall, aber wenn, dann würde das einfach in einem Vier-Augen-Gespräch angesprochen und auf keinen Fall vor der ganzen Klasse." Was geht und was nicht, regele sich aber ganz unaufgeregt im täglichen Miteinander. "Ich glaube, innerhalb der einzelnen Klassen gibt es jeweils so etwas wie eine unausgesprochene gemeinsame Linie, nach der sich alle richten und mit der sich alle wohlfühlen."

In Oberasbach sieht Heinz Beiersdorfer, Schulleiter am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, ebenso wenig wie seine Fürther Kollegen Handlungsbedarf: "Ich gehe jeden Tag während der Pausen durchs Schulhaus, mir sind noch nie extreme Auswüchse aufgefallen", sagt er. Eine klare Absage an irgendwelche Klamotten-Erlasse also. Mehr noch. Beiersdorfer sieht eine gravierende Ungerechtigkeit darin, dass mal wieder die Kleidung von Mädchen und jungen Frauen genau unter die Lupe genommen wird. "Wenn ein Junge mit einer kurzen Hose kommt, regt sich keiner auf. Ganz anders beim weiblichen Geschlecht – das ist doch eine Form von Diskriminierung."

Grundsätzlich gilt deshalb: "Gleiches Recht für alle." Was nicht heißt, dass es nicht gewisse Richtlinien gibt: "Badekleidung würde ich natürlich nicht gestatten", versichert Heinz Beiersdorfer. Er selbst trägt "immer eine Krawatte", schätzt im Sommer Leinenanzüge und stellt fest: "An die Etikette halte ich mich schon."

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