Keine Extrawurst für den Grundigpark

5.12.2018, 06:00 Uhr
Keine Extrawurst für den Grundigpark

© Archivfoto: Winckler

Wie berichtet, haben Anwohner Alarm geschlagen, weil sie im dicht bebauten neuen Wohngebiet keinen Parkplatz mehr finden. Sie hatten der Aussage des Verkäufers vertraut, dass es schon genug öffentliche Parkplätze an der kommunalen Erschließungsstraße gebe und sich den Kauf eines privaten Stellplatzes gespart. Weil wildes Parken bereits Rettungsfahrzeuge und Müllautos behinderte, musste eine Problemlösung gefunden werden.

Die wird nach der Beratung im Bauausschuss jedoch nicht Sache der Kommune sein. Vielmehr gibt die Stadt den Schwarzen Peter an die Bewohner zurück. Bei einer Begehung in den Abendstunden wurde nämlich festgestellt, dass ein Großteil der 144 Tiefgaragenstellplätze ungenutzt waren. Als Grund zieht Straßenverkehrsamtschef Hans-Joachim Gleißner Bequemlichkeit von weiter entfernt wohnenden Eigentümern in Erwägung.

Rein rechnerisch dürfte es im Grundigpark überhaupt keinen Engpass geben, denn 204 zugelassenen Autos der Bewohner stehen dort 241 Parkplätze gegenüber. Allerdings sorgen zusätzliche Firmenwagen und die Autos von Besuchern für Probleme. Diese auf dem Rücken der Radler zu lösen, kommt für Gleißner nicht in Frage. "Damit würden wir unsere Bemühungen um mehr Fahrradfreundlichkeit konterkarieren", sagt der Amtsleiter. Der Konflikt im Grundigpark wirft für ihn vielmehr die Frage auf, ob man nicht rechtsverbindlich vorschreiben sollte, dass beim Erwerb einer Wohnung zwingend der dazugehörige Stellplatz mitgekauft werden muss. Gleißner: "Wohnen und Parken müssen als Einheit gesehen werden."

Befreiung möglich

In Fürth können sich Bauherren allerdings auf Antrag von der Verpflichtung zum Schaffen eigener Parkplätze freikaufen. Von den Ablösesummen schafft dann die Kommune ihrerseits Stellflächen — etwa in der geplanten Quartiersgarage an der Gebhardtstraße. Für Diskussionen über zu wenige Parkplätze hat zuletzt das geplatzte Wohnprojekt auf dem Steiner Krügel-Areal gesorgt. Hier sollten — wie auch im Fürther Generationenwohnprojekt Spiegelfabrik — mit Rücksicht auf das geplante Carsharing weniger Parkplätze als vorgeschrieben entstehen.

Am Grundigpark lassen sich zusätzliche Stellplätze anstelle des Radstreifens schon rein technisch nicht realisieren. Parkplätze würden die Fahrbahn derart einengen, dass Lastwagen im Begegnungsverkehr nicht mehr aneinander vorbeikommen. Jetzt dürfen Lastwagen den Radstreifen mitbenutzen, wenn es eng wird. Vorausgesetzt allerdings, dass sie dabei keine Radler behindern. Weil der Gehsteig zu schmal ist, kann er für Parkplätze nicht so weit eingeengt werden, dass der Lkw-Begegnungsverkehr wieder möglich wird.

Gut frequentiert

Mit bis zu 415 Radlern täglich ist die Route am Europakanal gut frequentiert. Seit Anlage der Schutzstreifen hat sich ihre Zahl laut städtischer Untersuchung mehr als verdoppelt. Und die Radspuren leisten gute Dienste, weil die Verkehrsbelastung mit bis zu 530 Fahrzeugen pro Stunde hier ziemlich hoch ist.

Angelegt werden konnten die mit gestrichelten Linien ausgewiesenen Schutzstreifen am Straßenrand im Zuge der Generalsanierung der Stauffenbergbrücke dank öffentlicher Förderung. 40 Prozent der Kosten wurden vom Klimaschutzprogramm des Bundes übernommen. Bei einer nachträglichen Zweckentfremdung als Parkraum ist zu befürchten, dass die Stadt diese Zuschüsse zurückzahlen muss.

Was die Stadt ungeachtet dessen von einer Sonderregelung für die Anwohner im Grundigpark abhält, ist die Befürchtung, dass das Beispiel Begehrlichkeiten in anderen ebenfalls unter Verkehrsdruck stehenden Wohngebieten wecken könnte. Und einen Domino-Effekt will man nicht riskieren. Vielmehr wird ein Ausbau des Fußwegs zum nahen Bahnhaltepunkt Alte Veste angeregt, um den öffentlichen Nahverkehr als Alternative zum Auto für die Menschen in den 230 Wohnungen noch interessanter zu machen. Mit dem Fahrrad kommen sie ohnehin schon gut in die Innenstadt.

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