Kirchfarrnbacher Imkerei als Schule fürs Leben

10.7.2016, 09:00 Uhr
Kirchfarrnbacher Imkerei als Schule fürs Leben

© Foto: Fiedler

Die jungen Kirchfarrnbacher frönen durchaus auch der Musik oder digitaler Unterhaltung. Aber als sie im Konfirmationsunterricht Pfarrer Rainer Schmidt von seinem neuen Hobby schwärmen hörten, war der Vorsatz schnell gefasst: „Wir imkern mit“. Das gemeinsame Projekt, das die Konfirmanden möglichst lange zusammenhalten sollte, war benannt.

Pfarrer Schmidt sagt von sich, dass er auch das in den Konfirmationsunterricht einfließen lasse, was ihn selbst beschäftige. 2012 hat er jene faszinierende Welt entdeckt, deren Bewohner dem Beobachter eine gehörige Portion Respekt abnötigen. Nicht umsonst wird einem besonders fleißigen Menschen das Attribut „bienenfleißig“ zugeordnet.

Gleich beim ersten Nachtreffen — es findet immer am Montag nach der Konfirmation statt — „sind wir in den Pfarrgarten gegangen und haben uns die Stöcke der Schmidts angeschaut“, berichtet die 16-jährige Karla Wittkowski. Was im Herbst 2014 folgte, war der Grundkurs beim Bienenfachmann des Landkreises Fürth, dem Cadolzburger Konrad Müller. In seiner Schule lernten die Jugendlichen, wie man Kästen baut und Bienenvölker über Ableger teilt.

Für einen kurzen Moment halten der 15-jährige Elias Schmidt und sein fast volljähriger Imkerkollege Paul Wittkowski inne, um sich an die Anfänge zu erinnern. „Wir haben mit zwei Ablegern begonnen“, erzählen sie. Mittlerweile pflegen sie zwei Wirtschaftsvölker und drei Ableger. Die damit verbundene Arbeit scheuen sie nicht. Auch wenn Karla freimütig zugibt, dass sie am liebsten Honig schleudert: „Weil man da das Ergebnis seiner Arbeit sieht.“

Respektabler Schwarm

An die 50 Kilogramm haben die Kirchfarrnbacher Jungimker schon gewonnen und teils auch verkauft. Sie berichten von ihren Erfahrungen und der Arbeit für die Gesundheit der unermüdlichen Insekten, von der Komplexität des Zusammenlebens in einem Bienenvolk, von den wenigen Stichen und von dem eingefangenen Schwarm ausgeflogener Bienen. Schmidt beschreibt diese Aktion nur zu gern. Denn der Schwarm war gewaltig. Seine Respekt einflößende Größe hat sein Sohn Elias auf Film dokumentiert. „Man kann sich nicht vorstellen, wie viele Bienen sich in einem Volk organisieren“, meint Schmidt. Immerhin kann es ein starkes Volk auf bis zu 80 000 Immen bringen, in der Regel zählt es 40 000 bis 60 000.

Neben der Verantwortung, die die Imkerei mit sich bringt — zwei bis drei Mal pro Woche werden die Stöcke kontrolliert — haben die jungen Kirchfarrnbacher einen anderen Blick auf die Natur bekommen. „Wir sind viel aufmerksamer geworden, was wann wo und vor allem, wie viel blüht“, berichten sie. Und sie zeigen als zukünftige Erwachsenengeneration auch ihre Betroffenheit über Bienensterben und Bienennutzung.

Paul beschreibt die Zustände in China, wo der Umwelt und den Bienen über den mächtigen Einsatz von Pestiziden schwerste Schäden zugefügt wurden, und entrüstet sich über die Verhältnisse in den USA, wo die Imkerei zu einem Großindustriezweig verkommen sei, ohne Rücksichtnahme auf Kreatur und Schöpfung.

Der Film „More than honey“ habe sie zutiefst aufwühlt, berichten die Geschwister Karla und Paul. Vor allem die maschinelle Honigernte. Ohne Rücksicht auf arbeitende Bienen werden die Waben mit messerscharfen Klingen am Fließband abgestreift. „Es kommt zum massenhaften Bienentod“, prangern sie die naturwidrigen Methoden an. Ins Mark getroffen habe sie aber der Tod abertausender Honigbienen im Freien. „Die spritzen voll in die Obstbäume, wenn die Bienen sammeln.“ Und wie sehr es sie ergriffen habe, wenn die Kamera den qualvollen Tod vergifteter Bienen eingefangen habe.

Für Pfarrer Schmidt ist die Imkerei nicht nur eine Schule fürs Leben, wenn es um das Erkennen und Bewerten ökologischer Zusammenhänge geht. Er hat als Initiator der Imkergruppe auch einen pädagogischen Blick auf deren interne Dynamik. Ein Bienenvolk funktioniert deshalb perfekt, weil alle für die Gemeinschaft arbeiten. „Das Wohl der Bienen bringt alle zusammen“, sagt Schmidt und überträgt das auf seine „Ex-Konfis“: „Jüngere und Ältere, Mädchen und Burschen, und Besucher aller Schultypen, von der Förderschule bis zum Gymnasium“.

Ähnlich wie im Bienenstock ginge es zu. „Jeder muss sich einbringen. Jeder muss den anderen nehmen, wie er ist“, resümiert der Pfarrer. Die gemeinsame Verantwortung für ihre Völker vereine auch sein Team an Jungimkern.

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