Klassik trifft in Roßtal auf Courage

17.10.2016, 13:00 Uhr
Klassik trifft in Roßtal auf Courage

© Foto: Budig

Morgens um acht ist eine gute Zeit, ein bisschen Klassik live zu erleben: Mozarts Kegelstadt, Beethovens „Für Elise“, Sergej Prokofjew in einer Rap-Bearbeitung, dargeboten von den Berufsmusikern Anton Roters (Violine), Maria Roters (Klavier) und als Kopf und Moderator Johannes Erkes (Bratsche). Dazwischen ein bisschen wilder Paganini. Bezeichnend ist dabei, dass das konzertante und pädagogisch aufbereitete Vergnügen in der kleinen, aber schmucken Aula der Mittelschule Roßtal den Unterricht an diesem Tag ersetzen durfte.

Die Roßtaler sind seit vier Jahren die einzige Schule im Landkreis, an der zunehmend, derzeit etwa ein Drittel der Schüler und Schülerinnen, kostenlos klassischen Musikunterricht erhalten. Sie werden unterstützt von der Stiftung „Musizieren statt Konsumieren“ des Unternehmers Erich Fischer. Um den Instrumental-Unterricht und die Freude an der Klassik weiter zu fördern, kommen dreimal im Jahr Profimusiker in die Schule und stellen klassische Musik vor. Sie spielen Stücke, stellen den Komponisten vor, erklären den Kontext und zeigen auch, was dabei herauskommen könnte, wenn ein Mensch sein Instrument über Jahre erlernt.

Das klingt ein wenig gewagt. Doch es funktioniert ausgezeichnet – Schüler der fünften bis neunten Klasse lauschen konzentriert. Einmal darf die Schülerin Marie mitmachen, die noch nie Klavier spielte: Sie setzt sich ans Instrument, bekommt eine einfache Tonfolge gezeigt, ein wenig Rhythmusunterricht, und kann schon ein ganzes Stück begleiten. Ob sie nun auch vom musikalischen Virus infiziert ist? Denkbar.

Patenschaft in Mali

Nach dem Konzert lud Rektorin Heidi Schwarm die Schülersprecher Leila, Monica, Ramon und Jan auf die Bühne: Bertram Höfer, Regionalvertreter der bundesweiten Erfolgsaktion „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, übergab die Ernennungsurkunde an die Roßtaler. Diese haben etliche Aktionen zum Thema durchgeführt. Unter anderem haben sie alle Mitschüler befragt, woher ihre Familie ursprünglich stammt. Überraschend für alle: Ein Drittel besitzt einen Migrations-Hintergrund. Eine Patenschaft für eine Schülerin aus Mali wird seit Jahren unterhalten. Und die Schüler haben sich verpflichtet, einzustehen für ein Verhalten, das unfaires und fremdenfeindliches Benehmen schon im Keim erstickt. Pate der Aktion ist Johannes Erkes: Als Berufsmusiker weiß er, dass Menschen aus aller Herren Länder gut zusammen arbeiten können (müssen). So kommt ein Gutes zum anderen: Kultur und Courage.

Keine Kommentare