Kleine Cadolzburger Forscher am Katapult

16.5.2017, 06:00 Uhr
Kleine Cadolzburger Forscher am Katapult

© Foto: Sabine Rempe

"Wir haben Katapulte gebaut", erklärt Raphael (9) stolz, "und jetzt werden wir die ausprobieren." Auf den Schultischen vor den Mädchen und Jungen der 3 c stehen denkwürdige Konstruktionen, die gemeinsam ausgetüftelt wurden. Ein Nudelholz zum Beispiel, auf dem mit Gummibändern ein Kochlöffel installiert wurde, der seinerseits eine neue Verbindung mit einem kleinen Sieb eingegangen ist. "Wir kennen das von den Studenten", macht Emilia (9) rasch klar, bevor die erste Testreihe der selbstgebauten Wurfmaschinen beginnt. "Die haben mit uns über Katapulte und Hebel gesprochen."

Die Lernwerkstatt wurde nämlich im Rahmen eines Mittelseminars zum Thema "Kinder und technisches Lernen" am Institut für Grundschulforschung der Uni Erlangen Nürnberg entwickelt. Julia Schwab, die Klassenlehrerin der 3 c, ist dort als Lehrbeauftragte tätig und so gab es für ihre Studentinnen und Studenten die Gelegenheit, das in der Theorie Erdachte in Cadolzburg im Unterricht zu erproben.

Die Kinder sind inzwischen firm in Sachen Katapult. Linus (9) hat sogar herausgefunden: "Die gab’s schon im Mittelalter." Allerdings möchten die Jungen und Mädchen ihre Exemplare jetzt endlich in Aktion erleben. "Ich habe euch Munition mitgebracht", sagt Julia Schwab – und verteilt für diesen Einsatz perfekt portionierte Schokowürfel.

Und dann ist es so weit. Auf Kommando werden energisch die Hebelarme bedient und ein Schwung bunt verpackter Schokostücke saust durch das Klassenzimmer. Julia Schwab trifft eine spontane Entscheidung: "Eure Katapulte sind so gut, dafür reicht hier der Platz gar nicht. Wir gehen jetzt auf den Schulhof und machen einen kleinen Wettbewerb." Natürlich macht das Spaß. Doch vor allem erkennen die Kinder ganz spielerisch, worum es hier geht. Die Erkenntnis, warum es gut ist, wenn einer am längeren Hebel sitzt, lässt nicht lange auf sich warten . . .

Klappt es mit dem Lineal?

Energisch werden inzwischen aber noch diverse Möglichkeiten durchgespielt. Taugt vielleicht eine Wasserflasche als Basis für den Hebel? Oder genügt ein Kronkorken plus Eierlöffel, um ein mustergültiges Katapult zu basteln? Nicht alles führt auf Anhieb zum Erfolg: "Mist, jetzt ist mein Lineal durchgebrochen", ärgert sich einer und beginnt umgehend mit der Reparatur seines Hebels.

Die Schülerinnen und Schüler sind mittlerweile in ihr Klassenzimmer zurückgekommen. Noch immer beschäftigen sie sich intensiv mit ihrem Versuch. Dabei sitzt übrigens keiner wie einst in Reih und Glied mit dem Blick auf die Tafel. Es wird gemeinsam geforscht, verändert und ausprobiert. Die Schüler wechseln von Tisch zu Tisch. Tipps werden untereinander ausgetauscht und umgesetzt, Veränderungen getestet.

Tauchen Probleme auf, wenden sich die Kinder an ihre Lehrerin und bekommen hilfreiche Hinweise oder neue Arbeitsaufträge. "Das Gute ist hier zum Beispiel, dass keiner warten muss, wenn er mit einer Aufgabe rascher fertig geworden ist. Denn dann gibt es einfach eine neue Herausforderung zum gleichen Thema", erklärt Julia Schwab.

Die Unterlagen zur Lernwerkstatt über "Hebel und Fliehkraft", die die Studentinnen und Studenten erarbeitet haben, stellen sich nun auch einem Wettbewerb: "Es funktioniert?!" nennt sich die Suche nach beispielhaften Projekten für Kindergarten, Hort und Grundschule, die vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft regelmäßig ausgerufen wird. Die besten Beiträge, die den Lernprozess dokumentieren, werden öffentlich präsentiert und mit einem Preisgeld ausgezeichnet. In der Grundschule Cadolzburg ist längst der Pausengong erklungen. In der 3 c hat sich niemand darum gekümmert. Noch immer werden Katapulte optimiert, Fragen gestellt, Antworten gefunden. "Können wir das bald wieder machen?", fragt Leonie (9). Julia Schwab nickt. Und sagt: "Das machen wir. Aber als Erstes dürft ihr jetzt eure Munition naschen . . ."

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