Klinken putzen, Suppe schöpfen

28.2.2012, 13:00 Uhr
Klinken putzen, Suppe schöpfen

© Hans G. Esterl

Die Lippen der Kandidatin umspielen ein Lächeln. Ein Banner mit ihrem Porträt ziert natürlich auch die Vorderseite des Klapptisches, der an diesem Samstagvormittag vor dem Café Abbu mitten in Zirndorf steht. Kugelschreiber, Parkscheiben, Süßigkeiten — diverse Souvenirs für die Wähler stapeln sich, und natürlich Flyer. Ein Brett mit geschnittenem Lauch und Karottenraspeln — der große Topf nicht zu vergessen.

Darin dampft das „Zirndorfer Jahrhundert-Süppchen“, kredenzt von Adelheid Seifert persönlich — lächelnd. Die CSU-Bürgermeisterkandidatin hat gut zu tun. Zwar ist es nicht mehr so frostig wie in den vergangenen Tagen, doch angesichts der nasskalten Temperaturen kommt etwas Heißes gerade recht. Rund 40 Menschen haben sich versammelt, viele Parteifreunde, wie der Kreisvorsitzende Matthias Dießl, die Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger oder Andrea Barz, Vorsitzende der Frauen Union (FU) im Kreis, die der Kandidatin Wahlkampfhilfe leistet.

Auf Hausbesuch

Parteipolitisch „unbelastete“ Bürger sind klar in der Minderheit, das räumt Adelheid Seifert ganz unumwunden ein. Weil sie aber nicht nur in der eigenen christsozialen Suppe schmoren möchte, sucht die Fachwirtin für Soziales und Gesundheit den Kontakt zu den Zirndorfern auf der Straße, respektive an der Haustür.

„Hausbesuche“ lautet das Zauberwort. Eine Empfehlung ihrer Parteikollegin und Freundin Birgit Huber, ihres Zeichen Bürgermeisterin in der Nachbarstadt Oberasbach. Frauen verstünden es besonders gut, auf Menschen zuzugehen, sagt Adelheid Seifert, so könne sie die Zirndorferinnen und Zirndorfer kennenlernen. Fünf Abende pro Woche, dazu der Samstagnachmittag — eine „Ochsentour“. Knapp 12000 Haushalte zählt die Bibertstadt, über 8000 hat Adelheid Seifert abgeklappert: „Guten Abend, ich bin Adelheid Seifert, die Bürgermeisterkandidatin der CSU...“, so beginnt die Begrüßungsformel. Und selbst wenn das Gegenüber nicht immer „das Leuchten in den Augen hat“, die 45-Jährige verbucht die Besuche als Erfolg. Immerhin ein Viertel der Bürger, so ihre Einschätzung, bitten sie zum Gespräch herein. Seit Oktober ist sie auf Tour, auch bei Wahlkampfterminen in den Außenorten. Von da ab seien etwa die Zugriffe auf ihre Homepage „deutlich hochgegangen“.

Probleme, die ihr Bürger berichten, möchte Adelheid Seifert — wenn möglich — gleich anpacken. Am Samstag trifft sie sich beispielsweise mit Bürgern im PinderPark, die sich um ihre Kinder auf dem Schulweg sorgen. Mülltonnen auf den Gehsteigen zwingen die Schüler, auf die Straße auszuweichen. Gemeinsam mit Parteikollegen aus dem städtischen Bauausschuss will sie sich ein Bild machen, genau wie vom Spielplatz im jüngsten Zirndorfer Stadtteil. Hier gilt die Klage Parkplatzproblemen.

Seit über sieben Jahren lebt die gebürtige Donauschwäbin mit ihrer Familie in Zirndorf. Durch ihre politische Tätigkeit — seit 2008 ist sie in der CSU, ein Jahr später übernahm die alleinerziehende Mutter einer Tochter (23) und eines Sohnes (10) den Vorsitz der Frauen-Union — fühlt sie sich in der Stadt ausreichend vernetzt.

Als Bürgermeisterin, sagt Adelheid Seifert, würde sie einen „partnerschaftlichen Führungsstil“ pflegen, „man muss die Leute abholen“. Mehr Transparenz im Stadtrat liegt ihr am Herzen, ein Ratsinformationssystem sei dringend notwendig.

Gravierende Versäumnisse in der Politik der vergangenen sechs Jahre kreidet sie Bürgermeister Thomas Zwingel an: Der Ausbau der Kinderbetreuungslandschaft sei viel zu spät angegangen worden. Die Innenstadt mit Tempo 10 „zu Tode beruhigt“. Stichwort „Altstadt-Sanierung“: Zu teuer und zu schnell durchgezogen. Kein Wunder, dass Zirndorf beim Schuldenstand nun auf die Marke von 30 Millionen Euro zusteuere.

Warum sie glaube, den Job des Bürgermeisters besser ausfüllen zu können als der jetzige Amtsinhaber, haben Bürger Adelheid Seifert schon gefragt. Die Kandidatin verweist auf ihren Weg als politische Quereinsteigerin, die vielfältigen beruflichen Anforderungen beim Caritas-Verband der Stadt Erlangen und des Landkreises Erlangen-Höchstadt, etwa ihre Personalverantwortung für 120 Menschen. Ihrer Ansicht nach, sagt Adelheid Seifert, müsse man „Zirndorf nicht nur im Herzen, sondern auch im Kopf haben, und die Dinge in die Hand nehmen“.

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