Klo-Explosion in Fürth: Es war industrieller Sprengstoff

2.5.2017, 05:58 Uhr
Klo-Explosion in Fürth: Es war industrieller Sprengstoff

© Foto: Weier/ News5

Mit einem ohrenbetäubenden Knall flog in der Nacht zum 18. Dezember, einem Sonntag, in der Waldstraße ein Baustellen-WC in die Luft. Dass keine Menschen verletzt wurden, dürfte nur daran gelegen haben, dass gegen 1.15 Uhr kaum jemand unterwegs war. Fakt ist: Unter der Wucht einer enormen Druckwelle zerbarsten die Fenster der umstehenden Wohnhäuser. Teils massiv beschädigt wurden aber auch Türen, zahlreiche geparkte Autos und ein Bushäuschen.

Die Polizei schätzte den Sachschaden am Tag danach auf rund 100.000 Euro, korrigiert mittlerweile aber deutlich nach oben: Der Schaden dürfte sich demnach auf 200.000 Euro belaufen.

Kein Gas, keine Kracher

Für die Ermittler war ziemlich schnell klar, dass hier weder mit illegalen Krachern, so genannten Polen-Böllern, hantiert worden war noch mit Gas. Das Schadensbild sprach dagegen und der Umstand, dass sich am Tatort keine Kracher-Überreste fanden. Am Kriminaltechnischen Institut des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA) in München arbeiten Chemiker seither an einem Gutachten zur Sprengstofffrage.

Behördensprecher Karl-Heinz Segerer sagte nun auf Nachfrage der Fürther Nachrichten, die Studie sei noch nicht abgeschlossen. Doch hätten die Kollegen im Labor 27 Proben in einem aufwändigen Ausschlussverfahren auf chemische Rückstände untersucht. Sie fanden dabei heraus, dass in Fürth "industriell gefertigter Sprengstoff" zum Einsatz kam, "kein selbst gebasteltes Gemisch". Mit der Begründung, es handle sich um Täterwissen, ließ Segerer Nachfragen zum Sprengstoff und etwaigen Rückschlüssen auf den oder die Täter unbeantwortet.

In den Tagen nach der Explosion hatte sich die Polizei zweimal mit Aufrufen über die Medien an die Bevölkerung gewandt. Sie hoffte beispielsweise, auf diesem Weg mehr über jene zwei bis drei Leute zu erfahren, die laut Zeugen Richtung Karolinenstraße geflüchtet sein sollen. Sie versprach sich genauere Informationen über einen dunklen Kleinwagen, der vom Tatort weggefahren sein soll, und auch über das, was den Fahrgästen eines Nightliner-Busses und den Kunden eines nahen Pizza-Lieferservices in jener Nacht möglicherweise aufgefallen war.

Obwohl es zunächst nicht so ausgesehen hatte, gingen auf die Presseaufrufe hin doch noch Hinweise aus der Bevölkerung bei der Polizei ein. Es kam, sagt Segerer, bei zwei Personen zu Durchsuchungen und Auswertungen von Datenträgern. Aktionen, die offenbar ohne Erfolg blieben. Ein Tatverdacht, so der Sprecher, konnte nicht erhärtet werden.

900 Leute überprüft und befragt

Das LKA habe in enger Zusammenarbeit mit der Kripo Fürth mittlerweile mehr als 900 Personen überprüft und befragt. Aber: "Wir haben noch keinen Täter ermittelt." Man wisse auch nicht, ob man es mit einem oder mehreren Tätern zu tun habe. Weil bislang kein Bekennerschreiben vorliege, so Segerer weiter, sei "ein politischer Hintergrund unwahrscheinlich, wurde aber noch nicht völlig ausgeschlossen".

Wegen der Nähe zu einem türkischen Kultur- und Bildungszentrum mit Moschee stand unmittelbar nach der Explosion die Frage im Raum, ob es sich um einen fremdenfeindlichen Anschlag gehandelt haben könnte (wir berichteten). Dazu passte allerdings von vornherein nicht, dass die mobile Toilette auf der anderen Straßenseite in Fetzen flog.

Karl-Heinz Segerer sagte jetzt, es würden nach wie vor Spuren abgearbeitet. "Wir sind bei weitem noch nicht am Ende."

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