Klosterhofspiele vor der Premiere

1.6.2018, 21:00 Uhr
Klosterhofspiele vor der Premiere

© Foto: Sabine Rempe

Wo Montevideo auf der Landkarte zu finden ist? Uruguay kann man gelten lassen, näher liegt in diesem Sommer natürlich die Bühne im Innenhof des gotischen Kreuzgangs an der Langenzenner Stadtkirche. Die Geschichte vom "Haus in Montevideo" beginnt allerdings fern von Palmen und lateinamerikanischer Lebenslust.

"Zuerst sind wir in einem sehr steifen, sehr konservativen Haus in einer deutschen Kleinstadt", sagt Regisseurin Sue Rose. Der sittenstrenge Gymnasiallehrer Traugott Nägler hat in diesem Haushalt das Sagen, obwohl es ihm fast die Sprache verschlägt, als er von einer Erbschaft erfährt, die sein Ehrgefühl auf eine fiese Probe stellt. Curt Goetz (1888–1960) schrieb die Urfassung seines erfolgreichen Stücks schon 1924, in New York feierte es 1945 Premiere, fünf Jahre darauf in Berlin.

"Beim ersten Lesen des Textes habe ich laut gelacht", erinnert sich Rose: "Es ist wirklich sehr, sehr lustig." Sie freut sich natürlich, dass Goetz auch regelrecht schwarzen Humor ("Als Engländerin ist das für mich der beste") in seine Szenen gepackt hat.

Doch die 45-jährige Schauspielerin, Theaterpädagogin und Regisseurin, die im nordenglischen Chester zur Welt kam, schätzt auch die Moral, die hinter dem Komödienspaß aufscheint: "Es geht dem Autor darum, Menschen nicht vorschnell zu verurteilen." Die wichtigste Erkenntnis sei, dass "alles anders aussieht, wenn man sich vorstellt, in den Schuhen des Anderen zu stecken".

Vor mehr als fünfzig Jahren lobte das Magazin Der Spiegel Curt Goetz für seine "wie geölt funktionierenden Lustspiele und handpolierten Dialoge". Zwei "Montevideo"-Filme mit dem Autor selbst und Heinz Rühmann in der Hauptrolle wurden einst zu Publikumsrennern und muten doch mittlerweile eine Spur bieder an. Wie also bringt man diese Komödie heute auf die Bühne?

Ensemble mit elf Kindern

"Zunächst einmal habe ich alles, was gesagt wird, sehr wörtlich genommen", sagt Sue Rose. Der Witz der Figuren entwickle sich jetzt, wenn "diese Charaktere sehr groß gespielt werden".

Wobei "groß" ohnehin ein gutes Stichwort ist bei dieser Produktion: Insgesamt werden nämlich 26 Darsteller zwischen acht und 83 Jahren mitspielen. Was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass der löbliche Traugott Nägler (Stephan Schulz) und seine Frau Marianne (Christine Huber) elf Kinder haben. Zu den Klosterhofern gesellen sich deshalb auch Mitglieder der Klostermäuse und des Jungen Ensembles aus der engagierten Schauspiel-Nachwuchspflege des Vereins. Rose freut sich: "Es ist großartig, wie alle während der Proben zu einem Team zusammengewachsen sind."

Von der Regisseurin stammt diesmal auch der Entwurf des Bühnenbildes, dessen Aufbau wieder Michael Zintl koordinierte. Erschwerend kam in dieser Saison hinzu, dass wegen der Sanierungsarbeiten im einstigen Kloster die aktiven Vereinsmitglieder einen Umzug innerhalb der historischen Mauern meistern mussten. Davon war neben der Maske, Umkleide- und Lagerräumen eben auch die Werkstatt betroffen, was Planung mit Weitsicht erforderte: Kenner der Klosterhofer-Inszenierungen werden möglicherweise bemerken, dass ein Herzstück der Dekoration – eine durchdachte Fenster-Türen-Kombination, die Zintl vorrauschauend gefertigt hat – schon im Winter bei "Charleys Tante" eine Hauptrolle spielen durfte.

Kurz vor der Premiere am Samstag hat Sue Rose längst entdeckt, was ihr bei jedem Stück wichtig ist: "Ich suche mir immer einen Satz aus, der mir besonders gefällt." Er heißt diesmal: "Lachen ist die beste Medizin gegen alle Übel auf der Welt."

Klosterhofspiele: "Das Haus in Montevideo", Premiere 2. Juni (20 Uhr), 18 Aufführungen bis 28. Juli. Karten mit ZAC-Rabatt in der FN-Geschäftsstelle (Schwabacher Straße 106, Tel. 216 27 77)

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