Konfliktstoff in Tuchenbach

22.12.2016, 06:00 Uhr
Konfliktstoff in Tuchenbach

© Hans-Joachim Winckler

Mit einem Bauplan fingen die Probleme an. Moritz Kratzer beantragte den Neubau eines Mehrfamilienhauses mit sieben Wohneinheiten und einer Grundstückszufahrt. Den Vorzug des mit zirka 15 Meter Höhe und 17 Meter Breite für Tuchenbacher Verhältnisse recht mächtigen Gebäudes erkannten alle Gemeinderäte: Es könnte die enorme Nachfrage nach Wohnraum im Ort befriedigen.

Dennoch gefielen nicht allen die Dimensionen: Mit 15 Metern Höhe rage das geplante Wohnhaus weit über die umliegenden Gebäude hinaus und passe damit nicht ins Gesamtbild, kritisierte zweite Bürgermeisterin Christine Lämmermann-Meier (IGT). Die maximal zulässige Gebäudehöhe im Baugebiet beträgt zudem lediglich 11,75 Meter.

„Überlegungen von vor 20 Jahren sollten heute nicht mehr der Maßstab sein.“, entgegnete Stefan Spielvogel (WGT) im Anbetracht des aktuellen Wohnungsmangels. Fabian Fleischmann (AfT) machte sich für einen Kompromiss stark: „Wir sollten schauen, dass wir eine Lösung für das Haus finden, da wir Wohnungen im Ort brauchen.“

Ein Kompromiss könnte bei 13 Metern Gebäudehöhe inklusive Keller liegen. Aufgrund der Hanglage wäre der Keller nur auf einer Seite des Hauses sichtbar.

Warten auf Architekten

Der Antrag für den Neubau des Wohnhauses sowie die neue Zufahrt zum Grundstück wurde schließlich mit acht zu vier Gegenstimmen abgelehnt. Der Gemeinderat will zunächst auf neue Vorschläge des Architekten warten.

Bei der beantragten Zufahrt von der Herzogenauracher Straße aus statt wie bisher von „Am Weinberg“, waren sich jedoch alle einig: Bereits 1994 war ein solcher Antrag für dasselbe Grundstück aus Verkehrssicherheitsgründen abgelehnt worden, und das wird er auch heute noch.

Nächster Konfliktpunkt war die angebliche Lärmbelästigung an der Herzogenauracher Straße — einer Kreisstraße. Eine Möglichkeit, die Bürger gegen Verkehrslärm zu schützen, wurde nicht beschlossen – keine Lärmschutzmauern, Hecken oder Blitzer. Vielmehr soll zunächst durch Blindmessungen geprüft werden, wie laut es tatsächlich ist. Dies soll Anfang nächsten Jahres geschehen.

Noch dicker wurde die Luft im Gemeinderat mit dem nächsten Thema. Gisela Blümm, Stefan Spielvogel und Georg Öchsner (alle WGT), die in den Sitzungen stets am Ende der u-förmig angeordneten Tische im Rathaus sitzen, beklagten sich über die schlechte Qualität des Aufnahmegeräts zur Protokollführung.

Bürgermeister Leonhard Eder hatte deshalb bereits Angebote für Mikrofonanlagen eingeholt, die jedoch mit 2500 Euro deutlich das Budget überschritten. Blümm, Spielvogel und Öchsner bestanden jedoch auf einen Beschluss, der die Anschaffung einer Mikrofonanlage garantiert: „Wir wollen nicht, dass hier wieder der Sankt Nimmerlein einzieht“, meinte Spielvogel.

Ungelöstes Tisch-Problem

Hans Hümmer (IGT) reagierte darauf ungehalten und verbat sich einen solchen Ton. An eine Einigung auf einen Beschluss zum Kauf einer solchen Anlage war angesichts der Streitigkeiten nicht mehr zu denken. Immerhin sollen weitere Angebote eingeholt werden. Ähnlich verlief der Disput auch bei der Beschaffung von 30 neuen Tischen für das Bürgerhaus. Auch hier verlangten die WGT-Räte einen eindeutigen Beschluss, um nicht wieder in die „Aufschieberitis“ zu verfallen. Doch der Rest der Runde wehrte sich dagegen. Keine Einigung, kein Beschluss.

Immerhin zwei unproblematische Themen gab es auch: Der Bebauungsplan des Baugebiets Nummer 3 ist immerhin einen Schritt weitergekommen. Anmerkungen der Behörden zur Höhe des Grundwasserspiegels oder zur Straßenbreite für Müllfahrzeuge werden in ihn eingearbeitet. Auch die geplante Erweiterung der Firma Buchberger um eine Produktionshalle und ein neues Bürogebäude wurden abgesegnet.

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