Kontroverse um neue Wohngebiete in Veitsbronn

10.11.2014, 13:00 Uhr
Kontroverse um neue Wohngebiete in Veitsbronn

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Zunächst aber legte Lämschutzexperte Matthias Weber dar, warum er das Areal östlich der Seukendorfer Straße in Siegelsdorf kaum für den Wohnbau geeignet hält. Sein Untersuchungsergebnis war ernüchternd.

Die Nähe von Bahntrasse mit Güterverkehr verursache einen durchschnittlichen Lärmpegel um 55 Dezibel (dBA), auch nachts. Vorgeschrieben sei aber für Wohngebiete während der Nachtstunden ein Wert von 45 dBA. Erreichbar sei das lediglich mit Lärmschutzfenstern. Sein Fazit, dem sich auch einige Vertreter von CSU und WBH anschlossen: „Die Lage östlich der Seukendorfer Straße ist für Wohnungen wirklich sehr ungünstig.“

Altbürgermeister Peter Lerch (SPD), in dessen Amtszeit das Areal als Wohngebiet in den Flächennutzungsplan eingegangen war, hielt dagegen, die Lärmwerte seien keine Überraschung. Trotzdem sei man der Auffassung gewesen, dass gerade Siegelsdorf ein neues Wohngebiet brauche und man mit einer Riegelbebauung günstige Mietwohnungen für Familien schaffen könne. Lerch bekräftigte: „Grundsätzlich machbar ist dort auch ein Wohngebiet anstatt Gewerbeflächen.“

Insgesamt sechs Alternativflächen für die Entwicklung neuer Wohngebiete stellte Stadtplaner Matthias Rühl im Anschluss vor. Eine Fläche mit rund 1,9 Hektar westlich von Raindorf an der Seckendorfer Straße; eine weitere östlich von Raindorf in Verlängerung der Eichholzstraße mit insgesamt 2,2 Hektar, von welcher ein 0,9 Hektar großer Teil bereits für Wohnbebauung vorgesehen ist.

Weiterhin ein rund 3,2 Hektar großes Areal westlich von Retzelfembach, das ebenfalls bereits als Wohngebiet geplant ist; sowie ein Gebiet westlich der „Heide“ an der Puschendorfer Straße mit 2,5 Hektar.

Schließlich eine etwa 2,4 Hektar große, keilförmige Fläche an der Tuchenbacher Straße; und ein je nach Bedarf zwischen 1,5 bis 3,2 Hektar großes Areal nördlich von Kreppendorf.

Wohnen nördlich der Bahnlinie

Als „eher langfristiges, vielleicht sogar Jahrhundertkonzept“ für die künftige Wohnbebauung in Veitsbronn bekräftigte der Stadtplaner zum Abschluss noch einmal seinen Vorschlag aus der vergangenen Ratssitzung: „Südlich der Bahn eher Gewerbe. Nördlich der Bahn langfristig eher Wohngebiete.“

Bürgermeister Marco Kistner bescheinigte Rühl, dieser habe durchaus „auch unorthodoxe Vorschläge vorgestellt“, und bat um Diskussionsbeiträge. Zwar nannten in der Folge mehrere Ratsmitglieder ihre Favoriten und begründeten auch ihre Wahl. Doch WBH-Vertreter Hauck seinerseits erklärte: „Es gibt eigentlich keinen klaren Favoriten, da Veitsbronn aufgrund seiner Kessellage für Wachstum nicht gut geeignet ist, weder für Gewerbe noch für Wohnen.“ Und Lerch mahnte an: „Im bestehenden Flächennutzungsplan sind noch einige bisher nicht genutzte Wohnflächen ausgewiesen. Wir sollten zuvorderst mit den bereits bestehenden Baugebieten arbeiten.“ Auch bei Bürgermeister Kistners Frage: „Auf welche Zielgröße wollen wir hinaus? Eher zehn oder eher 30 Häuser?“ herrschten selbst in den Mehrheits-Fraktionen CSU und WBH unterschiedliche Auffassungen.

Während Hauck forderte, „Bauplätze extrem vorsichtig auszuweisen“, wünschte sich CSU-Chef Thomas Batari dagegen, doch etwas „mehr zu machen und auszuweisen“ als die letzten Male, wo „schon nach nur einem Tag alle wieder weg waren“.

Traugott Gossler (SPD) zeigte sich verwundert: „Dass unsere Gemeinde ein moderates, langsames Wachstum braucht, welches auch ökologisch verträglich sein muss, darüber war sich dieses Gremium doch eigentlich die letzten 20 bis 25 Jahre bisher immer einig.“

Letztlich wurde nach langem Hin und Her über jeden einzelnen der sechs Wohngebietsvorschläge abgestimmt, um die Favoriten einzugrenzen. Hierbei gab es nur für das 2,4 Hektar große keilförmige Areal an der Tuchenbacher Straße eine Mehrheit von zwölf zu acht Stimmen. Die übrigen fünf Flächen wurden allesamt abgelehnt.

Gemeinsam einigte man sich nach rund zweistündiger Diskussion darauf, das Thema Wohngebiete zu vertagen und es im Bauausschuss noch einmal intensiv zu diskutieren.

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