Kreative Materialforschung

22.5.2012, 00:00 Uhr
Kreative Materialforschung

© Thomas Scherer

Metall. Das ist das Material des 1974 im Breisgau geborenen Teutsch. Hart. Kräftig. Herausfordernd. Mit exakt ausgefeilten Ecken und Kanten kommen seine Skulpturen daher. Obwohl nur so groß wie eine Hand, kann man sie kaum hochheben.

Seine neuesten Werke sind zwar rund — und aus Gips mit schwarzem Lack überzogen — doch auch sie zeichnen sich durch eine strenge Hermetik und Zurückhaltung aus. Gerade mit diesem Sichzurücknehmen packt der Künstler den Betrachter. Es ist überhaupt nichts Spektakuläres, was der erste Blick offenbart. Aber der zweite lohnt sich, ja, ist sogar zwingend angeraten. Denn je nach Positionierung im Raum spiegeln sich Fenster, ein Ofen oder der Betrachter selbst. Und so offenbart das offensichtlich Kantige etwas sehr Tiefgründiges, Sensibles — Feines.

Papier und Spitze. Das ist das Material der Fürtherin Sabine Neubauer. Mit ihr haben die Galeristen Seeling das passende Pendant zu Teutsch gefunden. Ihre Buchobjekte kommen zart und leicht, fast verletzlich daher. Eine Berührung scheint sich schon aus Angst vor Zerstörung zu verbieten.
 

Alte Techniken


Die Fürther Künstlerin spielt mit zwei uralten Handwerkstechniken: der Papier- und der Spitzenherstellung. Sie bezieht sie sich auf diese Traditionen, changiert jedoch bei den Materialien. Sie reizt aus bis an die Grenzen des Machbaren — und ab diesem Zeitpunkt fängt es für sie an, interessant zu werden.

Die Ergebnisse ihres Schaffens sind Buchkörper, nackt, ohne Einband. Zum einen offen und zugewandt, zum anderen verhüllt und geheimnisvoll. Gereiht, geordnet und gebunden werden sie zur Form und fügen sich scheinbar ideal in den Raum ein. Der für Bücher eigentlich essenzielle Text ist für Sabine Neubauer nur Träger der Schrift, sie sieht ihn als Bild. Dies spiegelt sich auch in ihren Zeichnungen wider: Dort interpretiert sie, wie sie Zeilen, Groß- und Kleinbuchstaben oder Punkte empfindet. Kantig.

 

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