Kulturelle Bahn-Zeitreise

10.8.2010, 15:00 Uhr
Kulturelle Bahn-Zeitreise

© Mark Johnston

Mit 56 Metern Kantenlänge und 14 Metern Höhe ist der Nachbau des historischen Ludwigsbahnhofs auf der Fürther Freiheit etwa zwei Drittel so groß wie das Original, das 1938 auf Befehl der Nationalsozialisten abgerissen wurde. Der Fahrbetrieb auf der ersten deutschen Bahnlinie von Nürnberg nach Fürth war schon lange zuvor eingestellt worden.

„Am Ende werden wir über 1600 Quadratmeter PVC-Planen entsprechend 350 laufender Meter Material und 550 Meter Kederschienen verbaut haben“, resümiert Boris Hauptmannl, dessen Digitaldruck-Firma für das lebensgroße Bahnhofsmodell verantwortlich zeichnet. Zu den Kosten mögen sich der Druckbetrieb und die Stadt nur vage äußern: Man sei „gerade so“ im Bereich einer fünfstelligen Euro-Summe geblieben, die durch Sponsoren abgedeckt werde.

Aufwendige Attrappe

Bei der Rekonstruktion war die Nachbildung des Ludwigsbahnhofs im N-Maßstab 1:160 hilfreich, die der Fürther Bastler und Tüftler Reinhardt Thielsch schon vor einiger Zeit vollendete — und an der er zuvor rund anderthalb Jahre gearbeitet hatte.

Die aufwendige Gebäude-Attrappe auf der Freiheit, die in nur zwei Wochen hochgezogen wird, beherbergt ab der zweiten Augusthälfte einen „Bahnhofskiosk“, in dem Eisenbahnfreunde speziell Fürtherische Sammlerstücke zum Jubiläum kaufen können. Beispielsweise einen liebevoll bedruckten Blech-Bierwaggon in der großen Modellbahn-Spur Null oder flauschig weiche Badetücher in verschiedenen Farben mit einem aufgestickten „Adler“-Zug.

Die Bahngeschichte auf Schautafeln

Was nach dem Jubiläumsspektakel aus dem großen „Modell“-Bahnhof wird, steht noch in den Sternen. Nach Auskunft von Walter Landgraf, dem Leiter des städtischen Projektbüros zum Bahnjubiläum, ist man auf der Suche nach Interessenten, die den Bahnhof aufstellen können und wollen. Auch beim Nürnberger DB-Museum wurde diesbezüglich schon angefragt.

Für Hobby-Bahnhistoriker ist der „neue“ Ludwigsbahnhof ebenfalls eine wichtige Anlaufstelle: Die Ausstellung des Fürther Stadtheimatpflegers Alexander Mayer „Zu Lande, zu Wasser und in der Luft“ zeigt in informativen Schautafeln die Geschichte und Entwicklung der Eisenbahn in den letzten 175 Jahren.

Mayer hält am Freitag, 13. August, 19.30 Uhr, im Pavillon auf der Konrad-Adenauer-Anlage (in Sichtweite des Bahnhofsnachbaus) den Eröffnungsvortrag zum Thema „Fürther Verkehrsgeschichte“.

 

Schienen-Revue "Bahn frei"

Wie berichtet, soll die stets um 19.30 Uhr beginnende „Zeitreise“ nicht nur trockene Geschichtsaufarbeitung sein, sondern unter anderem auch Literatur- und Musikfans ansprechen. Am Sonntag, 15. August, präsentieren etwa der Jazzmusiker Thilo Wolf und der Schriftsteller Ewald Arenz Ausschnitte aus ihrer brandneuen Schienen-Revue „Bahn frei“ in einer musikalischen Lesung.

Der Comedian Michael A. Tomis stellt am Mittwoch, 18. August, die Frage vieler Bahnreisender „Was mach‘ ich eigentlich hier?“ und schlüpft dazu in die unterschiedlichsten Rollen, um die Realität augenzwinkernd zu parodieren.

Das „Kevin Welch Duo“ gibt sich am Freitag, 20. August, und Mittwoch, 25. August, die Ehre. Querflöten-Crossover vollführt das Trio „Flötscum“ am 21. August. Theobald Fuchs beschwört am Sonntag, 22. August, den „Bahndammbrand“ seiner dörflichen Kindheit. Höhepunkte des eigentlichen Bahn-Jubiläumsfestes sind Auftritte von Ludwig Seuss und Axel Zwingenberger. Außerdem hält ein „Rock‘n‘Roll Train“ am Bahnhof auf der Freiheit.