Kulturerbe: Fürths Kärwa soll in die Bundesliga aufsteigen

8.5.2018, 11:48 Uhr
Kulturerbe: Fürths Kärwa soll in die Bundesliga aufsteigen

© Winckler

Dass ihre Kärwa etwas sehr Besonderes ist, das muss man den Fürthern nicht erklären. Schon bald könnte die Michaelis-Kirchweih sogar deutschlandweit Aufmerksamkeit bekommen. Nachdem sie erst im Januar ins bayerische Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde, schickt sie sich jetzt an, den nächsten Schritt zu tun – dazu brauchte es auch ein bisschen Glück.

Wie jedes Bundesland darf der Freistaat alle zwei Jahre vier besondere Bräuche, Feste oder althergebrachte Handwerkstechniken für die Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis melden. Weil viele Bundesländer dieses Kontingent nicht ausschöpften, durfte Bayern diesmal sogar zwölf Vorschläge machen. So befindet sich Fürths Kärwa beispielsweise in Gesellschaft der Agnes-Bernauer-Festspiele in Straubing, der Oberpfälzer Zoiglkultur, des Drechsler-Handwerks, der Schafhaltung in Bayern oder der Nürnberger Epitaphienkultur.

Entscheidung bis Jahresende

Unter den bayerischen Top vier sei die Kirchweih nicht gewesen, räumt Herbert Hillig, Ministerialrat im Kultusministerium, auf FN-Nachfrage ein. "Sie hat durchaus davon profitiert, dass wir diesmal so viele Vorschläge einreichen durften." Ob sie trotzdem eine gute Chance auf die Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis hat, mag Hillig nicht beurteilen. Eine Entscheidung wird bis zum Jahresende fallen.

Zwar kam am Montag eine Pressemitteilung aus dem Fürther Rathaus mit der Überschrift daher: "Michaelis-Kirchweih nun auch auf bundesweiter Liste". Ganz so weit ist die Kärwa aber doch noch nicht. Wie bereits vor ihrer Aufnahme in das bayerische Verzeichnis wird sich in den kommenden Monaten ein Expertengremium mit den Vorschlägen aus allen 16 Bundesländern befassen. Im Anschluss entscheidet die Kultusministerkonferenz darüber, wer es auf die Liste schafft.

Seit dem Beginn im Jahr 2014 haben dort 72 "Kulturformen" aus ganz Deutschland Aufnahme gefunden. "Das Verzeichnis soll von Jahr zu Jahr wachsen und langfristig die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen in und aus Deutschland sichtbar machen", heißt es im Internet.

Im Rathaus hofft man natürlich nun darauf, dass die Kärwa schon bald nicht mehr in der Bayern-, sondern in der Bundesliga spielen wird. Archiv- und Museumsleiter Martin Schramm, der die Fürther Bewerbung maßgeblich gestaltet hat, setzt dabei voll auf Tradition. Historiker gehen davon aus, dass die Kirchweih erstmals nach dem Bau von Sankt Michael, dem ältesten noch erhaltenen Gebäude der Stadt, abgehalten wurde – etwa um das Jahr 1100. Die derzeit älteste bekannte namentliche Erwähnung der Kärwa stammt aus dem Jahr 1536. Damit ist sie beispielsweise viele Hundert Jahre älter als das Münchner Oktoberfest.

Martin Schramm sieht schon die Nominierung als riesigen Erfolg an. "Dass es so schnell geht, hatte ich nicht zu hoffen gewagt." Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung ist überzeugt davon, dass die Entscheidung die "Strahl- und Integrationskraft unserer Kirchweih weiter erhöhen wird". Sollte die Kärwa den Sprung ins bundesweite Verzeichnis schaffen, könnte es nur noch eine Etage höher gehen: in die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Sozusagen die Champions League. Doch so weit will in Fürth noch niemand denken, zumal sich dort erst drei Beiträge aus Deutschland finden: die Falknerei, die Genossenschaft und seit 2017 Orgelbau und Orgelmusik.

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