Kunigunde und die Anfänge der Kleeblattstadt

29.7.2009, 00:00 Uhr
Kunigunde und die Anfänge der Kleeblattstadt

© Marion Reinhardt

Den Anfang machte Renate Trautwein - übrigens genau zum zehnten Jahrestag ihrer Führungen zum Thema «Frauen in Fürth». Bevor es an die einzelnen Biografien ging, bot die Historikerin einen aufschlussreichen Überblick über die Lebenssituation für Frauen im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1860 gab es in Fürth gerade mal etwas mehr als 4400 Familien, die meistens in drei Zimmern mit Küche – ohne Bad, wohl gemerkt – lebten. Für die Sauberkeit sorgten spezielle Badehäuser. Die Lebenserwartung war deutlich niedriger als heute.

Man heiratete recht spät, nämlich im Alter zwischen 30 und 40. Um eine Familie zu gründen, musste erst ein gewisser Besitz erwirtschaftet sein. Auch über eine Aussteueranstalt und eine Aussteuerverlosung alljährlich zur Kirchweih berichtete Renate Trautwein allerhand Kurioses, bevor es zur ersten Station ging.

Werke der Künstlerin Gudrun Kunstmann (1917-1994) finden sich überall in der Stadt, so ihre «Flora», versteckt im dritten Stock des Rathauses. Auch die Märchenfiguren im Stadtpark und das Flusspferd Elsbeth im City-Center hat sie geschaffen. Die Bildhauerin, die an den Akademien in Nürnberg und München studierte, nahm an Ausstellungen in Paris und Italien teil. In Fürth hat sie bisher keinerlei Würdigung erfahren. Trautwein hofft auf eine Gedenktafel im Ehrenweg in der Fußgängerzone.

Durch die Gustavstraße, die im ausgehenden 19. Jahrhundert ein Rotlichtbezirk war, ging es zu einer frommen Frau. In St. Michael befand sich früher ein Kunigundenaltar, der mittlerweile in einer Nördlinger Kirche steht. Er zeigt die im Jahr 1200 heilig gesprochene Kunigunde. Die Gemahlin des Kaisers Heinrich II. brachte Bamberg als Mitgift in die Ehe ein.

Zur Gründung seines Bistums 1007 bekam Bamberg verschiedene Ländereien, darunter auch Fürth - und so ist gewissermaßen Kunigunde die erste urkundliche Erwähnung Fürths zu verdanken. Und dass Fürth ab 1791 einige Jahre lang preußisch war, ist wiederum der englischen Lady Eliza Craven geschuldet. Die Dame bandelte mit Markgraf Alexander von Ansbach an; der dankte daraufhin ab, um das Leben mit der Lady zu genießen, was zur Folge hatte, dass seine Güter und damit auch Fürth an Preußen fielen.

Es gibt noch reihenweise andere Frauen, die in Fürth öffentlich wirkten und in Vergessenheit geraten sind - so etwa Emmy Humbser, Käthe Rohleder, Catharina van Lierd oder Sophie Brandstätter. Ihnen allen sind im Lauf des Jahres weitere Führungen gewidmet. Die Rundgänge dauern etwa 90 Minuten und sind kostenlos.

MARION REINHARDT

Weitere Stadtrundgänge «Bedeutende Fürther Frauen» gibt es am 19.September mit Barbara Ohm (Treffpunkt Kirchenplatz, 11 Uhr), am 26. September mit Irmi Eimer (Treffpunkt Lierdhof, 14 Uhr) und am 17. Oktober mit Gaby Franger (Treffpunkt Parkplatz hinter dem Rathaus, 14 Uhr).