Landbierparadies im Dambacher Sportverein gibt auf

8.2.2012, 11:00 Uhr
Landbierparadies im Dambacher Sportverein gibt auf

© Hans-Joachim Winckler

Zuerst war es der „Sechser im Lotto“, jetzt entwickelt sich das Landbierparadies für den TV Fürth 1860 allmählich zum Alptraum. Nach häufigen Pächterwechseln hatte der Verein im Sommer 2009 mit Michael Beyermann endlich einen Wirt gefunden, mit dem Dauerhaftigkeit in die vereinseigenen Räume an der Coubertinstraße einziehen sollte.

Beyermann unterzeichnete einen auf zehn Jahre angelegten Pachtvertrag mit den „60ern“. Zur Straße hin wurde eigens eine neue Terrasse angelegt, auf der den Gästen im Sommer unter freiem Himmel fränkische Speisen und Biere serviert werden sollten. Vereinschefin Nina Weimann-Sandig versprach sich von der Zusammenarbeit nicht nur dauerhafte Pachteinnahmen, sondern auch eine Frischzellenkur fürs Vereinsleben, schließlich sollte die Gaststätte auch Menschen anlocken, die nicht bei den Dambachern Sport treiben.

Über zwei Jahre ging das gut. Doch jetzt ist das Landbierparadies verwaist — und das schon seit einigen Wochen. Was ist geschehen? Nina Weimann-Sandig spricht von einer völlig überraschenden Entwicklung. Kurz vor Weihnachten habe sie von Gaststätten-Mitarbeitern erfahren, dass allen zum Jahresende gekündigt worden sei. „Ich bin aus allen Wolken gefallen“, sagt Weimann-Sandig rückblickend. Sofort habe sie Kontakt mit Beyermann aufgenommen. Dieser habe ihr berichtet, er wolle die Gaststätte in eine GmbH, also eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, überführen. Doch das kam für den Verein nicht infrage.

„Wir haben Juristen in unserem Vorstand, die uns davon abrieten“, sagt Weimann-Sandig. Der Grund: Beim laufenden Pachtvertrag hafte Beyermann mit seinem Vermögen für eventuelle Außenstände gegenüber dem Verein. Bei einer GmbH hätte er nur mit einer Einlage geradestehen müssen. „Im Extremfall“, folgert Weimann-Sandig, „hätte der Verein die Zeche mit seinen Mitgliedsbeiträgen bezahlen müssen.“

Um Weihnachten habe die Gaststätte dann wegen Urlaub geschlossen — und nie mehr aufgemacht. „Offiziell“, so Weimann-Sandig, „ist der Zehn-Jahres-Vertrag noch nicht einmal gekündigt worden.“ Der Verein habe Beyermann längst ermahnt, „seiner Betriebspflicht“ nachzukommen, doch dieser reagierte nicht. Jetzt gehe man zivil- und strafrechtlich gegen den Wirt vor, zumal die Pacht für den Dezember nie beglichen worden und Beyermann nicht mehr zu erreichen sei. Auch für die FN war er am Montag trotz mehrfacher Versuche nicht zu sprechen.

Über die Firma Landbierparadies in Nürnberg ist zu erfahren, dass Beyermann sowohl das Landbierparadies beim TV Fürth 1860 als auch den zweiten Fürther Ableger in der Friedrich-Ebert-Straße als „Franchise-Partner“ betrieben hat. Das heißt, er führte die beiden Gaststätten im eigenen Namen und auf eigene Rechnung, hatte sich jedoch vertraglich verpflichtet, Getränke von der Firma Landbierparadies abzunehmen. Im Gegenzug durfte er den Namen verwenden.

Im Ausland

Während das Landbierparadies in Dambach geschlossen hat, läuft jenes in der Friedrich-Ebert-Straße – auch bekannt als Hexenhäusla – weiter: seit kurzem unter dem Dach der „Bierhimmel Gastro Betriebs GmbH“. Geschäftsführerin ist Daniela Plamann, die zuvor neun Jahre lang als Servicekraft in der Gaststätte gearbeitet hat. Beyermann sei nicht an der Bierhimmel GmbH beteiligt, betonte Plamann auf FN-Anfrage, verzichtete aber dennoch darauf, den Namen des neuen Gesellschafters zu nennen. Sie selbst habe keinen Kontakt mehr zu ihrem ehemaligen Chef, der sich im Ausland aufhalte.

Beim TV Fürth 1860 harrt man nun der rechtlichen Auseinandersetzung mit dem Pächter. So lange der Vertrag gültig ist, könne der Verein keinen Nachfolger suchen, sagt Nina Weimann-Sandig. Um selbst einseitig zu kündigen, müsse erst noch eine Frist verstreichen.

Die Zukunft der Gaststättenräume ist offen. Nach all den Querelen denke der Vereinsvorstand darüber nach, die Wirtschaft zu verkleinern — oder sogar ganz zu schließen. Zwar sei der Verein auf die Einnahmen aus der Pacht angewiesen, wenn man aber die Räumlichkeiten umgestalten würde und dadurch weitere Kurse anbieten könne, ließe sich über die „sportliche Ebene“ ebenfalls Geld verdienen.

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