Landesamt für Statistik nimmt nur schleppend Gestalt an

20.6.2014, 21:00 Uhr
Landesamt für Statistik nimmt nur schleppend Gestalt an

© Volker Dittmar

Überlaufen ist der weitläufige Gebäudekomplex zwischen Finken-, Spiegel-, Nürnberger und Lange Straße zwar nicht gerade, doch immerhin regt sich wieder Leben in der lange Zeit verwaisten Kommandozentrale des 2009 untergegangenen Fürther Versandhauses. 120 Mitarbeiter sind nach Angaben von Landesamtspräsidentin Marion Frisch hier inzwischen wieder beschäftigt. 540 sollen es einmal sein, wenn der Umbau für rund 40 Millionen Euro erst einmal abgeschlossen ist.

Ein Problem ist dabei die geringe Bereitschaft der bislang in München tätigen Landesamtsmitarbeiter zum Umzug nach Fürth. Gezwungen werde aus der alten Belegschaft niemand, sagt Frisch. Nur neu engagierte Kollegen hätten keine Wahl. In München wiederum könne man sich durch Umbesetzungen im Zuge der natürlichen Fluktuation behelfen.

Ein jährliches Plus von 50 Kräften hat sich die Amtschefin beim Aufbau der Fürther Behörde zum Ziel gesetzt. Ein Kraftakt sieht anders aus. Dem Innenminister geht es bei der zum Ausgleich der Quelle-Pleite vorgenommenen Amtsverlegung vor allem um den Symbolwert. Herrmann: „Wir geben damit der Wirtschaft ein Signal. Was der Staat kann, sollte Unternehmen auch möglich sein.“ Er sei sich darüber im Klaren, dass der Staat Wirtschaftsstrukturen allein mit Ämterverlagerungen nicht verändern kann. Doch man werde diesen Weg weitergehen, um in gebeutelten Regionen Impulse zu geben. Eine Außenstelle des Statistikamtes wurde bereits 1998 nach Schweinfurt eröffnet.

Stolz sind Herrmann und Frisch darauf, dass auch einige ehemalige Quelle-Beschäftigte neue Arbeit beim Landesamt gefunden haben. Viele jedoch nur auf Zeit. Denn für den Zensus 2011 wurden 200 befristete Stellen geschaffen. Das auch in Fürth entstandene neue Zahlenwerk über die Lebensverhältnisse der Bayern bildet die Grundlage für die jetzt vorgelegte Bevölkerungsprognose.

Neue Herausforderungen

Sie ist von Bedeutung für wichtige Weichenstellungen in Sachen Infrastruktur. In anderen Bundesländern wird diese Vorausberechnung laut Herrmann wahrscheinlich erst am Jahresende vorgelegt werden können. Dem hiesigen Ballungsraum wird bis 2023 ein deutliches und bis 2032 ein abgeschwächtes Bevölkerungswachstum prognostiziert. Für Herrmann ergibt sich daraus die Notwendigkeit weiterer Investitionen in Verkehrswege, Wohnungen und Schulen. Eine Herausforderung besonderer Art sieht der Minister in Angeboten für die laut Statistik stark zunehmende Gruppe der fitten Senioren.

Nach dem Vorstellen der neuen Prognose kehrt wieder Baustellenalltag in die Fürther Landesbehörde ein. Erst 2019 soll sich der Staub gelegt haben, der Umzug abgeschlossen sein. Noch bis 2016 ist der Gehsteig vor der ehemaligen Quelle-Hauptverwaltung, Nürnberger Straße 91-95, unpassierbar. Die Fläche wird unter anderem für das Baugerüst und als Lagerplatz für Baumaterial benötigt. Die historische Fassade bleibt erhalten. Als erste komplette Abteilung ist im Januar vergangenen Jahres bereits der Fachbereich „Agrarstrukturstatistik“ nach Fürth verlagert worden. Zwölf weitere Sachgebiete sollen folgen.

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