Landkreis Fürth macht der Bahn Dampf

23.1.2015, 13:00 Uhr
Landkreis Fürth macht der Bahn Dampf

© F.: Scherer

Dafür hat der Bauausschuss nun die Weichen gestellt, und das Staatliche Bauamt beauftragt, die entsprechenden Planungen auszuarbeiten. „Das Thema beschäftigt uns seit zehn Jahren. Wir müssen weiterkommen“, sagte Landrat Matthias Dießl dazu im Gremium.

Eine zu schmale Straße, fehlende Gehsteige, beschädigte Gartenzäune und jede Menge Lastwagen vor der Haustüre – die Misere ist bekannt. Nun wird sich daran wohl nicht viel ändern. Denn die „Nullvariante“ besagt, dass die Straße lediglich verbreitert wird. An der Unteren Bleiche rückt die Trasse so etwas in den Zenngrund, an der Oberen Bleiche würde die Bahn die Gleise um 1,50 Meter nach Süden verlegen und dadurch mehr Raum schaffen. Der Ausbau der Gehsteige entfiele hier allerdings, denn dazu müsste die Stadt Langenzenn, wie Bürgermeister Jürgen Habel im Kreisbauausschuss sagte, in Privatgrund eingreifen.

Wenig Nutzen brächte das Projekt den Langenzennern, sollte die „Nullvariante“ kommen. Aufatmen könnten lediglich die Bürger in der Schlehenstraße, bisher eine Sackgasse, denen dann der Verkehr nicht durch den Vorgarten rollen würde.

Allerdings sähen es Bürgermeister Habel und die Mehrheit des Stadtrates gerne, wenn die FÜ 11 nach Norden verschoben würde. Das bestätigte Habel auf FN–Nachfrage. Zwar möchte die Kommune nicht alle drei Bahnübergänge (Ziegenberg, Koramic, Bleiche) aufgelassen sehen, eine Anbindung sollte von Norden ans Stadtzentrum bestehen bleiben, aber auch wenn zwei Bahnübergänge verschwinden würden, wäre ein großes Gefahrenpotenzial für Autofahrer, Radler und Fußgänger beseitigt. Dass der Landkreis seine Wunschversion nicht anpacken kann, liegt am fehlenden Baurecht. Dieser Punkt bremst das Vorhaben seit längerem aus – und daran hat auch die Kommunalpolitik in der Stadt Langenzenn gehörigen Anteil.

Nachdem nämlich sowohl die Bahn als auch die Regierung von Mittelfranken es bereits vor Jahren abgelehnt hatten, ein Planfeststellungsverfahren einzuleiten, war der Kreis mit der Bitte auf die Zennstadt zugekommen, das Problem über die Aufstellung eines Bebauungsplans zu lösen.

Dazu schickte sich der Stadtrat auch an, nahm in das Verfahren aber gleichzeitig noch die sogenannte Nordumgehung auf. Doch diese Straße, die vom Ziegenberg quer durch den Zenngrund nach Osten bis zum Raindorfer Weg führen sollte, wurde im Zuge eines Rats- bzw. Bürgerbegehrens schließlich gekippt. Daraufhin stellte der Stadtrat das Verfahren für den Bebauungsplan ein. Da die Kommune die Planung in einem Stück, und nicht wie vom Landkreis gewünscht in zwei Teilen — einen für die Kreisstraßenverlegung, einen für die Nordumgehung — betrieben hatte, liegt seitdem alles auf Eis. Unmittelbar nach der Entscheidung gegen die Nordumgehung, im September 2013, hatte Bürgermeister Habel den FN gesagt, der Planungsauftrag falle damit an den Kreis und die Bahn zurück. Diese müssten nun in Eigenregie Baurecht schaffen oder die drei Bahnübergänge ertüchtigen. Doch das Staatsunternehmen zuckte bisher nicht und im Kreisbauausschuss verwies jetzt Landrat Dießl darauf, dass der Landkreis keine weiteren Instrumente habe, um Baurecht zu erlangen: „Wir brauchen ein Planfeststellungsverfahren.“

Die Stadt Langenzenn hatte das Staatliche Bauamt Nürnberg, das für die Straßenplanung im Landkreis zuständig ist, nun im Dezember 2014 von einem zeitlich freilich schon sehr lange zurückliegenden Gespräch im Eisenbahnbundesamt unterrichtet. Dort soll ein inzwischen im Ruhestand befindlicher Mitarbeiter geäußert haben, dass man sich vielleicht vorstellen könne, ein entsprechendes Verfahren einzuleiten. Eine sehr vage Aussage, die zudem nicht schriftlich protokolliert ist. Habel berichtete im Ausschuss auch davon, dass die Bahn nun alle Übergänge einzeln betrachten wolle. Der Langenzenner Bürgermeister bat das Gremium deshalb, sich „nicht auf die Nullvariante festzulegen“, sondern abzuwarten, wie die Bahn sich verhalte.

Darauf wollte sich der Landrat aber nicht einlassen. Das Hin und Her der Bahn sei „extrem unerfreulich“, stellte Dießl fest und machte deutlich: „Die Bahn sagt viel, wenn wir nichts schriftlich haben, nützt das nichts.“ Wenn der Bauausschuss keine Aussage treffe, habe die Bahn keinen Druck zu reagieren, und „hinhalten tun sie uns schon länger“.

Dem folgten die Kreisräte. Das Staatliche Bauamt soll allerdings erneut beim Eisenbahnbundesamt nachhaken. Ohnehin steht noch eine Antwort auf eine Anfrage vom Oktober vergangenen Jahres aus, ob es möglich sei, das Straßenprojekt des Kreises und die Sanierung der Bahnübergänge zu entkoppeln. Sollte sich die Behörde nicht melden, stellt der Landkreis die Signale auf Grün: für die „Nullvariante“ auf der FÜ 11 im Jahr 2016.

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