Landkreis Fürth stellt Stromautobahn in Frage

12.2.2014, 21:00 Uhr
Landkreis Fürth stellt Stromautobahn in Frage

© Winckler

Ein wenig erinnert die Situation im kleinen Saal der Paul-Metz-Halle an die Aufnahmen beim Klassenfoto. 13 Bürgermeister gruppieren sich um einen Tisch. Dort sitzen ihr Zirndorfer Amtskollege und der Landrat. Matthias Dießl unterschreibt die Erklärung als Erster, dann greift Thomas Zwingel zum Stift, anschließend übernimmt das ABC die Regie – von Ammerndorf bis Veitsbronn.

Dießl macht noch einmal klar, warum sich die Bürgermeister und er gemeinsam zu diesem Schritt entschlossen haben: Bei der Informationsveranstaltung vor eineinhalb Wochen in Nürnberg, in der der Netzbetreiber Amprion seine Planungen erstmals öffentlich machte, habe man viel Technisches gehört. Schuldig geblieben sei der Veranstalter allerdings eine Erklärung zur Notwendigkeit der Trasse, die Windstrom aus dem Norden der Republik nach Süden transportieren soll. Exakt diesen Punkt hatte etwa der CSU-Umweltexperte und Bundestagsabgeordnete Josef Göppel in einem FN-Interview bezweifelt.

In der Bevölkerung sei „keinerlei Akzeptanz für ein derartiges Großprojekt gegeben“, heißt es in der Resolution. Der Landkreis will nicht nur alternative Lösungen geprüft wissen. Vielmehr sollen Bund und Freistaat ein transparentes, von der Stromindustrie unabhängiges Konzept zur Energiegewinnung und -verteilung in Deutschland erstellen. Dieses soll nicht nur auf Großprojekte setzen, sondern regionale Vorhaben und Gegebenheiten berücksichtigen. Untersucht werden müsse auch, sagte der Landrat, ob es vielleicht ausreiche, bestehende Netzkapazitäten zu modifizieren. Bisher seien Betreiber, Bundesnetzagentur und die Politik diesen Nachweis schuldig geblieben.

Wie bereits berichtet, läuft die von Amprion bevorzugte Trasse zwar durchs Nürnberger Land, eine Alternativplanung führt die Stromleitung allerdings quer durch den Landkreis Fürth. Der ist nicht nur der flächenkleinste in Bayern, sondern auch am dichtesten besiedelt. Der von Amprion festgelegte Korridor, darauf nimmt die Resolution ebenfalls Bezug, überdeckt deshalb nicht nur immer wieder bebaute Bereiche und der Naherholung dienende Gebiete. Tangiert werden auch im Regionalplan der Industrieregion Mittelfranken festgelegte Windkraftgebiete – womit die Möglichkeiten, vor Ort regenerative Energie zu erzeugen, beschnitten werden. Dies sei den betroffenen Bürgern nicht zuzumuten. Allerdings: „Wir wollen nicht, dass die Strom-Autobahn irgendwo anders läuft, uns geht es um das Ob“, stellte der Landrat noch einmal fest.

Man wolle, schob Zirndorfs Bürgermeister nach, die Energiewende nicht zurückdrehen, aber einige Unklarheiten beseitigt haben. In der Folge sollen auch die Stadt- und Gemeinderäte die Resolution verabschieden, um so noch mehr Druck zu erzeugen. In Zirndorf beschäftigt sich das Gremium am 19. Februar mit der Erklärung. Er hoffe, sagte Zwingel, dabei auf einen breiten Konsens.

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