Langenzenn schafft Hallenbad-Fakten

5.4.2017, 06:00 Uhr
Langenzenn schafft Hallenbad-Fakten

© Foto: Wraneschitz

"Das Angebot: Die Stadt Langenzenn kann heute ganz pauschal anbieten, den Wilhermsdorfer Vereinen, Schulen, Volkshochschule etc. Kapazitäten im künftigen Langenzenner Bad zur Verfügung zu stellen . . . Die Entscheidung über das ,Ob‘ einer solchen Investition inklusive Betriebskosten liegt beim Gemeinderat Markt Wilhermsdorf!"

Die unverblümten Worte von Langenzenns Bürgermeister Jürgen Habel (CSU) im Amtsblatt seiner Stadt irritierten Wilhermsdorfs SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Herbert Kropstat, in der Bürgersprechstunde griff er die Thematik auf: "Im Langenzenner Amtsblatt steht, das Wilhermsdorfer Hallenbad wird geschlossen. Wie kann Habel das sagen?", fragte Kropstat sichtlich verärgert. Wie es mit dem eigenen Hallenbad weitergeht, das wird seit Jahren in Wilhermsdorf in drei Varianten heiß diskutiert. Eine davon lautet: Es wird zugunsten eines gemeinsamen Neubaus mit der Nachbarstadt Langenzenn geschlossen. Die Alternativen sind Neubau oder Sanierung.

Auch dazu hat der Bürgermeister der Nachbarkommune etwas zu sagen: "Beides bedeutet Millionenaufwand und dürfte mit den Folgelasten finanziell nicht leistbar sein." In Wilhermsdorf hat Habel bereits Ende Januar gemeinsam mit seinem Stadtwerkeleiter Ralph Lampert in einer nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzung ein aus ihrer Sicht "faires Beteiligungsangebot" vorgestellt. Doch "bis heute gibt es noch keine Zahlen, wie sich eine solche Kooperation gestalten könnte", versuchte Wilhermsdorfs Bürgermeister Uwe Emmert (CSU) die Wogen zu glätten. Er erwartet erst "in etwa zwei Wochen Zahlen zu Kosten und Investitionsaufteilung". Erst danach könne der Gemeinderat das Thema ernsthaft beraten. Und: "Im Gremium sind wir ohne Geheimnisse im Austausch."

"Wie kann das sein?"

Dieser Satz wiederum brachte den ebenfalls nicht im Ratsgremium sitzenden Grünen-Vertreter Frieder Kleefeld auf die Palme: "Habel berichtet aus der nicht-öffentlichen Wilhermsdorfer Marktgemeinderatssitzung. Wie kann es sein, dass dieser Tagesordnungspunkt im Langenzenner Amtsblatt landet und bei uns nicht?"

Uwe Emmerts Entgegnung: "Dass wir die Variante einer Kooperation prüfen, haben wir auch in unserem Mitteilungsblatt veröffentlicht." Konkreter wurde er nach der Ratssitzung noch per Mail, die den FN vorliegt. Darin schreibt der CSU-Mann: "Ich habe bereits fast zwei Jahre vor der Veröffentlichung in Langenzenn auf die Problematik und die Alternativen hingewiesen – wo ist hier bitte eine Verschleierung oder schlechte Informationspolitik erkennbar?" Und weiter heißt es: "Leider lässt sich so ein Thema nicht so einfach lösen, vor allem nicht mit Unsachlichkeit, Kirchturmdenken und Stimmungsmache!"

Als Fakten gelten weiterhin, was schon am 31. Juli 2015 im Wilhermsdorfer Mitteilungsblatt stand: Das über 40 Jahre alte Hallenbad besuchen zirka 25 000 Badegäste pro Jahr, das jährliche Betriebsdefizit liegt bei rund 300 000 Euro. Für Heiztechnik und Gebäudehülle müssten geschätzt 1,4 Millionen Euro aufgewendet werden, Becken und Gebäudetechnik kämen dazu.

Das vom Gemeinderat schon damals in Auftrag gegebene "Sanierungs- und Entwicklungsgutachten" zu den drei Alternativen Renovierung des alten Bads, Neubau in Wilhermsdorf und Kooperation mit Langenzenn ist öffentlich bislang nicht aufgetaucht. Und dass Verhandlungen zwischen Langenzenn und Wilhermsdorf liefen, hatte Emmert schon damals herausgestellt.

Ohne Kooperation mit Langenzenn könnte aber das eintreten, was der dortige Bürgermeister Habel ebenfalls in seinem Amtsblatt schreibt: "Wilhermsdorfer Schulen, VHS und Vereine hätten dann weder in Wilhermsdorf noch in Langenzenn die Möglichkeit, unterzukommen." Von der DLRG Wilhermsdorf gar nicht zu sprechen: Die Lebensretter stellen derzeit einen Großteil der Badegäste.

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