Langenzenn und Wilhermsdorf baden allein

15.10.2017, 09:00 Uhr
Langenzenn  und Wilhermsdorf baden allein

© Foto: Wraneschitz

Schon 2012 hatten sich die Bürger der Stadt Langenzenn für einen Neubau ihres Hallenbades ausgesprochen, eine Sanierung hingegen abgelehnt. Seitdem wird in dem alten Bad nur noch das Nötigste repariert, um den Betrieb aufrecht halten zu können.

Da dies keine Dauerlösung ist, wurde über die Option nachgedacht, mit Wilhermsdorf zu kooperieren. Denn die Nachbarn hatten ganz ähnliche Probleme mit ihrer Freizeitanlage.

Doch als Antwort auf das Langenzenner Angebot gab es im September aus Wilhermsdorf ein glattes Nein: einstimmig aus dem Marktgemeinderat und von 67,8 Prozent der Wilhermsdorfer, die an einem Bürgerentscheid teilgenommen hatten.

Mehrere Standorte

In Langenzenn hat man das wohl schon geahnt und deshalb die Weichen für ein "Solo" gestellt. In einer europaweiten Ausschreibung wurde ein Planungsbüro gesucht und gefunden: Krieger Architekten und Ingenieure aus Velbert in Nordrhein-Westfalen. Aktuell werden die denkbaren Standorte für das neue Bad bewertet. Mit einem Ergebnis wird frühestens Ende Oktober gerechnet.

Dann wird der Stadtrat auch entscheiden müssen, welche Schwimmbecken geplant werden sollen und wie groß die Räumlichkeiten ausfallen dürfen. Vom planenden Büro wird erwartet, dass es verschiedene Varianten vorstellt. Wann der erste Spatenstich für den Neubau erfolgt, ist noch völlig offen. Vor 2019 vermutlich nicht, da ein Jahr Planungsphase für ein Projekt dieser Größe das Minimum ist.

Die Kostenschätzungen sind noch sehr grob. Auf rund 6,5 Millionen Euro wird ein Bad ohne Grunderwerb geschätzt. Dafür könnte Langenzenn vier 25-Meter-Bahnen, einen Sprungturm und Nebenräume wie Umkleiden und Duschen erhalten. Eine 25-Meter-Bahn mehr und ein zusätzliches Lehrschwimmbecken — damit lägen die Kosten schon bei 8,8 Millionen Euro. Ein Planschbereich für Kleinkinder ist darin noch nicht eingerechnet.

Zuschüsse sind nicht üppig

Die Zuschüsse des Freistaates für kommunale Bäder sind nicht gerade üppig. Es gibt sie nur für Lehrschwimmbecken, die eine Größe von 12,50 auf 6 Metern haben, also für Wettkämpfe oder Training ungeeignet sind. Um an Geld vom Freistaat für einen Neubau zu kommen, muss eine Kommune nachweisen, dass mindestens 60 Schulklassen das Bad für den Sportunterricht nutzen.

In Langenzenn mit seiner Grund- und Mittelschule sowie der Realschule und dem Gymnasium des Landkreises ist das kein Problem. Außerdem wird das Langenzenner Bad auch von Cadolzburger Schülern besucht. Insgesamt rechnet man mit 165 Sportklassen. In diesem Fall ist mit einem Zuschuss von 3,4 Millionen Euro zu rechnen.

Beim Thema Zuschüsse hat Wilhermsdorf hingegen das Nachsehen. Denn es hat selbst aktuell nur 13 Schulklassen. Kinder und Jugendliche aus den Nachbarorten erhalten entweder in Langenzenn oder im Markt Erlbacher Rangaubad Sportunterricht. Damit verfehlt Wilhermsdorf die Kriterien, um ein Lehrbecken gefördert zu bekommen.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Harry Scheuenstuhl spricht daher von einer "Sondersituation" und setzt auf einen SPD-Antrag im Landtag, um die staatliche Förderquote für Hallenbäder zu erhöhen. Auch Bürgermeister Uwe Emmert hat Kontakt mit verschiedenen Landtagsabgeordneten aufgenommen: "Ich höre Signale, dass sich auch bei Bädersanierungen etwas tun könnte."

Bevor in München Entscheidungen fallen, handelt Wilhermsdorf. Bürgermeister Emmert geht davon aus, dass in der nächsten Gemeinderatssitzung ein Planer beauftragt wird. Denn auch wenn das Bad in der Zenngrundgemeinde optisch keinen schlechten Eindruck macht, muss doch vieles an der Technik ausgetauscht und vor allem das Dach saniert werden. Ein Minimum von drei bis 5 Millionen Euro wurde dafür einst veranschlagt.

Kleiner Badeweiher

Emmert bringt zudem eine Stärke des Wilhermsdorfer Bades ins Spiel: die rund 15 000 Quadratmeter große parkähnliche Anlage vor der Halle. Dort stellt er sich einen kleinen Badeweiher vor, einen Biergarten und vielleicht noch einen Stellplatz für Wohnmobil-Touristen: der ideale Ort für einen schönen Sommertag und eine deutliche Attraktivitätssteigerung für das Bad.

Bislang beläuft sich das jährliche Defizit für die Freizeiteinrichtung zwischen 250 000 und 300 000 Euro. Könnte man die Kosten dank der Sanierung drücken und mehr Publikum anlocken, dann läge das Minus vielleicht nur noch bei 100 000 Euro. "Das können wir schultern", meint Emmert.

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