Lästereien am Ruhrpott-Stammtisch

21.5.2015, 12:00 Uhr
Lästereien am Ruhrpott-Stammtisch

© Foto: dpa/Henning Kaiser

Es gibt sie noch, die gute alte Stammtischkultur. Nur ist sie inzwischen weniger im Biergarten als auf Comedy-Bühnen anzutreffen, was einige Vorteile bietet: Die Runde bietet Platz für mehr Personen, es wird nicht so viel durcheinander geredet, und einige verdienen auch noch Geld damit. Alles andere ist jedoch ziemlich gleich geblieben: Sich lustig machen über die Macken anderer, simple Witze, deren Pointen vorwiegend unter die Gürtellinie zielen und das Bedienen gängiger Klischees und Vorurteile — über Frauen, Außenseiter, Stotterer.

In der Comödie jedenfalls waren noch viele Plätze frei, als Markus Krebs seine Kalauer zum Besten gab. Doch seine eingeschworene, überwiegend männliche Fangemeinde machte dies durch ihre Ausgelassenheit und Lautstärke wieder wett.

„Hocker Rocker“ ist das zweite Bühnenprogramm des wohlbeleibten Ruhrpottlers mit schwarzer Wollmütze und dunkler Sonnenbrille. Sobald Krebs die Bühne betritt, wird klar, worauf der Abend hinausläuft. Seine Comedy-Welt ist noch in Ordnung: Die Männer treffen sich im Kegelclub und machen einen Vereinsausflug auf die Reeperbahn. Die Qualität der Freunde wird an deren Trinkfestigkeit und ihrer Fähigkeit, Witze zu erzählen, gemessen. Frauen kommen lediglich als schmückendes Beiwerk vor, von dem man sich scheiden lässt, wenn die langen, blonden Haare abgeschnitten werden.

Das Publikum liefert

Auch alte Schwänke aus dem Leben eines Vollpfostens, die bereits Teil des ersten Programms waren, greift Krebs wieder auf und ergänzt sie durch neue. So hat er sich zum Beispiel ein Deo gekauft, das angeblich 24 Stunden halten soll, aber schon nach einer Stunde leer war. Im Knast saß er, weil er Reinigungs-CDs gebrannt und Kik-Mode gefälscht hat. Die Gags für die zweite Hälfte des Abends lässt er sich zu weiten Teilen von seinem Publikum liefern: Er ruft einen Witze-Wettbewerb aus, und wer den meisten Applaus erhält, gewinnt. Das fördert die Freundschaft, außerdem bekommt er gleich neues Material für kommende Shows.

Beim echten Stammtisch ist das ja nicht anders: Auch über einen alten Witz wird herzhaft gelacht, wenn er nur gut erzählt wird. Dieses Talent allerdings ist Krebs mit seiner typischen Ruhrpott-Schnauze durchaus gegeben.

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