Lebensqualität: Fürth verpasst Top 100 knapp

25.5.2018, 06:00 Uhr
Lebensqualität: Fürth verpasst Top 100 knapp

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Soll man sich darüber nun freuen oder nicht? Die Stadt steht in der Studie, im ZDF-Auftrag gefertigt von Regionalwissenschaftlern des renommierten Prognos–Instituts, auf Rang 103, der Landkreis auf Platz 117. Beides nicht übel, aber natürlich auch nicht dazu angetan, ein Freudentänzchen aufzuführen.

"Der Gesamtrang ist sicher nicht schlecht", sagt dazu der Fürther Wirtschaftsreferent Horst Müller – zumal sich die gemeinhin als attraktiv eingeschätzte Nachbarstadt Nürnberg mit Platz 152 begnügen muss. Dennoch: Er sehe sich "in seiner Skepsis gegenüber solchen Studien bestätigt", so Müller. Manches erscheint den Verantwortlichen im Rathaus bei der Wahl der Kriterien und bei deren Gewichtung wenig nachvollziehbar. Etwa warum Fürth – obgleich sicherste Großstadt Deutschlands – im Studienfeld "Gesundheit & Sicherheit" nur auf Rang 130 steht.

Erklären lässt sich das damit, dass Prognos allein in diesem Sektor 17 Indikatoren einfließen ließ, von der Lebenserwartung über Verkehrstote bis hin zur Anzahl der Raucher. Die Kriminalitätsstatistik spielt zwar ebenfalls eine Rolle, aber sie ist eben nur ein Aspekt unter vielen.

In den beiden anderen Teilbereichen der Studie erreicht die Stadt Platz 95 ("Arbeit & Wohnen") und Platz 171 ("Freizeit & Natur"). Letzteres, das dürften Fürther erstaunt vermerken, trotz ausgedehnter Flussauen, wie man sie in großen Städten eher selten findet. Doch auch hier tragen wieder viele einzelne Faktoren – bei "Freizeit & Natur" sind es 20 – zum Gesamturteil bei. Das Spektrum reicht von der Gastronomiedichte über Sonnenstunden und Ganztagsbetreuung bis hin zu Kulturveranstaltungen mit eigenem Ensemble.

Freuen darf sich der Landkreis über sein herausragendes Ergebnis im Feld "Arbeit & Wohnen", in dem Prognos 16 Indikatoren gewertet hat: Platz sieben steht für die Gegend zwischen Bibert und Zenn zu Buche. Der Landkreis konnte unter anderem mit seiner niedrigen Arbeitslosenquote punkten, mit vergleichsweise günstigen Miet- und Immobilienpreisen und der geringen Zahl von Schulabbrechern, sozial Schwachen und Verschuldeten. Platz 1 belegt bei "Arbeit & Wohnen" übrigens der Kreis Erlangen-Höchstadt.

Im Sektor "Gesundheit & Sicherheit" rangiert der Landkreis auf einem ebenfalls beachtlichen 51. Platz. Heruntergezogen wird er indes vom erstaunlich schlechten Rang 368 bei "Freizeit & Natur". Zu ihm trugen etwa schwache (aber natürlich im ländlichen Raum kaum anders zu erwartende) Werte bei Restaurantdichte und der Erreichbarkeit von Mittelzentren (also größeren Städten) bei.

München an der Spitze

Den Spitzenplatz in der Gesamtwertung nimmt übrigens München vor Heidelberg und dem Landkreis Starnberg ein. Und: Rund drei Viertel der Top 100 kommen aus Bayern und Baden-Württemberg. Auf dem letzten Platz rangiert Gelsenkirchen, wo die Forscher die höchste Arbeitslosenzahl und Kinderarmut registrierten sowie – nicht zu vergessen – den höchsten Raucheranteil . . .

Doch selbst der Sieger München erzielte von 300 möglichen Punkten nur 207 (Fürth: 177). Das, so Studien-Macher Christian Böllhoff, zeige deutlich: "Auch wenn vieles gut ist, perfekt ist es nirgendwo."

Apropos nicht perfekt: Fürther, die nun die im Internet einsehbare Studie (deutschland-studie.zdf.de) selbst genauer unter die Lupe nehmen möchten, sollten sich nicht wundern: Es sind dort "Fürth, Stadt" und "Fürth" zu finden – laut Beschreibung im Textfeld handelt es sich in beiden Fällen um die Kleeblattstadt.

Ungeachtet dessen ist mit "Fürth" jedoch der Landkreis gemeint. Ein Fehler, der bei der Gestaltung der Internetseite passiert sei, hieß es auf Nachfrage der FN.

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