"Legal Wall" macht Oberasbach zum Sprayer-Paradies

13.10.2018, 09:00 Uhr

© Foto: Nina Daebel

Dass es nun eine "Legal Wall" gibt, ist vor allem der Initiative von Matthias Zöllmer zu verdanken. Den Anstoß dazu bekam der Leiter der Jugendarbeit in Oberasbach Anfang des Jahres. Damals waren immer wieder hässliche Schriftzüge auf Hauswände gesprüht worden. "Das Projekt soll zeigen, wie Graffiti wirklich aussehen kann und es soll helfen, das negative Image von Sprayern zu beseitigen", sagte Zöllmer im Rahmen der offiziellen Wand-Freigabe.

Letztlich sei es ein Experiment. Weil vollkommen offen sei, wie die Wand angenommen werde und wie die Bürger reagieren werden. Zöllmer hofft, dass ein paar Oberasbacher Interessierte durch die legale Wand "zu dieser Art der Kunst finden".

Profi ist zuerst an der Reihe

Der Graffiti-Künstler Carlos Lorente, Geschäftsführer der Nürnberger "Style Scouts Graffiti Akademie", gestaltete die Oberasbacher Wand als Erster mit einem eigenen Entwurf. Er hatte sich für ein buchstabenbasiertes Graffito entschieden, ergänzt durch Figürliches. "Diese legale Wand ist ein Glücksfall und eine Wohltat. Sie wird für den gesamten Großraum eine Relevanz haben", betonte Lorente, der in der Szene als "Kid Crow" bekannt ist. Er weiß, dass sich die Freigabe der Wand unter Kollegen bereits "massiv" herumgesprochen hat. Und für ihn ist klar: "Oberasbach nimmt mit der Freigabe eine Vorreiterrolle ein."

Von der Qualität der Wand schwärmt Lorente zudem in den höchsten Tönen. Der Untergrund sei sehr gut, sie sei gerade und biete viele Möglichkeiten für das Sprayen großformatiger Bilder. Außerdem könne man an ihr mit mehreren Künstlern gleichzeitig an einem Gemälde arbeiten. "Ich bin mir sicher, dass viele Kreative diese Wand nutzen werden." Das müssten nicht ausschließlich Profis sein, betonte Lorente. Er hofft, dass auch viele Normal-Interessierte zur Sprühdose greifen und sich ausprobieren werden. Denn wer einmal selbst ein Graffito gesprüht habe, könnte den Reiz daran besser nachvollziehen und würde anschließend auch mit einem anderen Blick durch den öffentlichen Raum gehen. "Es selbst zu machen, hilft dabei, Vorurteile abzubauen."

Dass es immer noch viel zu wenig legale Wände wie die in Oberasbach gibt, betonte auch Chemrok aus Nürnberg. Der 42-Jährige zeigte interessierten Jugendlichen, wie aus einem Entwurf auf Papier ein Kunstwerk auf der Wand wird. "Wenn es mehr legale Flächen geben würde, würde das der Szene und der kulturellen Landschaft guttun", sagte er und erklärte, wie viel die Graffiti-Kunst jedem Einzelnen bringen könnte. So sei sie vor allem eine Abwechslung zur digitalen Welt. Und weil es kein "richtig" oder "falsch" geben würde, könne sich hier jeder ausprobieren. Außerdem fördere es sowohl die Fein- als auch die Grobmotorik und die Selbstwahrnehmung.

Lukas (23), Nele (13) und Maxi (25) aus Oberasbach versuchten sich an der Wand. Doch bevor sie mit Atemschutzmaske und Farbdose an die Umsetzung ihres Entwurfs gehen dürfen, mussten sie erst einmal etwas aufs Papier bringen. "Wir machen das zum ersten Mal und befürchten, dass das gar nicht so einfach wird", sagte Lukas und lachte, während er noch vor seinem leeren Blatt saß und auf eine kreative Idee für ein Motiv hoffte.

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