Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling

23.8.2016, 17:00 Uhr
Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

Clarissa Hopfensitz schlägt sich in der gut besuchten Kulturscheune mit ihrer One-Woman-Show geistreich und ironisch mit viel Spott und Komik durch anderthalb Stunden Liebeskummer, erzählt ihre Leidensgeschichte und lässt alle im Rückblick an ihren Abenteuern teilhaben. Derweil verspeist sie Schaumküsse, springt Seil, um die Kalorien wieder loszuwerden, hadert mit ihrer Figur, die an dem ganzen Desaster schuld sein soll, und will keine Schwächen zeigen. Nur immer schön cool wirken, dann klappt es auch mit dem Partner.

Weil sie alle Begegnungen mit dem angebeteten Dr. Daniel Hoffmann bis ins Kleinste vorausgeplant hat, tritt sie in jedes Fettnäpfchen weit und breit. Und außerdem scheint der erfolgreiche Arzt eine Freundin zu haben, eine empörend schlanke, gut gebaute Schauspielerin. Da kann nicht einmal mehr Coras beste Freundin, die forsche Jo, helfen. Zumal man als Frau einfach nicht den ersten Schritt tut und einen Mann anruft. Da muss man dann eben warten und weinen.

Glamouröser Hintern

Clarissa Hopfensitz – zunächst im Jogging-Anzug und mit Handtuch um den Kopf, auf dem Hinterteil den aufschlussreichen Schriftzug „Glam“ — wechselt ständig die Perspektive, springt vom lasziven Vamp zum burschikosen Kumpel, vom unsicheren Mädchen zur kultivierten Karrierefrau. Später trägt sie enge Hosen und eine durchsichtige Bluse, während sie mit ihren vielseitigen schauspielerischen Mitteln die diversen Figuren auf die Bühne holt.

Man ist live dabei, wie sie ihren Daniel auf einem Filmball trifft, indem sie ihn vor der Toilettentür umrennt und einen vollen Essensteller über ihn kippt; wie er ihr als Vertretung ihres Hausarztes plötzlich wieder begegnet und ihr orthopädische Einlagen verordnet; wie es zum ersten Date kommt, bei dem sie klug wirken will und dummes Zeug erzählt; wie er sie trotzdem zu einer Party mitnimmt und sie danach im Bett landen. Nur: Was jetzt? Das Telefon schweigt beharrlich. Und sie darf ihn ja nicht anfunken.

Bei all dem beweist Hopfensitz reichlich Selbstironie und räumt gründlich mit Frauen-Männer-Klischees auf. Kürthys spritziger Text macht es der Schauspielerin leicht, obwohl sie eine Erzählung sinnlich greifbar machen muss. Die Regie hat ihr dafür allen nötigen Freiraum zugestanden, denn die übernahm Hopfensitz gleich selbst, inklusive eingespielte Stimmen aus dem Off. Die Künstlerin gibt dieser liebenswert schrägen Figur mit ihrer ausdrucksvollen Stimme eine höchst sympathische Note. Beste Unterhaltung mit hohem Identifikationsfaktor für Frau und Mann.

Nächster Theatertermin in der Kulturscheune Knorr (Mannhofer Straße 44): „Singende Fische in der Sommerfrische“, eine Collage aus Texten und Liedern über die Verrücktheit des Lebens und den Wahnsinn der Liebe, mit Viola Robabowski und Ruth Weisel, 25. September (19 Uhr), Tickets (15 Euro) unter Tel. 76 73 15

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