Loblied auf den sonnigen August

13.9.2012, 11:00 Uhr
Loblied auf den sonnigen August

© Mark Johnston

Tief hängen graue Wolken am Himmel. Über Nacht hat sich der Sommer verabschiedet und dem Herbst Platz gemacht. Auch Margot und Eugen Hoppe müssen sich verabschieden. Seit dem 14. Mai sind sie täglich ins Fürther Freibad gekommen, sind geschwommen, haben Freunde getroffen. Jetzt rollt Eugen Hoppe einen roten Bademantel zusammen und steckt ihn in eine Plastiktüte. Die gemietete Umkleide, die einen Sommer lang Handtücher, Ersatzbadeanzüge und Schuhe beherbergt hat und in der sogar ein kleiner Teppich auf dem Boden für etwas mehr Behaglichkeit sorgt, muss geräumt werden. Es ist die Nummer 49, die den Hoppes einige Monate lang immer ein kleines Stückchen Zuhause ist. „Auch in der nächsten Saison haben wir wieder diese Kabine“, sagt Eugen Hoppe. Er muss es wissen, denn seit Jahrzehnten sind er und seine Frau Dauergäste im Fürther Bad. Diese Saison waren sie besonders zufrieden. „Das Wasser war immer wunderbar, die Temperatur perfekt“, schwärmt Margot Hoppe. Außerdem freut sie sich, dass ihnen zehn zusätzliche Tage geschenkt wurden, weil das Bad heuer später als sonst geschlossen hat.

Loblied auf den sonnigen August

© Mark Johnston

„Dazu haben wir uns spontan entschieden“, erklärt Rainer Grasberger, einer der beiden Geschäftsführer des Fürthermare und damit auch für das Scherbsgrabenbad zuständig. Der Sommer habe sich heuer nach hinten verschoben, darauf habe man reagiert. Eine durchschnittliche Saison sei es gewesen, aber der August habe die Bilanz etwas verbessert. 83600 Gäste haben sich im Freibad in diesem Sommer erfrischt, immerhin 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Wie immer sind diese Zahlen auch ein Spiegel der Witterung: Im heißen August kamen mit 37500 Besuchern fast die Hälfte aller Badegäste.

Bei den Schwimmern mit Dauerkarte spielt das Wetter kaum eine Rolle. Sie sind immer da. Walter Roth, ehemaliger Pfarrer von St. Michael, gesteht sogar, dass er am liebsten im Regen seine Bahnen zieht. 1000 Meter schwimmt er beinahe täglich.

Edith Stricker hat ihr Pensum für heute bereits hinter sich. In einen pinkfarbenen Bademantel gehüllt steht sie am Beckenrand und erzählt, dass sie es auf 128 Kilometer gebracht hat in dieser Saison. „Das habe ich mir heuer extra einmal ausgerechnet“, sagt sie.

Welche Strecken seine Badegäste zurückgelegt haben, kann Thomas Seischab nicht sagen. Dass aber immerhin 29000 Besucher den Weg ins Naturbad Großhabersdorf, das seit vergangenem Freitag geschlossen hat, gefunden haben, weiß der Geschäftsführer der Gemeindeverwaltung zu vermelden. Zufrieden stimmen ihn diese Zahlen, die er vor allem dem Sonnenschein im August zu verdanken hat. Auch der Kiosk und der neu gestaltete Biergarten seien bei den Gästen gut angekommen.

Für den Veitsbronner Bürgermeister dagegen fällt die Bilanz der Badesaison ernüchternd aus. „Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich den Sommer mit null bewerten“, sagt Peter Lerch. Es sei mit rund 55000 Besuchern das schlechteste Jahr des Veitsbades gewesen. Eine letzte Chance, die Zahlen etwas aufzubessern, gibt es: Bis einschließlich kommenden Samstag hat das Veitsbad geöffnet. Das Zirndorfer Bibertbad hängt sogar noch einen Tag dran. Am Sonntag aber ist Schluss — und der Rückblick auf den Sommer 2012 dürfte auch dort eher negativ ausfallen. „Nicht sehr gut“, lautet die bisherige Einschätzung der Badbetreiber.

Peter Kraus dagegen freut sich. Der Rettungsschwimmer hat den ganzen Sommer lang auf den Stufen beim Schwimmerbecken im Fürther Freibad gesessen oder gestanden und von dort aus aufgepasst, dass sich niemand verletzt oder ertrinkt. „Außer ein paar Bienenstichen und eingetretenen Dornen ist nichts passiert“, sagt er. Bald darf er in Ruhe schwimmen. Im Meer vor der griechischen Insel Samos.

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