Luther im Langenzenner Klosterhof

25.12.2016, 09:00 Uhr
Luther im Langenzenner Klosterhof

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Ausgerechnet der Kirchenspalter Luther bringt die Langenzenner Theaterspieler gemeinsam auf die Bühne. Wie kam’s?

Klaus Roscher: Wir haben 2008 beim Lumpazivagabundus und das Jahr darauf beim Faust kooperiert, auch für Luther hatte ich von Anfang an eine Zusammenarbeit mit den Klosterhofspielen im Kopf.

Sonja Soydan: Eigentlich stand bei uns für 2017 ein eigenes großes Sommerstück auf dem Plan. Allerdings wären wir dann kollidiert – zeitlich und räumlich. Wir im Klosterhof, Wand an Wand mit Luther, das wäre hinsichtlich Logistik und Abstimmung sehr schwierig geworden. Wir haben dann miteinander gesprochen und die Kooperation beschlossen. Ich finde es klasse, dass wir so dieses Stück jetzt im Kloster spielen.

 

Ursprünglich sollte Luther auf der geplanten Naturbühne bei Horbach inszeniert werden. Doch das Projekt ist ins Stocken geraten. Wie sieht es aus?

Roscher: Mit dem Landkreis Fürth ist die Sachlage inzwischen geklärt. Jetzt geht es noch um die Abbaurechte des Tongruben-Besitzers und die Frage der Rekultivierung des Geländes. Das wird derzeit über einen Bebauungsplan der Stadt und einen Bauantrag der Firma zusammengeführt. Wenn alles optimal läuft, könnten wir vielleicht 2018 dort spielen, aber vermutlich wird es eher 2019. Ich freue mich über die nun gefundene Lösung: die Stadtkirche, der Martin-Luther-Platz und der Klosterhof – da gehört Luther hin.

 

Hans-Sachser und Klosterhofer können also doch gemeinsam?

Roscher: Die Vereine haben keine Probleme miteinander. Ich beispielsweise bin Mitglied in beiden.

Soydan: Ich habe mir gerade den Aufnahmeantrag für die Hans-Sachser geben lassen. Meiner Meinung nach wird von außen zu viel in das Verhältnis hineininterpretiert. Bei Luther sieht man schon jetzt, dass beide Gruppen sehr viel voneinander lernen und profitieren können.

 

Wie sieht die Zusammenarbeit aus?

Roscher: Die ist in einem Vertrag geregelt. Damit wollen wir Missverständnisse oder Kompetenzwirrwarr ausschließen, es ist klar, wer was macht. Die Produktionsleitung liegt bei mir, die künstlerische Leitung, das Konzept, der Text und die Regie liegen bei Gabriele Küffner. Für die Arbeitsaufteilung gibt es eine Kooperationsgruppe, die sich regelmäßig trifft.

Soydan: Ich denke, das hätte auch ohne Vertrag funktioniert. Aber so ist das Miteinander geregelt.

 

Es wird drei Spielorte geben. Müssen die Zuschauer gut zu Fuß sein?

Roscher: Ganz sicher nicht. Wir beginnen in der Kirche, wo sich Luther vom weltlichen Leben verabschiedet. Ergänzt wird dieser Teil durch Musikkompositionen von Monika Roscher, unter anderem vorgetragen durch das Langenzenner Vokalensemble unter der Leitung von Markus Simon, und Videoinstallationen des Lichtkünstlers Christof Drews.

Soydan: Das sind bedrückende Bilder, die die Ängste der Menschen, wie etwa vor dem Jenseits, deutlich machen sollen. Die Videosequenzen, die Musik und die Sprache werden das Publikum auf eine emotionale Ebene bringen, so dass es Luthers Beweggründe annähernd versteht. Weiter geht es dann zum Mittelaltermarkt auf dem Martin-Luther-Platz mit Händlern, Gauklern und Feuerschluckern.

 

Dabei fehlt Ihnen aber noch ein Hauptdarsteller.

Roscher: Wenn Sie damit den Ochsen meinen, der Tetzel mit seinem Wagen mit der Geldtruhe ziehen soll, dann haben Sie Recht.

 

Und was erwartet die Zuschauer beim großen Finale im Klosterhof?

Soydan: Wir spielen dort zirka zwei Stunden und begeben uns mit dem Zuschauer auf eine spannende Reise durch verschiedene Stationen von Luthers Leben.

 

Drei Spielorte, rund 150 Darsteller, große technische und logistische Herausforderungen – ist das die aufwändigste Produktion, die Langenzenn je gesehen hat?

Roscher: Ja. Das fordert sicher noch mehr als das historische Kaiserspiel „Der Tag von Zenna“ aus dem Jahr 2004. Außerdem müssen wir finanziell sehr viel investieren.

 

Erklärt das die vergleichsweise hohen Kartenpreise von 32 Euro?

Roscher: Beide Theatergruppen haben in der Vergangenheit immer versucht, günstig zu spielen, bei Preisen von 18 bis 25 Euro. Aber bei Luther haben wir enorme Ausgaben, unter anderem für die Aufführungsrechte, Videoinstallationen, Musikkompositionen, die Gestaltung des mittelalterlichen Marktes oder die Kostüme für die Darsteller. Ich habe für unseren Antrag beim Kulturfonds Bayern Produktionskosten von 250 000 Euro ermittelt. Ich hoffe, wir bekommen einen Bruchteil erstattet.

 

Welche Auslastung brauchen Sie?

Soydan: Zur Kostendeckung benötigen wir eine Auslastung von rund 90 Prozent. Von 21 Vorstellungen sind bereits sechs ausverkauft, wir rechnen deshalb mit einem vollbesetzten Haus. Da bin ich guter Dinge.

Kartenvorverkauf: Hans-Sachs-Spielgruppe Langenzenn, Hindenburgstraße 32, Do. und Fr., 16 – 19 Uhr, Sa. 13 – 16 Uhr, Tel. (0 91 01) 9 05 25 83, Mail: vorverkauf@hans-sachs-spiele.de – Klosterhofspiele Langenzenn, Nürnberger Str. 22, Di., 16.30 – 19 Uhr, Sa., 10 – 12.30 Uhr, Mail: karten@klosterhofspiele.de

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