Man tanzt nur mit dem Herzen gut

18.7.2018, 19:05 Uhr
Man tanzt nur mit dem Herzen gut

© Foto: Beck

Seit Ostern probten die 120 Tänzerinnen und Tänzer, darunter erfreulich viele Jungs, aus den Kinder- und Ausbildungsklassen sowie Profis des schuleigenen Leistungszentrums für Bühnentanz an der Umsetzung des 1943 erstmals veröffentlichten Märchens. Daniela Maria Argentato-Seiler setzte damit das dritte große Tanzstück in diesem Schuljahr in Szene; die stilistische Vielfalt reicht vom klassischen Ballett über Modern und Charaktertanz bis zu HipHop und Breakdance.

Die künstlerische Leiterin Laura Seiler choreografierte das gut zweistündige Ballett, dessen Handlung sich weitgehend am Originaltext orientiert, mit ihren Schülerinnen und Schülern sowie den Profi-Tänzern Maria Goloubova, Peter Heigl, Arthur Peschel, Andrei Matinkin, Ines Hartmann und Angelina Noack. Musikalisch wechseln sich klassische Töne mit Volksmusik-Klängen, Tango-Rhythmen und Rap ab, die Tanz-Episoden werden von Tschaikowski-Walzer ebenso getragen wie vom Sprechgesang des Rappers Eminem. Auch der Berliner Gitarrist und Komponist Konrad Hempel prägt die Produktion musikalisch mit.

Den eher schwermütigen Märchenstoff erwecken die Fürther Tänzerinnen und Tänzern auf der Bühne des vollbesetzten Stadttheaters eindrucksvoll zum Leben, das "Unsichtbare" aus Antoine de Saint-Exupérys Geschichte nimmt in ausdrucksstarken Tanzbewegungen Gestalt an: Der kleine Prinz, im Wortsinn zauberhaft dargestellt von Josefine Strehle, begegnet in der Wüste dem gestrandeten Piloten (Sebastian Solich) und berichtet ihm von seiner fantastischen Reise durchs Weltall, die auf dem Heimatplaneten des Prinzen, dem winzigen Asteroiden B 612, beginnt.

Dort gibt es außer ihm, ein paar Vulkanen und seltsamen Pflanzen sowie einer wunderschönen, vom Prinzen gehegten und geliebten Rose (perfekt getanzt von Laura Seiler und Peter Heigl) nichts, und so verlässt er mithilfe der Zugvögel seinen Planeten, um sich auf die Suche nach einem Freund ins Weltall zu begeben.

Dem Bruchpiloten erzählt der Kleine mit dem großen Herz von den vielen seltsamen Wesen, die er auf den Sternen getroffen hat – etwa den König (Peter Heigl), der ihn für seinen Untertanen hält, und den Eitlen (Laura Seiler), der nur einen Bewunderer in ihm sieht. Auch den Alkoholiker, der trinkt, um seine Scham über seine Trunksucht zu vergessen – verkörpert von fünf Tänzerinnen – und den pflichtbewussten Laternenanzünder (Paulina Brückner) trifft der Prinz auf seiner Reise.

Auf der Erde lernt er Wüstenblumen kennen, hört ein Echo, entdeckt einen Rosengarten, begegnet einem Weichensteller und einem Händler, der Pillen verkauft – und findet schließlich einen Freund im Fuchs (Lara Kroll), der ihn beim Abschied lehrt, was seit 75 Jahren nun wirklich die ganze Welt weiß: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Durch den Biss der Schlange (Verena Teuber) gelangt der Prinz zurück auf seinen Heimatplaneten und zu seiner geliebten Rose.

Außer den Darstellern der Hauptcharaktere – unter ihnen Paulina Brückner und Lara Kroll, Finalistinnen des Fürther Tanzwettbewerbs "Der Goldene Schuh" sowie Preisträgerinnen des Josef-Peter-Kleinert-Preises des Theatervereins — flogen den Kindergruppen, die als süße Kirschen, leuchtende Sterne, lustige Hühner oder coole Rapper-Gangs auftraten, selbstredend die Sympathien des Publikums zu. Verdienter Applaus.

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