"Massive Bedenken" bei der Legalisierung von Cannabis

21.5.2015, 21:00 Uhr
Cannabis legalisieren? Fürther Suchtexperten sehen das mit gemischten Gefühlen.

© dpa Cannabis legalisieren? Fürther Suchtexperten sehen das mit gemischten Gefühlen.

Mehrere Millionen Menschen in Deutschland konsumieren Cannabis, die Zahlen dazu schwanken. Die Forderung nach einer legalen Abgabe der Substanz wird aber immer lauter. Günther Engel ist bei diesem Thema zwiegespalten: „Als Medikament zur Schmerzlinderung kann ich mir das sehr gut vorstellen, bei einem breiten Verkauf habe ich jedoch massive Bedenken“, sagt der 52-Jährige, der die Suchtberatung der Caritas mittlerweile leitet.

Die neue Leitung der Caritas-Suchtberatung: Uta Völkl und Günther Engel.

Die neue Leitung der Caritas-Suchtberatung: Uta Völkl und Günther Engel. © Hans-Joachim Winckler

Zehn Mitarbeiter kümmern sich in Fürth um die Anliegen von Menschen, die abhängig sind - von Alkohol, illegalen Drogen, aber auch von Glücksspiel. Knapp 700 Personen pro Jahr nehmen das Angebot regelmäßig wahr, etwa 1000 sind es insgesamt, erklärt die stellvertretende Leiterin Uta Völkl.

Neben der Diskussion um das Kiffen prägt auch Crystal Meth die Schlagzeilen. In der täglichen Arbeit der Fürther Suchtberater spielt die Modedroge aber eine untergeordnete Rolle, berichten Völkl und Engel. „Meth-Abhängige leiden oft unter massiven Psychosen, deshalb kommen sie häufig in die Psychiatrie.“ Mit Heroinsüchtigen komme man schon eher in Kontakt. Generell aber sei nur ein Fünftel der Klienten drogenabhängig – die große Mehrheit ist dem Alkohol verfallen.

Wenige Ausfälle

Die Gründe, sich an eine Beratungsstelle zu wenden, sind nach Auffassung der neuen Leiter vielfältig: drohender Führerscheinentzug, Druck des Arbeitgebers oder des Lebenspartners, aber auch das persönliche Eingeständnis, zu viel zu trinken. „Diese Menschen nutzen dann auch unser hochschwelliges Angebot“, sagt Engel. Es habe sich bewährt, dass alle Klienten sich zunächst anmelden, ihre Daten abgeben und telefonisch Rücksprache halten müssen. Das sei „eine indirekte Motivationsabfrage, nach der es nur noch wenige Ausfälle bei Terminen gibt“.

Neben der Beratung im Haus besteht eine Kooperation der Caritas mit dem Klinikum, dreimal wöchentlich besuchen Mitarbeiter Abhängige dort. Die Preise für Alkohol anzuheben, halten die Experten dagegen nicht für den Königsweg: „Das könnte bei den Jugendlichen etwas bringen, aber den Erwachsenen ist das egal.“

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