Mensch, wecke deine Spieltriebe!

14.11.2017, 19:00 Uhr
Mensch, wecke deine Spieltriebe!

© Foto: Markus Kohler

Am Anfang von "Die Grenzen der Welt" steht die Erkenntnis, dass der Mensch niemals alleine ist. Deshalb gibt es hier keine Zuschauer, sondern Mitmenschen, die ins Geschehen mit eingebunden werden.

Dieses spielt sich ab im Keller, im Ausstellungsraum, auf der Galerie, führt Treppen hinauf und hinab, kennt wie die Biografie eines Menschen keinen festen Ort, sondern bleibt in Bewegung. Im Keller wartet hinter einer Glastür eine Lichtinstallation, eine Stimme vom Band erklärt die Grundbedürfnisse des Menschen, Gemeinschaft, Essen, Integrität, eine lange Aufzählung, und dann öffnet sich die Tür und gibt den Blick frei auf die Frau, die dahinter tanzt, sich bewegt, etwas aus der Luft pflückt, etwas von sich abschüttelt.

Aus dem Keller führt der Weg hinauf in den Ausstellungsraum, an dessen Decke schwarze Luftballons mit langen schwarzen Schnüren hängen. Hier werden die Zuschauer drapiert, bewegt, in Position gebracht von Darstellerin Magdalena Pohlus und ihrer Helferin Elizabeth Thallauer.

Labyrinth von Schnüren

Was ist der Mensch, was macht ihn aus? Oben in der Galerie wird der traditionellen Art, einen Menschen kennenzulernen und ihn zu klassifizieren, eine Absage erteilt: Fragen wie "Was machst du? Wie alt bist du? Rasierst du dir die Beine?" werden zu einem Labyrinth von Schnüren, hinter denen die Darstellerin gefangen ist, bis sie die Schnüre durchtrennt und wieder ins Freie tritt.

Die Botschaft des kleinen Stücks der Neuen Bühne Nürnberg ist eine optimistische: Aus einem zerstörten Turm aus schwarzen Kisten entsteht ein neues Bauwerk, die Frauenstimme vom Band ist fest überzeugt, dass alle Menschen im Innersten gut sind, und die Zuschauer werden von den Darstellerinnen umarmt. Am Ende tragen sie Farbe in das strenge Schwarz und Weiß des Ausstellungsraums: Die Plane, die den hinteren Teil des Raums abtrennt, fällt und gibt den Blick auf einen Raum mit bunten Luftballons und bunten Blättern an der Wand frei.

Die sind zunächst unbeschrieben und leer, aber in diesem letzten Kapitel geht es um die Kreativität des Menschen, seine Möglichkeit, zu erschaffen und zu gestalten. Pohlus hinterlässt schwarze Handabdrücke auf den bunten Zetteln; sie wirkt selbstvergessen wie ein spielendes Kind, wie Friedrich Schillers "Homo ludens", der erst dann richtig Mensch ist, wenn er spielt, sich zweckfrei beschäftigt mit der Welt um ihn her.

ZDie nächste Ausstellung der kunst galerie fürth (Königsplatz 1) eröffnet an diesem Freitag um 19 Uhr. "Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen" zeigt Gemälde des Buchobjekt-Künstlers Dietmar Pfister. Bis 23. Dezember.

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