Mit Fanny und Annalies zum Jimi

12.9.2014, 10:00 Uhr
Mit Fanny und Annalies zum Jimi

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Das Wunderbare an moderner Telekommunikation ist, man kann immer und überall miteinander in Kontakt treten. Theoretisch. In der Praxis beweist Andreas Martin Hofmeir unglaubliche Geduld, als beim FN-Telefongespräch ungezählte Mal die Verbindung abreißt. Der 36-Jährige, der in der Holledau aufwuchs, gilt als einer der vielseitigsten Instrumentalisten der Gegenwart. Als erster Tubist überhaupt gewann er 2005 den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs. Als Solist spielt er mit namhaften Orchestern, ist aber auch ein gefragter Kammermusiker, Professor am Mozarteum in Salzburg, Gründungsmitglied von LaBrassBanda und mehrfach preisgekrönter Kabarettist.

Mehr Crossover geht eigentlich nicht. Funktioniert das auch so tiefenentspannt, oder lauern hie und da Vertreter des klassischen Schubladendenkens mit tadelnden Anmerkungen? „Na klar“, sagt Hofmeir. „Manche wollen keine lustigen Sprüche in einem klassischen Konzert, manche keine klassische Musik im Kabarett. Aber das sind wirklich nur wenige, und da kann man auch nichts machen. Das muss einem einfach wurscht sein.“ Aber wie kommt man als Bub überhaupt an ein nicht so rasend populäres Instrument wie die Tuba? Ziemlich schnell, gesteht der Musiker. „Ich war, so wie sich das fast jeder anständige Junge wünscht, erst mal Schlagzeuger. Da aber unsere Kapelle zur Hälfte aus Schlagzeugern bestand und an der Tuba ein eklatanter Mangel herrschte, wurde ich im Alter von zwölf Jahren zwangsübersiedelt.“

Zum Glück. Seine erste damals hieß Ursula und war die Leihtuba in der Blaskapelle. „Tuben tragen immer Frauennamen.“ Heute ist seine Konzerttuba die Fanny. Ganz frisch in seine Hände gekommen ist die Annalies. „Obwohl die eigentlich das Gegenteil von frisch ist.“ Die Gute sei auf einem Klosterdachboden gefunden und seit geschätzten 140 Jahren nicht geputzt worden. „Der Gestank aus dem Mundrohr lässt auf etliche Köstlichkeiten aus den vergangenen Jahrhunderten schließen.“ Nicht mal verendete Tiere kann Hofmeir ausschließen. „Vor allem Mäuse laufen gerne rein, können dann nicht mehr umdrehen und verrecken im Instrument.“

Nicht die einzige Fährnis, mit der sich der Tuba-Virtuose auseinandersetzen muss. Auch der Transport seines Instruments ist nicht ganz einfach. „Manche Fluggesellschaften weigern sich, diese Trümmer zu transportieren.“ Hofmeir reist diesmal mit dem Wagen, doch nicht alleine an. „Ich habe die vier besten Tubisten aus Europa eingeladen, aus Paris und Budapest. Das wird ein Spektakel.“ Seine European Tuba Power wird begleitet vom Schlagzeuger Christoph Huber und hat noch mehr Großes im Gepäck: „Wir werden alles spielen: Mozart, Charlie Chaplin, Jimi Hendrix, Red Hot Chilli Peppers.“ Man könne sich gar nicht vorstellen, „wie so Tuben rocken können“. Beim jüngsten Auftritt im amerikanischen Indiana, da seien über tausend Besucher völlig aus dem Häuschen gewesen.

Der blonde Bayer, der mit Vorliebe barfuß auftritt, hat auf dem vollen Terminkalender in diesem Monat unter anderem noch einen Meisterkurs in Kolumbien stehen. Warum zum dritten Mal in Folge Anwanden? „Wenn man wie ich in der ganzen Welt auftritt, erlebt man schon tolle Sachen. Aber die Würste und das Bier in Anwanden, das sucht weltweit seinesgleichen. Mein Rekord von 2013 liegt bei 26 Stück.“ Als er seinen Power-Kollegen davon berichtet habe, hätten die auch mitgewollt. „Und jetzt sind wir halt nicht unseren Einladungen nach Miami und Hongkong gefolgt, sondern fahren nach Franken. Man muss schließlich Prioritäten setzen.“

Ein Letztes noch. Klavier spielen gilt als Beziehungsanbahner. Welche Wirkung hat sein Instrument? „Menschen, die Tuba hören, kommen zur Ruhe, werden gemütlich oder fangen an zu träumen“, weiß Andreas Hofmeir. Verantwortlich dafür seien die wohlig tiefen Frequenzen. „Es ist wie eine Klangschalentherapie. Aber zum Frauen beeindrucken? Ich weiß nicht. . .Wir geben die Hoffnung jedenfalls nicht auf!“

European Tuba Power: Doppelkonzert mit Bufa & Sons, heute, 19 Uhr, Wolfgangshof, Zirndorf-Anwanden. Tickets (19 Euro) an der Abendkasse.

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