Mitten in der Krise Millionen investiert

9.4.2010, 00:00 Uhr
Mitten in der Krise Millionen investiert

© Thomas Scherer

Alles begann mit einem Tauschgeschäft: Nach dem Krieg opferte Wilhelm Graf ein Motorrad und erhielt dafür eine Holzbaracke in der Herrnstraße, um dort eine Autowerkstatt zu eröffnen. Knapp über 60 Jahre später beschäftigt die Mercedes-Graf-Gruppe an ihren Standorten in Langenzenn und Fürth fast hundert Mitarbeiter, die einen Umsatz von rund 20 Millionen Euro erwirtschaften.

An der Schwabacher Straße, wo die Firma seit 1961 sitzt, soll nun ein 2,5 Millionen Euro teurer Neubau dazu beitragen, dass das Geschäft auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten floriert. In der großen Werkstatthalle können Nutzfahrzeuge aller Art repariert und gewartet werden. Gestern diente der Bau zunächst einmal als Rahmen für die Eröffnungsfeierlichkeiten mit zahlreichen Gästen. Wilhelm Graf junior, Sohn des Firmengründers, nannte die Investition ein Zeichen dafür, dass der Mittelstand nicht auf Quartalszahlen schielt, sondern sich langfristig orientiert.

Oberbürgermeister Thomas Jung pries die Graf-Gruppe als ein »Familienunternehmen, wie man es sich nur wünschen kann». Für Wilhelm Graf senior, der vor wenigen Tagen seinen 90. Geburtstag feierte, hatte Jung einen Ehrenbrief dabei – eine der höchsten Auszeichnungen der Stadt, wie der OB betonte.

Drei Spendenschecks

Außerdem durfte sich Graf über das Ehrenzeichen in Gold des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) freuen, da in seinem Autohaus, in dem er nach wie vor mit seinem Sohn die Fäden zieht, schon seit Jahren die Einsatzwagen des BRK gewartet werden. Die Familie Graf revanchierte sich für die Ehrungen mit Spendenschecks für das Fürther Kulturforum, den hiesigen Seniorenrat und das Rote Kreuz.

Unverständnis äußerte Rathauschef Jung darüber, dass die Firma wegen ihrer Erweiterung »derartigen Anfeindungen» ausgesetzt sei. Damit spielte Jung auf die Kritik von Nachbarn und Naturschützern an, die sich dagegen wehren, dass das Autohaus Graf eine benachbarte Wiese, die im Wasserschutzgebiet liegt, in eine Lkw-Abstellfläche umfunktionieren will (wir haben berichtet).

Jung hält die Proteste für überzogen. »Wir werden nie etwas tun, dass das Grundwasser gefährdet», sagte er gestern und wiederholte seine Ansicht, dass die Grenzen des Wasserschutzgebiets in Fürth »leider falsch» – weil viel zu weitläufig – gezogen seien. Zudem gebe es Gutachten, die sehr detailliert festlegen, was in diesem Gebiet »machbar» sei und was nicht. Den Verantwortlichen des Autohauses Graf dankte der OB dafür, dass »sie die Wünsche der Gutachter bisher immer erfüllt haben».

Das betonte auch Wilhelm Graf junior. Allein die Auflagen für das Lkw-Kompetenzzentrum am Rande des Wasserschutzgebiets hätten 200 000 Euro an Mehrkosten verursacht. Graf musste unter anderem für doppelwandige Stahlgruben und einen flüssigkeitsdichten Beton sorgen. Auflagen wird es auch für die geplante Erweiterungsfläche geben, wo ein Parkplatz für die Autos der Mitarbeiter und für reparierte Lkw entstehen soll. Weil im Zuge der Proteste des BN eine Änderung des Flächennutzungsplans nötig wird, verzögert sich die Umsetzung wohl um ein Jahr auf Oktober 2010. »Da müssen wir jetzt durch», so Graf. Ein Rückzieher kommt für ihn jedenfalls nicht infrage, die Fläche werde dringend benötigt. »Wenn unser Lkw-Zentrum mal richtig brummt, bekommen wir sonst ganz schnell ein Platzproblem.»