MM4Cut: Internet-Hype um steilen Haarschnitt aus Fürth
8.10.2016, 10:00 Uhr
Angefangen hat alles an einem Sonntag Ende Juli. Meryem Özcan und Mendy Böhm, beide 43, tun an diesem Abend etwas, was sie schon oft getan haben: Sie stellen auf ihrem Instagram-Account ein Video ins Netz. Es zeigt, im Zeitraffer und unterlegt mit Musik, wie einer Kundin das blonde Haar gekürzt wird. Die Methode mutet simpel an – und sie überrascht: Das frisch gewaschene, noch nasse Haar wird auf dem Kopf unterteilt und zu vier strammen Zöpfen gebunden, die dann tatsächlich senkrecht in die Höhe ragen. Mit der Schere werden alle Zöpfe von oben auf gleiche Länge gekürzt. Fertig.
Als die Schwestern tags darauf einen Blick auf den Online-Dienst werfen, fallen sie aus allen Wolken. Mendy Böhm: "Ich hab’ gedacht, mein Instagram ist explodiert." Aus ihren ursprünglich 3000 Followern bei Instagram wurden in den nächsten Wochen 23.000 Follower. Auch bei Facebook vervielfachte sich die Anhängerschaft der Fürther Schwestern – von rund 800 auf inzwischen über 6500.
Die Elle schwärmt vom "vertical haircut"
Der Hype um den Schnitt aus Fürth zog immer größere Kreise. Beliebte Instagram-Blogs wie allmodernhair (1,6 Millionen Abonnenten) oder hair.videos (6,3 Millionen Abonnenten) verbreiteten den Clip, so Mendy Böhm, weiter und weiter. Rund 105.000 Mal wurde der Clip bisher auf Instagram aufgerufen, gleich 69 Millionen Mal auf der Facebook-Seite "Just Girlie Things". Medien rund um den Globus feierten die "bizarre technique" aus dem "german salon": von der britischen Boulevardzeitung Daily Mail über Mode- und Lifestylemagazine wie Marie Claire, Cosmopolitan oder Elle bis hin zu asiatischen und arabischen Publikationen.
Zwei Beispiele: Marie Claire berichtet vom "verrücktesten Haarschnitt, den wir je gesehen haben". Und die Elle schwärmt vom "vertical haircut", der nicht etwa aus Hollywood komme oder aus Japan, sondern aus dem "bayerischen Fürth". Die Technik sei "geradezu genial für alle, die sich einen voluminösen Stufenschnitt wünschen, weil durch diese Art des Schneidens besonders tolle Abstufungen und ,Lagen’ gezaubert werden können".
Meryem Özcan und Mendy Böhm haben ihren Frisiersalon vor 17 Jahren in der Innenstadt eröffnet. Auf die Idee mit der kreativen Schneidetechnik kamen die türkischstämmigen Friseurmeisterinnen nach eigenem Bekunden schon vor längerer Zeit. Denn: "Wir lieben es, zu experimentieren." Ursprünglich nannten sie ihre Kreation "Zopfschnitt", jetzt heißt sie "MM4Cut", funktioniert in der Basisvariante mit vier, aber auch schon mal mit sechs oder acht Haarsträngen.
Mehrere Fernsehsender berichteten bereits
Das Geheimnis ist, betont Mendy Böhm, dass sich der MM4Cut besonders schön an die jeweilige Kopfform anschmiege, dass das Ergebnis somit bei jedem Menschen anders aussehe, dass er gerade bei feineren Haaren mehr Volumen erzeuge und dass er sich förmlich aufdränge, wenn eine Kundin um einen frischen Schnitt bittet und zugleich darum, möglichst nichts von der Länge wegzunehmen.
Inzwischen melden sich nicht nur immer mehr Kund(innen)en bei M&M, die den trendigen Cut wünschen. Auch Fernsehleute geben sich die Klinke in die Hand. Pro 7 war da, SAT.1, RTL, am Dienstag schaut der Bayerische Rundfunk vorbei. Mendy Böhm und Meryem Özcan hätten sich ihre Erfindung am liebsten patentieren lassen. Aber vom Amt bekamen sie die Auskunft, das sei nicht möglich, weil es sich um eine Kreation am Menschen handle.
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