Münz-Schatz wird versteigert

27.9.2015, 21:00 Uhr
Münz-Schatz wird versteigert

© Wraneschitz

Schulwege sind selten spannend und legen erst recht nicht den Grundstock für eine lebenslange Faszination. Roland Grüber würde in diesem Punkt wohl widersprechen. Bei ihm fing nämlich alles an jenem Tag in seinem Heimatort Großhabersdorf an, als er im Schlauersbach etwas glitzern sah. Acht Jahre war er damals, ein Schulbub. „Es sah im ersten Moment wie Gold aus“, erinnert er. Das war es nicht, sondern ein blank geschmirgeltes Fünf-Pfennig-Stück aus der Weimarer Republik von 1925.

Sein Interesse war geweckt. „Von da an habe ich versucht, mehr Münzen zu bekommen.“ Nach einer Ausbildung zum Funkelektroniker ging Grüber 1978 zur Bundeswehr. 120 Mark Sold gab es damals. „Damit kam man nicht sehr weit.“ Der junge Mann verkaufte, was er bis dahin gesammelt hatte, für 1500 Mark.

In den folgenden Jahren machte er sich in den Automatenbranche selbstständig — seine Liebe zu den Münzen vergaß er nicht. Intensiv und systematisch erweiterte er sein Wissen, lernte Experten kennen, führte viele Fachgespräche und entschied sich Ende der 80er Jahre, sich auf ein Gebiet zu konzentrieren, das eng mit seiner fränkischen Heimat verknüpft ist.

Was der Mann in den folgenden rund 25 Jahren aufbaut, ist einmalig und wird von Experten als absolut außergewöhnlich eingestuft: Grüber hat die bedeutendste private Münzsammlung der Hohenzollern in Franken zusammengeführt. Ein schwerer, 512 Seiten umfassender Katalog mit dem Titel „Brandenburg in Franken und der Fränkische Reichskreis – Die Sammlung Roland Grüber“ präsentiert nun die 2300 Stücke umfassende Kollektion, die im renommierten Auktionshaus Künker in Osnabrück versteigert wird.

Katalog als Trostpflaster

Das anspruchsvolle Werk, an dem ein Stab von Fachleuten mitgewirkt hat, begeistert den Sammler: „Ich habe mich darauf gefreut. Es ist ganz toll gemacht und noch viel schöner geworden, als ich es mir vorgestellt habe.“

Ab jetzt gilt dieser Katalog als Referenzwerk für das Thema. Stück für Stück ist jede einzelne Münze, jede Medaille darin abgebildet und exakt beschrieben. Für Grüber eine ganz neue Erfahrung: „Es ist alles viel schöner überschaubar.“ Freilich hätte er zuvor die Originale studieren können, doch so einfach war das nicht.

„Aus Sicherheitsgründen und weil einem das keiner mehr versichert, konnte ich sie nicht zuhause aufbewahren“, erklärt der Sammler, der in Wilhermsdorf wohnt. Das Problem sei nicht gewesen, einen guten Tresor anzuschaffen: „Aber ein Bekannter ist in seinem Haus überfallen und bedroht worden, dann nutzt so eine Vorkehrung auch nichts mehr.“

Also lagerten seine Schätze in einer Bank, wurden nur ab und zu ausgepackt („Das allein hat einen Tag gedauert“) und betrachtet. Aber warum trennt man sich überhaupt von einer mit so viel Kenntnis und Herzblut aufgebauten Sammlung, die jetzt zerschlagen wird, da auf jedes Stück geboten werden kann?

„Das ist im Grunde ein ganz normaler Vorgang“, sagt Roland Grüber, „sonst würde es ja irgendwann gar keine Sammler mehr geben.“ Nicht zuletzt hat er in seinem ganz speziellen Gebiet zusammengetragen, was dazugehört. Der Abschied von dem, was Experten als sein „numismatisches Lebenswerk“ bezeichnen, fällt ihm dennoch nicht ganz leicht.

„Ich sehe den Auktionstagen mit gemischten Gefühlen entgegen“, gesteht er. „Da ist ein gewisser Trennungsschmerz, aber der Katalog ist ein großes Trostpflaster.“ Was die Auktion bringt, zu der Bieter aus der ganzen Welt erwartet werden, wird sich zeigen. Eines weiß der Experte schon: „Bei den Münzen kommt weit mehr raus, als ich investiert habe.“ In den vergangenen Jahren haben „gut erhaltene, interessante Sachen“ im Preis spürbar angezogen.

Noch einmal schlägt er den großen Katalog auf, zeigt auf einzelne Münzen, erläutert Details, erklärt, welcher Charakterkopf dargestellt ist. Und plötzlich wird deutlich, welche Faszination in den alten Dukaten, Talern, Groschen steckt. Sie scheinen ein Portal in längst vergangene Tage zu öffnen, machen Historie begreifbar.

Wie geht es eigentlich nach der Auktion weiter? Roland Grüber lacht. „Einmal Sammler, immer Sammler. Das ist eine Sucht.“ Zunächst „kommt zwar erst einmal gar nichts“. Aber dann wird er sich ein neues Gebiet suchen. Er hat da schon etwas ganz Spezielles im Auge. . .

Wer möchte, kann bei der Auktion übrigens online mitbieten: www.kuenker.de

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