MyOma: Strickende Enkel und surfende Großmütter

26.9.2013, 11:00 Uhr
MyOma: Strickende Enkel und surfende Großmütter

© Stöckl

Etwa 70 Gäste drängen sich in die Columbia Bakery in der Kreuzstraße 6, um die Eröffnung des MyOma Cafés zu feiern. Schon hier wird das Konzept erkennbar: Jung trifft Alt — vom hippen Studenten bis hin zur rüstigen Rentnerin ist alles vertreten. „Wir wollen ein Café, in dem sich alle Fürther wohlfühlen“, sagt Verena Röthlingshöfer, Geschäftsführerin der Lieblingsoma GmbH. Die Idee hatte sie bereits vor etwa zwei Jahren, als sie den Online-Versandhandel MyOma gründete.

Wer von MyOma noch nichts gehört hat: Knapp 30 Omas und ein Opa aus der Region stricken flauschige Handschuhe, dicke Wollmützen und auch praktische Taschen für Laptop oder Tablet. Fast alle Produkte werden aus edlem Garn gefertigt: Merino- oder Alpakawolle. Im Online-Shop myoma.de können sich Käufer ihr handgemachtes Teil aussuchen, verschickt wird es von der Zentrale in Fürth deutschlandweit zu den Kunden — inklusive einer Karte mit handgeschriebenem Gruß und Foto der Strick-Oma. Die Arbeit wird natürlich entlohnt: Etwa ein Drittel des Verkaufspreises geht an die fleißigen Rentnerinnen. Bei einer Mütze beispielsweise sind das etwas mehr als 15 Euro.

Doch im Vordergrund des Unternehmens stehen nicht nur die wollene Ware oder gar ein lukratives Geschäft, sondern auch soziale Kontakte und die persönliche Weiterentwicklung der Großmütter. „Sie finden bei MyOma zu mehr Selbstbewusstsein“, stellt Röthlingshöfer fest. Manche Damen eröffnen ihr erstes eigenes Konto oder fahren regelmäßig mit der U-Bahn von Nürnberg nach Fürth — Dinge, die sie sich früher nie getraut hätten. Ein Paradebeispiel hierfür ist Sigrid Wiese, von allen nur Oma Siggi genannt: „Ich bin vom Steigerwald hierhergezogen und kannte niemanden“, erzählt die Rentnerin. Kurz darauf stieß sie zu MyOma, wo sie rasch viele neue Freunde kennenlernte. „Zum ersten Mal in meinem Leben war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagt Wiese und wirkt dabei überglücklich.

Die neu gewonnenen Bekanntschaften werden gepflegt. So lassen die älteren Frauen nicht gerne alleine in ihren eigenen vier Wänden die Nadeln klappern, sondern am liebsten gemeinsam — künftig auch in der Columbia Bakery. Besitzerin Nicole King war von Anfang an angetan und laut Röthlingshöfer eine „total unkomplizierte“ Geschäftspartnerin. Die Großmamas werden sicherlich viel Zeit im Nebenzimmer verbringen, denn ihr Job ist nicht ohne: „Wenn viel los ist, stricken wir schon mal sechs bis acht Stunden am Tag“, sagt Sigrid Wiese. Sie kann gut mit Wolle und Nadel umgehen, das ist klar, aber wie sieht es denn mit modernen Technologien aus? „Ich möchte auf jeden Fall etwas Neues lernen“, sagt die Großmutter von drei Enkelkindern entschlossen.

Um den Austausch zwischen den Generationen zu erleichtern, hat sich Verena Röthlingshöfer etwas Besonderes ausgedacht: Sie möchte eine Suche-Biete-Pinnwand in der Begegnungsstätte aufhängen. „Da können Begabungen ausgetauscht werden.“ Und das kann auch weit über Handarbeit hinaus gehen: zum Beispiel Kinderbetreuung gegen Computerkurs. Neben den praktischen Dingen hat Oma Siggi noch ein ganz anderes, persönliches Anliegen: „Die Wertschätzung zwischen den Generationen, die soll wieder gepflegt werden.“



Das MyOma Café ist zu den gewöhnlichen Öffnungszeiten der Columbia Bakery geöffnet: Dienstag bis Freitag 7.30 bis 18 Uhr und Samstag von 8 bis 17 Uhr. Am 26. Oktober geben die Omas einen Strickworkshop. Start: 11 Uhr.

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