Nach dem Rafting: Schlafen im Möbelhaus

2.6.2012, 13:00 Uhr
Nach dem Rafting: Schlafen im Möbelhaus

© Edgar Pfrogner

Mal Dinge tun, die man sonst nicht darf. Die man sich nicht zutraut. Oder auf die man schlichtweg nie im Leben gekommen wäre: Das war die Idee, mit der Swantje Schindehütte und Florian Friedrich Jugendliche aus der Reserve locken wollten.

Die Leiterin des Jugendcafés Catch Up und der Leiter des Jugendmedienzentrums Connect kennen ihre Zielgruppe gut und wissen, dass sich Jugendliche nicht so leicht wie jüngere Kinder für ein Ferienprogramm gewinnen lassen. Sie sind oft skeptisch, anspruchsvoller. Doch mit dem ungewöhnlichen und aufwendigen Projekt „Fürth Extrem“ könnte es klappen, dachten Schindehütte und Friedrich. Erfahrungen, die sonst unmöglich sind, wollten sie möglich machen.

20 Plätze standen zur Verfügung, am Ende waren 17 belegt. Es könnte sein, dass beim nächsten Mal die Teenager Schlange stehen, denn den Teilnehmern scheinen die vergangenen Tage richtig Spaß gemacht zu haben. Und das könnte sich herumsprechen.

Schon bei der Planung konnten sich die Mädchen und Jungen einbringen. Das Projektteam bat um Vorschläge via Facebook, wie man „Fürth mal ganz anders erleben und in Besitz nehmen“ könnte. Ahmet (17) zum Beispiel wusste da was: Er wollte einen Bunker von innen sehen. Im Fernsehen, sagt er, hatte er Reportagen über die Bauten gesehen, sogar Bunker-Hotels gibt es.

Eine Nacht im Möbelhaus

Die Bunker-Idee war eine von denen, die sich umsetzen ließen. Am Donnerstag gegen 21 Uhr fand sich die Gruppe zum Filmgucken im Kronacher Bunker ein. Zu Ende war der Tag damit aber noch lange nicht. Nach dem Film ging es ins Möbelhaus Höffner, das natürlich längst menschenleer war. Das Höffner-Team hatte die ausgestellten Betten für die Gäste bezogen und ein Frühstück am Morgen versprochen. Bis dahin hatten die Jugendlichen und das vierköpfige Betreuerteam das Haus für sich — ein dunkles Haus: Nur die Notausgangsschilder leuchteten. „Man hat uns vorgewarnt, dass es gruselig werden könnte, weil es überall knarzt: Das Holz arbeitet“, sagte Schindehütte.

Weil die Schönwasser-Stiftung das Projekt unterstützt und die Verantwortlichen auf viele „tolle Kooperationspartner“ stießen, konnten die Jugendlichen seit Dienstag eine Reihe von ungewöhnlichen Erfahrungen machen: ein Candlelight-Dinner im Fürthermare, eine Nacht im Freibad — nächtliches Schwimmen inklusive. Am nächsten Morgen schlüpften dann alle für einen Tauchkurs unter Anleitung von Fachleuten in Neoprenanzüge.

Und Donnerstag begann der Tag mit einer Rafting-Tour, die für Ahmet und die 14-jährige Annika zu den Highlights gehörte. „Extrem platt“ waren alle danach, sagt Schindehütte. Den Wachmacherjob hatten die Graffiti-Experten, die am Nachmittag nicht nur zeigten, wie man mit der Spraydose umgeht, sondern auch etwas über die Geschichte der urbanen Kunst erzählten — und über die rechtlichen Grenzen, die an gewöhnlichen Tagen bestehen.

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