Nachwuchs in Sicht: In Vach klappern wieder die Störche

6.3.2016, 10:00 Uhr
Nachwuchs in Sicht: In Vach klappern wieder die Störche

© Foto: Winckler

Der Storch ändert sein Zugverhalten – dieses Phänomen beobachten Experten schon seit Jahren. Immer mehr Großvögel, die den Frühling und Sommer in Bayern verbringen, zieht es auch im Winter nicht mehr fort, vermeldet der Landesbund für Vogelschutz (LBV). Andere quartieren sich in Spanien oder schon im Elsass ein, anstatt nach Afrika zu fliegen. Dadurch verkürzt sich auch der Rückweg, sie kommen deutlich früher heim nach Franken. Die meisten Afrika-Störche, die auf der Westroute über Gibraltar oder im Osten über den Bosporus wiederkehren, erwartet der LBV erst im Lauf von März und April.

Störche sind ortstreu. Zwar trennen sich die Paare meist bei der Reise ins Winterquartier, kommen dann aber im Frühling wieder am Nest des Vorjahres zusammen. Wenn dieses schon von einem Frühheimkehrer in Beschlag genommen wurde, drohen wilde Kämpfe, bei denen sich die Tiere mit ihren langen Schnäbeln schwere Verletzungen zufügen können. Herbert Schlicht, Naturschutzwächter in Fürth, ist stets heilfroh, wenn es nicht zu solchen Konfrontationen kommt. Vor mehreren Jahren, sagt er, verendete ein Storch, geschwächt von einem Kampf, in der Fürther Kläranlage.

Um das Paar, das vor Tagen das Nest auf der alten Vacher Brauerei bezogen und sich bereits gepaart hat, macht er sich keine Sorgen. Ein Beobachter vor Ort habe ihm mitgeteilt, dass es sich ziemlich sicher um die Stammbelegschaft handelt.

Anders in der Gustavstraße: Vor zehn Tagen hatte FN-Fotograf Hans-Joachim Winckler einen Storch im Wiesengrund am Karlsteg abgelichtet, auf dem Bild ließ sich sogar die Ringnummer erkennen: 6X667. Auf Bitten unserer Zeitung hat Schlicht inzwischen recherchiert: Das Tier wurde am 6. Juni 2009 im hessischen Biebesheim am Rhein beringt, wo es einen Vogelpark mit gut 20 Brutpaaren gibt.

Hat der Storch aus Hessen in den Pegnitzauen nur einen Zwischenstopp eingelegt? Oder hat er gar den Gustavstraßen-Schlot okkupiert? Schwer zu sagen, denn die Ringnummer ist auf den aktuellen Nestfotos kaum zu erkennen. Dass er sich in Fürth zuhause fühlen könnte, liegt nahe: Sein Geburtsort Biebesheim ist nur 30 Kilometer von Fürth im Odenwald entfernt.

Der hiesige Nachwuchs wird übrigens schon seit langer Zeit nicht mehr beringt. Schlicht zufolge dürfen das nur Experten, die darin Erfahrung und eine Genehmigung haben. Zudem sei es ein immenser Aufwand, an die Gustavstraßen-Störche heranzukommen; eine Drehleiter der Feuerwehr sei mindestens vonnöten.

Im Juli 2011 konnte ein einzelner Fürther Jungstorch im Nürnberger Tiergarten beringt werden. Dort wurde er aufgepäppelt, nachdem er sich bei einer Bruchlandung in der Königstraße verletzt hatte. Was aus ihm geworden ist, weiß Schlicht nicht. Viel wichtiger als das Beringen ist ihm ohnehin, dass der Nachwuchs nicht ausbleibt und 2016 ein ähnlich gutes Storchenjahr wie 2015 wird. Damals wuchsen in der Gustavstraße vier Jungtiere auf, in Vach waren es immerhin drei.

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