Nadelöhr am Bahnsteig in Siegelsdorf

22.11.2016, 16:00 Uhr
Nadelöhr am Bahnsteig in Siegelsdorf

© Günter Fremuth

Normalerweise kommen die Regionalzüge Richtung Neustadt/Aisch und Würzburg auf Gleis 1 an. Doch weil in Emskirchen die neue Bahn-Brücke mit den bestehenden Gleisen verbunden wird, enden diese derzeit in Siegelsdorf. Wer von hier nach Neustadt will, muss in die Busse umsteigen. Weil gleichzeitig am Richtungsgleis 1 zwischen Fürth und Siegelsdorf gearbeitet wird, müssen die Züge nach Bahnangaben den Bahnhalt 2 nutzen.

Familien mit Kinderwagen müssen die steile Treppe hinab, durch den Tunnel und wieder hinauf; ganz schwierig ist die Situation für Menschen mit Gepäck, Fahrgäste mit körperlichem Handicap oder Kinder.

Das größte Chaos herrscht abends kurz vor 17 Uhr: Normalerweise fahren zu dieser Zeit in einer Stunde fünf Züge Richtung Norden, die einen mit Ziel Neustadt und Würzburg, die anderen nach Markt Erlbach. Doch zurzeit kommen nur zwei Elektro-Züge in einer Stunde, diese sind aber fast doppelt so lang wie üblich.

Wenn sie die Wagen verlassen haben, müssen die meisten Fahrgäste im Tunnel nach rechts und dann wieder nach oben zum Bahnsteig vier. Die einen wollen die hinter dem Bahnhof wartenden Schienenersatzbusse (SEV) besteigen, andere steuern die Zenngrundbahn an. Die pendelt während der Bauphase meist nur zwischen Siegelsdorf und Markt Erlbach. Lediglich zwei Zugpaare täglich sind davon ausgenommen: Sie fahren ganz normal von und bis Nürnberg-Hauptbahnhof.

Für den Massenandrang scheint der Bahnsteig 2 genauso wenig geeignet zu sein wie der Tunnel unter den Gleisen. „Warum stehen da nicht wenigstens Ordner bereit, um das Chaos in Bahnen zu lenken?“ fragt ein Fahrgast und ergänzt: „Ich halte die Gesamtsituation für brandgefährlich und fürchte mich vor einer Eskalation.“

Für die Bahn ist das kein Thema. Die Zahl der Umsteiger in Siegelsdorf betrage maximal 500 Personen, sagt eine Bahnsprecherin. Sie schiebt den Schwarzen Peter dem Staatlichen Bauamt zu: Die Behörde führe „im Bereich Emskirchen unangekündigt und unabgestimmt Bauarbeiten auf der Bundesstraße 8 durch, die unsere SEV-Busse zu Umwegen zwingen“. Deshalb könnten die Fahrzeuge nicht am Bahnhofsvorplatz starten.

Das aber könnte die Situation im Tunnel erheblich entschärfen. Denn dann würde sich dort die Menschenmasse halbieren, weil die einen nach links zu den SEV-Bussen und die anderen nach rechts zur Zenngrundbahn laufen würden. Es scheint, das Chaos löst sich erst, wenn die Bahnbauarbeiten an der Emskirchner Brücke übernächste Woche zu Ende gehen.

Keine Kommentare