Namenloser Schrecken, vergeblicher Kampf

16.5.2013, 13:00 Uhr
Namenloser Schrecken, vergeblicher Kampf

© Thomas Scherer

Im amerikanischen Fünfziger-Jahre-Horrorklassiker „Blob - Schrecken ohne Namen" macht sich eine amorphe Masse in einer Kleinstadt breit. Wer in die Pfütze hineintappt, wird von ihr verschlungen und trägt auf diese Weise zum unaufhaltsamen Wachstum der scheußlichen Materie bei. Der Blob ist in der US-Populärkultur so geläufig wie Mickey Maus. Beide zusammen hat Zeichner Herbert Nauderer in Zirndorf vereinigt.

In düsterem Schwarzweiß, mit Tinte, Graphit und Oilstick schafft er eine Welt, zwischen Tomi Ungerer und Roland Topor angesiedelt. Hier bekämpfen feste konkrete Gestalten eine schwarze Masse, die sich wie zäher Kaugummi von Mensch zu Mensch per Berührung überträgt oder sich aus Düsen und Öffnungen ergießt.

Damit nicht genug, collagiert Nauderer Fotografien medizinischer Apparaturen: klobige, chromstahlblitzende Armaturen, Duschköpfe und Brausen, unter denen sich nackte Menschen winden, elektrische Geräte mit unheimlicher Aura.

Woher rührt die schwarze Masse? Nauderer ersinnt merkwürdige Hexenkessel, kombiniert Wülste mit Windungen von Schneckenhäusern und Schalltrichtern, aus denen die zähflüssige Ölpest sich breiig in die Landschaft ergießt. Angeblich, so erfährt der Besucher, beruhen diese Gestalten auf dreidimensionalen Modellen von Proteinen. Herbert Nauderer erreicht diesen Effekt, indem er die Formationen mit einem engmaschigen Gitternetz überzieht und so eine stupende Plastizität erzeugt. Und die schwarze Masse? Sie bleibt an den Menschen kleben wie das Pech an der Pechmarie, wie die Erbsünde am Christen. Sie stülpt den Figuren Mausmasken auf. Eine Charaktermaske, mit der wir unsere Individualität tarnen?

Der Kampf gegen die schwarze Masse scheint vergeblich. So jedenfalls suggeriert es Nauderers Video-Installation „Aus dem Leben eines Angestellten", worin ein Mann mit dem Kopf gegen die Wand rennt, während eine Hand nervtötend herumtrommelt. Kopf und Hand verfangen sich in der schwarzen Masse. Was bleibt übrig? Vielleicht aufgehen im Amorphen?

„Mausmannsland“: Galerie Pinder Park, Im Pinderpark 7. Donnerstags und freitags 15-17, samstags 11-13 Uhr. Bis 22. Juni.

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