Nestwärme für afghanische Waisenkinder

14.7.2005, 00:00 Uhr
Nestwärme für afghanische Waisenkinder

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Frustriert darüber, dass sich innerhalb der drei Jahre, während derer die neue afghanische Regierung an der Macht ist, so wenig positiv verändert hat, kehrte Ghamin heim. Bisher stattete er mit Hilfe von Spendengeldern mehrere Krankenhäuser mit Medikamenten und medizinischen Geräten aus, brachte Lebensmittel und Geschirr in Waisenhäuser und half, Brunnen zu finanzieren. Aus dieser Art von Unterstützung will der Arzt sich nun zurückziehen, weil er keine Notwendigkeit mehr dafür sieht und andere Projekte fördern möchte.

Während seiner jüngsten zweiwöchigen Reise brachte er 20 Waisenkinder, die bettelnd auf der Straße standen, in privaten Heimen unter. Für sie zahlt Ghamins Hilfsfonds monatlich nun einen Betrag von rund 100 Euro. Dafür erhalten die Kinder Unterkunft, Verpflegung, schulische Ausbildung sowie Betreuung durch eine so genannte „Ersatzmutter“.

Als Ersatzmütter arbeiten oft allein stehende Frauen, die von ihren Männern oder Familien verlassen oder verstoßen wurden. Die Spenden, die der Burgfarrnbacher Arzt sammelt, kommen auch diesen Frauen sowie einer Behindertenwerkstatt zugute, in der Prothesen hergestellt werden und in der manche Kinder in ein paar Jahren möglicherweise Arbeit finden.

Eine weitere Aufgabe sieht der Mediziner darin, schwer verletzte Mädchen und Jungen vorübergehend nach Deutschland zu holen, um sie hier operieren zu lassen. Ghamin arbeitet dabei mit dem Verein „Kinder brauchen uns“ zusammen, der vor allem Kinder auswählt, die durch explodierende Minen oder Gasflaschen schwere Brandverletzungen erlitten oder durch Autounfälle verstümmelt wurden.

Schwere Wunden

Während seines Rückflugs aus der afghanischen Hauptstadt Kabul nach Frankfurt begleitete und betreute der Burgfarrnbacher Arzt bereits zehn verletzte Kinder, die in Deutschland behandelt werden. In wenigen Tagen will er nochmals nach Afghanistan aufbrechen, um ein zehnjähriges Mädchen zu holen, das am ganzen Körper unter schweren Brandwunden leidet.

Das Zentrum für Wiederherstellungschirurgie und schwere Brandverletzungen am Nürnberger Klinikum Süd erklärte sich bereit, das Mädchen mehrmals zu operieren. Zwischen den Eingriffen wird das Kind bei Ghamins Familie wohnen.

Obwohl weder die Ärzte noch die Schwestern ein Honorar verlangen, belaufen sich die Kosten für die Operationen, langen Liegezeiten und aufwändigen Nachbehandlungen des Mädchens auf rund 10 000 Euro. Der Nürnberger Verein „Klabautermann“ hat sich bereit erklärt, mit Hilfe von Spendengeldern die Rechnungen zu begleichen. Habib Ghamin will demnächst weitere Kinder zur Behandlung nach Fürth holen und hofft auf die Unterstützung der Ärzte in den umliegenden Kliniken.

Während seines Aufenthaltes in Kabul beobachtete Ghamin immer wieder, dass zwar zahlreiche Geschäftshäuser gebaut werden, dafür aber Wohnungen ersatzlos weichen müssen und die Menschen plötzlich ohne Unterkunft vor dem Nichts stehen. Auch seine Mutter, zwei seiner Schwestern und die Familie seines Bruders waren von solch einer Ausquartierung betroffen. Den eigenen Angehörigen kam der Burgfarrnbacher Arzt mit seinem Privatvermögen zu Hilfe.

Für die rund 1000 Kinder des Waisenhauses „Aschiana“, auf Deutsch „Nest“, das abgerissen wird, weil an seiner Stelle ein Luxushotel entstehen soll, hofft er auf Spenden. „Die Jungen und Mädchen stehen sonst auf der Straße. Wir versuchen sie nun in anderen Heimen unterzubringen“, verspricht der Mediziner.

Spenden können unter dem Stichwort „Afghanistanhilfe“ auf das Konto Nr. 2006 der Sparkasse Fürth (BLZ 762 500 00) eingezahlt werden. Weitere Infos im Internet unter www.afghan-aid.de