Neubau für Flüchtlinge steht vorerst leer

26.12.2012, 10:00 Uhr
Neubau für Flüchtlinge steht vorerst leer

© Hans-Joachim Winckler

Im Herbst und beginnenden Winter platzte die Zirndorfer ZAE (Zentrale Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber) aus allen Nähten. In den auf 500 Asylsuchende ausgelegten Häusern am Rand der Rothenburger Straße drängten sich zeitweise 1000 Personen — unter ihnen viele Roma aus Serbien und Mazedonien, die in ihrer Heimat unter widrigsten Lebensbedingungen leiden. Nach den Zahlen der Staatskanzlei kamen allein aus diesen beiden südosteuropäischen Ländern im September 3400 Asylbewerber, ein Jahr zuvor waren es 170.

Der starke Flüchtlingsstrom führte dazu, dass in Zirndorf — neben München eine von bayernweit zwei Erstaufnahmeeinrichtungen — Menschen in der Cafeteria, in der Kapelle und im muslimischen Gebetsraum kampieren mussten. Die Regierung von Mittelfranken sah sich gezwungen, Mannschaftszelte und Garagen als Transiträume zu nutzen. Auf dem Hof mussten mobile WCs aufgestellt werden, Waschräume waren überfüllt. Um die Lage zu entzerren, sollte ein massiveres Übergangsquartier entstehen.

Dieses ist ab sofort zumindest im Erdgeschoss möbliert und bezugsfertig. Es handelt sich um ein dreistöckiges Container-Gebäude mit Außentreppen. Von langen Fluren in der Mitte führen links und rechts Türen in schmale Räume. Darin stehen: ein Stockbett, zwei Spinde, ein Tisch, zwei Stühle, ein Kühlschrank. Außerdem gibt es Sanitärräume, pro Etage eine Teeküche und im Erdgeschoss einen Raum mit Waschmaschinen. Beim Rundgang urteilt ZAE-Leiter Werner Staritz: „Als Unterkunft für kurze Zeit ohne weiteres geeignet.“

Damit elektrische Radiatorenheizungen Wärme in die Zimmer bringen, wurde nach Angaben von Klaus Gerstendorff, Leiter des Staatlichen Bauamts Nürnberg, extra eine neue Stromleitung gelegt und eine kleine Trafo-Station auf dem Areal der ZAE errichtet. Eine Lösung, die auf den ersten Blick wirtschaftlich nicht sinnvoll erscheinen mag, so Gerstendorff, doch wäre der Einbau einer Zentralheizung „extrem aufwendig“ gewesen.

Provisorium für ein Jahr 



Wie berichtet, hat das Wohnhaus provisorischen Charakter. Es soll vorerst ein Jahr auf dem ZAE-Areal stehen. Und, so Gerstendorff: Es sollte nach den Vorgaben der Regierung in Ansbach noch vor Weihnachten fertig werden. Zu kurz für die ursprünglich angedachte Raumzellenbauweise, die einen individuelleren Innenausbau ermöglicht hätte. Also griff das Bauamt auf Container zurück. Laut Gerstendorff wurden zirka 100 Container so aneinandergereiht und aufeinandergestapelt, dass das besagte langgestreckte dreistöckige Wohnhaus entstand. Inklusive Brandschutzwand und nötiger Vorarbeiten am Untergrund wurde die Investition auf knapp eine Million Euro veranschlagt. Gerstendorff geht davon aus, dass es dabei bleibt.

Beinahe absurd mutet vor diesem Hintergrund an, dass sich die Belegungssituation nach Angaben der Bezirksregierung mit zurzeit rund 550 Flüchtlingen in Zirndorf (plus 100 in den Außenstellen Nürnberg und Ammerndorf) „etwas entspannt“ hat. Speziell die Zahl der Flüchtlinge aus Serbien und Mazedonien ist, so Staritz, deutlich zurückgegangen. Der ZAE-Chef meint, es habe „sich wahrscheinlich herumgesprochen, dass die Asylanträge dieser Leute bevorzugt bearbeitet und abgelehnt werden.“

Trotz der nun moderaten Belegungszahlen, so der stellvertretende Sprecher der Regierung von Mittelfranken, Michael Münchow, sei im neuen Jahr „jederzeit wieder mit einer Steigerung der Zugänge“ zu rechnen. Das neue Wohngebäude sei daher keineswegs überflüssig. Die Zelte sind es offenbar schon. Seit Mitte November werden sie Münchow zufolge nicht mehr genutzt und sollen in den nächsten Tagen abgebaut werden. Ein beheizbarer Raum im Garagengebäude ist aktuell auch nicht belegt, bleibt aber „für etwaige Notfälle“ mit Stockbetten ausgestattet.

 

2 Kommentare