Neue Mitte in Fürth: Kaum noch Platz für Radler

21.4.2018, 06:00 Uhr
Neue Mitte in Fürth: Kaum noch Platz für Radler

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Von einer "Abstimmung mit den Füßen" spricht die städtische Innenstadtbeauftragte Karin Hackbarth-Herrmann. Die hohe Fußgängerfrequenz in der Neuen Mitte freut sie aus wirtschaftlicher Perspektive natürlich, weil sie für den Erfolg des Geschäftszentrums und dessen Aufenthaltsqualität spricht. Als Radlerin sieht sie sich jedoch ausgebremst. Es macht ihr aber nichts aus, abzusteigen, wenn das zur Sicherheit der vielen Passanten erforderlich ist. "Die schnellen Radler suchen sich ohnehin andere Routen", sagt sie.

Doch genau die sind rar. Denn in der Most- und Friedrichstraße erschweren hohes Verkehrsaufkommen und Einbahnregelungen das flotte Vorankommen - zumal es hier auch keine Schutzstreifen für Radler gibt. Vor dem Bau der Neuen Mitte konnten Fahrradfahrer noch einigermaßen sicher und zügig durch die Hallstraße und Rudolf-Breitscheid-Straße fahren. Das ist nun nicht nur wegen der vielen Passanten kaum noch möglich. Denn auch die Außenbestuhlung der Gastronomiebetriebe, der Tiefgaragen-Zugang, Warenpräsentation und Werbeträger engen den freien Raum ein.

Um einen Wildwuchs handelt es sich dabei nach Angaben der Innenstadtbeauftragten jedoch nicht. "Außenstände müssen immer genehmigt werden", erklärt Karin Hackbarth-Herrmann und fügt hinzu, dass die Einhaltung der genehmigten Fläche und die Qualität der Präsentation von Mitarbeitern des Tiefbauamtes überwacht würden. Außerdem müsse gewährleistet sein, dass eine ausreichend breite Fahrspur für die Feuerwehr freigehalten wird.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachtet auch Grünen-Stadtrat Harald Riedel als städtischer Pfleger der Radwege die Entwicklung. So sehr ihn das Florieren der Neuen Mitte freut, die Einschränkung des Radelns bereitet ihm Kopfzerbrechen. "Die Praxis sieht nun anders aus als auf den Plänen", gibt er zu bedenken. Und wenn auch noch das City-Center zu neuem Leben erwache, werde es für Radler zwischen Stadttheater und Freiheit kein Durchkommen mehr geben.

In diesem Zusammenhang beklagt Riedel auch den Wegfall des Radwegs vor dem umgebauten Einkaufszentrum Carré Fürther Freiheit in der Gustav-Schickedanz-Straße. Er spricht von einem "schwierigen Zwischenzustand". Denn Abhilfe zeichnet sich bereits ab. Wie berichtet, sollen bei der Renovierung der Königstraße Schutzstreifen für Radler abmarkiert werden. Ergänzend dazu wäre nach Riedels Vorstellungen eine sogenannte Umweltspur für Bus und Rad in der Schickedanz-Straße nötig.

Dass der Radverkehr eine neue Trasse durch die Innenstadt benötigt, steht auch für Olaf Höhne fest. Der Kreisvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs hat als vorbildliche Lösung die Regelung in Regensburg vor Augen, wo das Miteinander auch im Fußgängerbereich dank guter Beschilderung funktioniert. Die neue Radwegführung durch die Königstraße sei zwar prinzipiell gut, doch trage sie nur Radlern Rechnung, die weiter in den Wiesengrund wollen. Wer hingegen zum Einkaufen in die Innenstadt strebt, habe es nach wie vor schwer. Deshalb müsse der Bereich der Neue Mitte als wichtige Achse zum Queren der Fußgängerzone auch weiterhin für Radler offen bleiben.

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