Digitale Bildung: Schulen stehen vor großen Aufgaben

10.9.2018, 06:00 Uhr
Digitale Bildung: Schulen stehen vor großen Aufgaben

© Foto: Arne Dedert/dpa

Wieder ist die Tausender-Marke geknackt: Wie schon 2016 und 2017 werden heuer mehr als 1000 Erstklässler ihre Schullaufbahn in der Kleeblattstadt beginnen. Geburtenstarke Jahrgänge kommen jetzt in den Grundschulen an, sagt Fürths Schulreferent Markus Braun beim Pressetermin, für den er in die Rosenschule geladen hat, weil hier "viele der Entwicklungen zusammentreffen". Auch die Zuwanderung lässt Fürth wachsen.

Viele denken dabei an geflüchtete Familien. Doch größer ist in den Klassenzimmern die Zahl der Schüler, die mit ihren Familien aus südosteuropäischen EU-Ländern zugewandert sind, aus Rumänien, Bulgarien, Griechenland.

Migration gibt es aber nicht erst seit kurzem: Inzwischen haben rund 40 Prozent der Schulanfänger in Fürth einen Migrationshintergrund. Dazu zählen Kinder, die noch nicht lange hier leben, genauso wie Mädchen und Jungen, die in Deutschland geboren sind und Eltern oder Großeltern haben, die aus der Türkei, aus Polen oder anderen Ländern kommen. Unabhängig davon, ob sie fließend Deutsch oder eine andere Sprache sprechen.

Weil die Sprache der Schlüssel für die Integration und den schulischen Erfolg ist, sind für Kinder und Jugendliche, die erst noch Deutsch lernen müssen, spezielle Klassen vorgesehen. Fürs Jahr 2018/19 sind sie in Bayern neu konzipiert worden. Fortan heißen sie nicht mehr "Übergangsklassen", sondern "Deutschklassen". Das Erlernen der Sprache steht hier wie bisher im Vordergrund, auch in Fächern wie Mathe oder Sport. Die Stundenzahl wurde aufgestockt. In den Deutschklassen haben Erst- und Zweitklässler statt 22 nun 31 Stunden Unterricht pro Woche. Auch für Dritt- und Viertklässler erhöht sich die Zahl von 27 auf 31 Stunden.

Ziel ist, die Kinder möglichst innerhalb eines Jahres sprachlich so fit zu machen, dass sie in Regelklassen wechseln können. Den Schülern aber, die mehr Zeit brauchen, werde man sie nicht verweigern, versichert Ulrike Merkel, die Leiterin des Staatlichen Schulamts. Neu im Stundenplan der Deutschklassen ist das Fach "Kulturelle Bildung und Werteerziehung". Es soll den Kindern helfen, sich zurechtzufinden und gut zu integrieren. "Manche mussten sich in ihrem Heimatland um sich selbst kümmern", sagt Merkel. Sie sollen erfahren, dass es hier verlässliche Regeln gibt.

Chancen für alle

Die Integration werde eine langfristige Aufgabe der Schulen bleiben, prophezeit Braun. Mehr noch: Schulen seien die "Motoren der Integration", hier werde "das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Nationalitäten tagtäglich ganz selbstverständlich praktiziert". Man könne den Lehrern nicht genug dankbar dafür sein.

Wichtig wird in den nächsten Jahren daneben die "Digitale Bildung" sein. Kein Kind soll auf dem Weg ins Digitale Zeitalter zurückbleiben, so Braun. Die Stadt hat die Aufgabe, die Schulhäuser mit schnellem Internet, also mit Glasfaserinfrastruktur zu versorgen und Klassenzimmer mit Whiteboards und Medien auszustatten.

Digitalisierung und Werte

Die Lehrer wiederum müssten künftig eine "neue Kulturtechnik wie Lesen, Schreiben, Rechnen" vermitteln, sagt Braun. Das sei der Umgang mit digitalen Medien nämlich. Die Schulen fangen hier nicht bei Null an, betont er. Smartphones, Tablets oder Whiteboards werden im Unterricht schon genutzt. Aber es wird sich intensivieren – und es werde auch darum gehen, mit der medialen Bildung Werte und Verantwortung zu vermitteln. An den Schulen erlebe sie diesbezüglich eine große Offenheit, erzählt Schulamtsleiterin Merkel. In diesem Jahr ist "Digitalisierung" denn auch das Schwerpunktthema der Lehrerfortbildungen in Fürth.

Eine neue Höchstzahl vermeldet Braun unterdessen in Sachen Betreuung: 200 weitere Plätze wurden geschaffen. Inzwischen werden über 60 Prozent der Schüler in Horten oder Ganztagsschulangeboten betreut. 4356 Plätze stehen heuer zur Verfügung, fast 3000 davon in den Angeboten der offenen und gebundenen Ganztagsschule.

Ein Fan der Ganztagsschule

Braun, ein erklärter Fan der Ganztagsschule, ist überzeugt, dass diese nicht nur die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert, sondern mit ihrem "rhythmisiertem Alltag" den Bedürfnissen von Kindern besonders entspricht. Fächer, die Konzentration erfordern, wechseln sich ab mit Entspannung. Die Stadt habe sich deshalb beim Ausbau der Ganztagsschule besonders engagiert.

Nun aber steige auch die Nachfrage nach Ferienbetreuung. An zehn Standorten werden inzwischen 300 Schüler über acht Ferienwochen betreut.

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