Noch stehen in Fürths Straßen keine Zelte

19.10.2011, 09:00 Uhr
Noch stehen in Fürths Straßen keine Zelte

© Peter Millian

Nachdem die Buden der Michaeliskärwa abgebaut sind, bietet auch die Fürther Innenstadt wieder Platz. Doch noch sind hier Zelte, wie sie die Demonstranten in Hamburg oder Frankfurt vor den großen Banken aufgestellt haben, nicht zu entdecken. Und vermutlich wird das so bleiben. Pläne für Protestaktionen in der Kleeblattstadt gibt es jedenfalls noch nicht, sagt auf FN-Nachfrage Andreas Schneider, Sprecher der Fürther Gruppe der globalisierungskritischen Bewegung Attac, die bei den Anti-Banken-Protesten mitmischt.

Auch wenn es generell gut sei, an mehreren Orten zu demonstrieren, sei eine Stadt wie Frankfurt mit ihrem Symbolwert für die Finanzwirtschaft natürlich ein geeigneterer Ort für den Protest als Fürth, findet Schneider. Ganz ausschließen will er aber nicht, dass demnächst auch in der Kleeblattstadt Unmut über die Macht der Finanzmärkte gezeigt wird — am Samstagabend schon könnten sich Pläne formen. Dann nämlich lädt die Attac-Gruppe zu einer seit längerem geplanten Party im Fürther Babylon-Kino (ab 19 Uhr), die sich, wie es der Zufall will, um Banken dreht: um „gute“, die in nachhaltige Projekte investieren, und „schlechte“, die das Geld in Atomkraft und Waffengeschäfte stecken. Bei dieser Party, so Schneider, „kann es sein, dass sich eine Eigendynamik entwickelt“, dass Menschen die Initiative ergreifen und zum Protest aufrufen. Dass sich die Fürther bewegen lassen, habe sich ja schon bei den Anti-Atomkraft-Demonstrationen gezeigt.

Auch jetzt brenne den Menschen etwas auf den Nägeln, sagt Schneider. Zynisch komme vielen vor, „was in den entfesselten Finanzmärkten passiert“. Die Banken zocken und werden mit Milliarden gerettet — während sonst stets von leeren Kassen die Rede sei, wenn es um soziale Projekte gehe.

Dass am Wochenende Hunderttausende weltweit gegen die Banken demonstrierten, dafür hat auch Fürths Landrat Matthias Dießl, ein gelernter Bankkaufmann, „grundsätzlich Verständnis“. „Eine Krise jagt die nächste“, sagt er, die Proteste seien „Ausdruck der Unzufriedenheit und Hilflosigkeit“. Doch glaubt er, dass es „zu kurz gegriffen“ ist, die Kritik „allein an den Banken festzumachen“. Schuld an der Situation haben für Dießl „auch die Staaten, die über ihre Verhältnisse gelebt haben“. Zudem bedauert der Landrat, dass bei den aktuellen Protesten nicht unterschieden werde zwischen den Privatbanken, die hochriskante Geschäfte abschließen, und den öffentlich-rechtlich organisierten Geldinstituten (wie etwa die Sparkasse) und Genossenschaftsbanken, die regional verwurzelt und für die „Häuslebauer und Geschäfte vor Ort“ da seien. Die Banken dürfe man „nicht über einen Kamm scheren“. Der Protest treffe viele Bank-Mitarbeiter, die „vor Ort für die Menschen da sind und nicht spekulieren“. Schade finden das auch Hans Wölfel, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Fürth, und Thomas Gimperlein, Vorstand der Raiffeisen-Volksbank, die beide betonen, viel Verständnis für die Demonstranten zu haben. Nicht nachvollziehbar sei für ihn, so Wölfel, „was da an den Finanzmärkten abläuft“.

Gimperlein weist allerdings darauf hin, dass anders als 2008, als die Verantwortung für die Krise „zu 100 Prozent“ bei den Banken lag, die Ursache diesmal bei den Staaten zu suchen sei, die „über Jahrzehnte ihren Haushalt nicht in den Griff bekommen haben“. Der Protest müsse sich also gleichermaßen gegen die Politik richten, die zu wenig Lehren gezogen habe.

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